Münster, GOP Varieté, SPIN - mitreißendes Varieté-Vergnügen, IOCO Kritik, 05.02.2023
Spin - GOP Varieté-Theater
Harmonischer Varieté-Abend mit Comedy und Artistik
von Hanns Butterhof
Schon das Eröffnungsbild von Spin vermittelt den Eindruck einer harmonischen Artisten-Gruppe. Auf einem der Räder, die sich bei dem kurzweiligen Varieté-Abend im GOP Münster noch öfter drehen werden, spielt einer der vielseitigen Künstler schwungvoll sein Cello, während sich um ihn die anderen in einer ansprechenden Choreographie entfalten wie die Blüten-Blätter in Zeitlupe.
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Es ist ein Bild der Harmonie, die für den ganzen Abend und für jeden der Auftritte gilt. So führt gleich zu Beginn Leonie Körner ihr Cyr, das einreifige Geschwister des Rhönrads, mit Eleganz und lässt dem großen Rad dabei so viel Freilauf, als wäre es lebendig und tanzte mit ihr wie ein eingespielter Partner.
Ein eher romantisches Verhältnis verbindet Luzie Marschke mit ihrem Partner, dem Luftring, mit dem sie in großer Höhe phantastische Figuren zaubert. Dagegen zeigt sie sich dem Chinesischen Pfahl gegenüber durchaus leidenschaftlich, ganz anders als Johann Prinz. Das Kraftpaket wickelt sich cool an den Strapaten nach oben, als könne er mit unerschöpflichen Reserven der Schwerkraft spotten.
Für alle Formen der Partnerakrobatik, besonders für jedes Duo, ist Harmonie die Grund-Voraussetzung; bei „Spin“ kommen gleich drei zum begeisternden Einsatz. Das beginnt mit dem Duo One Line der Freunde Adrian Schulte-Zweckel und Jannis Nau, die eine umwerfende Diabolo-Performance hinlegen. Das One Line in ihrem Künstlernamen kommt nicht von ungefähr. Ihre Diabolos lassen sie so gemeinsam durch die Luft und zwischen den Beinen hindurch fliegen, als wären sie eine einziger Artist, der die Diabolos an einer einzigen Schnur tanzen lässt.
Eine gefällige partnerakrobatische Parallelaktion bietet auch das Duo Kraoul von Karim El Nakib und Raoul Rogula. Mit erstaunlicher Leichtigkeit laufen ihre spannenden Übungen ab; erst deren elegante Abschlüsse lassen das Publikum aufatmen.
Als drittes Duo im Bunde faszinieren die Canavaltwins der Zwillinge Florian und Michael Canaval. Ihre Jonglage mit vielen Keulen, die sie sich selbst bei völliger Dunkelheit mit blinder Sicherheit zuwerfen, ist mit ihrem Farbenspiel ein Genuss für die Augen.
Was nicht ganz selbstverständlich ist: Auch Spin-Regisseur Karlheinz Helmschrot fügt sich harmonisch in die Artisten-Gruppe ein. Zwar ist sein Einstieg mit einer Meditation über die Kombinations-Möglichkeiten der Buchstaben des Wortes „Moderation“ etwas mühsam, doch gewinnt er mit seinem zauberhaften Jonglieren mit Hut, Schirm und Ball, seinem klassisch gezupften Gitarrensolo oder dem rasanten Flamenco rasch das Publikum. Bei seiner irren Phänomenologie des Lachens gibt es dann kein Halten mehr, und das Publikum lacht Tränen.
Nach etwa zwei Stunden großer Beifall für alle an „Spin“ - Beteiligten und ihren kurzweiligen, unbedingt familienfreundlichen Varieté-Abend.