Münster, GOP Varieté Theater, MULTIVERSUM - Comedy, Magie, Akrobatik, IOCO
GOP Varieté Theater Münster: Ein Gespenst geht um auf der Bühne auf die Sebastian Drozdz eine bunte Elisabethanische Theater-Kulisse gebaut hat, in deren Fenstern sich die Räder der Zeit-Maschine ...
Multiversum - das GOP Münster erfreut mit witziger Moderation und außergewöhnlicher Akrobatik
Von Hanns Butterhof
Ein Gespenst geht um auf der Bühne des GOP Varieté-Theaters Münster, auf die Sebastian Drozdz eine bunte Elisabethanische Theater-Kulisse gebaut hat, in deren Fenstern sich die Räder der Zeit-Maschine drehen. Der mit merkwürdigen Instrumenten, fallweise auch einem unsichtbaren Jagdhund ausgestattete Geisterjäger Timothy Trust wird im Bühnen-Nebel auch rasch fündig: Diamond, ein blonder Geist im rosa Rüschenrock, erweist sich als der englische Dichter William Shakespeare, der beim Zeitsprung aus dem 16. Jahrhundert offenbar sein Geschlecht gewechselt hat. Ob sie zurück will in sein Jahrhundert, das ist nicht so ganz klar. Aber die periodischen Ansätze zu ihrer Rückkehr gliedern die Abfolge der Artisten, die aus dem Tor des Theaters auftreten. Und die sind durchwegs toll und überraschen mit nie oder höchst selten gesehenen Darbietungen in diesem Multiversum, durch das Timothy und Diamond mit Witz und Magie führen.
Am ehesten noch im bekannten Varieté-Rahmen balanciert Anton Shcherbyan spannend auf seinen extrem instabilen Rola Rola-Röhren und verliert selbst im Handstand nicht sein Gleichgewicht. Lisa Stampfl zeigt mit viel tänzerischem Ausdruck die Umkehr der üblichen Hula Hoop-Akrobatik, wenn sie mit vielen leuchtenden Reifen beginnt, um mit nur einem zu enden, und das, ohne dass dabei die Spannung nachlässt. Toll. Und dann geht es mit der ungewöhnlichen Ball-Jonglage von Stanislav Vysotskyi weiter. Er jongliert seine Bälle nicht nur mit gefesselten Händen, sondern auch verblüffend mit seinen feinfühligen Füßen. Mit Feinfühligkeit wartet Thomas Staath nicht auf: Der Kraftkerl jongliert mit schweren LKW-Reifen, die er hoch in die Luft schleudert und über seinen Rücken abrollen lässt, als wären sie so leicht wie Räder eines Kinder-Rollers. Doch am Chinesischen Pfahl zeigt sich Staath von einer Eleganz, die man diesem Muskelmann nie zugetraut hätte, als wäre für ihn gerade das Schwerste leicht.
Bis an die Schmerzgrenze aufregend und nie gesehen ist das Hairhanging von Alina Hryshkova. Nur an ihren langen Haaren am Seil hängend dreht sie n der Luft rasende Pirouetten und verbiegt sich anmutig mit unglaublicher Gelenkigkeit im Luftring.
Zwischen all dem unterhalten Timothy Trust und Diamond das Publikum sympathisch mit Zaubereien, witzigem Gespräch und schließlich einer erstaunlichen Mentalmagie. Bei der erfühlt Diamond mit verbundenen Augen, was Timothy im Zuschauerraum gezeigt bekommt oder was gar von einem Besucher gedacht wird. Voll verblüffend!
Und wenn man schon glaubt, damit sei Multiversum zu Ende, setzen die drei Grazien vom Trio ThreeG mit ihrer kunstvollen Partnerinnen-Akrobatik dem Ganzen abschließend ein spektakuläres Glanzlicht auf.
Der rundum gelungenen Schau in der Regie von Knut Gminder trägt man ihre etwas locker gestrickte Rahmenhandlung nicht nach, da sie durchgängig mit spritzigem Witz und exquisiter Akrobatik fesselt. Dafür gab es nach zwei Stunden zu Recht den lang anhaltenden, stehend dargebrachten Beifall des beglückten Premieren-Publikums.