München, Staatstheater am Gärtnerplatz, NON(N)SENSE - Musical Comedy, IOCO Kritik, 25.01.2022
Staatstheater am Gärtnerplatz München
NON(N)SENSE - Musical Comedy von Dan Goggin
- Kloster-Schwestern blühen auf, tragen Bananenröckchen, Kochhauben,tanzen -
von Daniela Zimmermann
Premiere! Endlich, seit dem 16.1.2022 können auch Münchner das „meistgespielte Klein-Musical der Welt“ NON(N)SENSE erleben und so einen beschwingten Abend in ihrem Gärtnerplatztheater verbringen.
Ausgedacht und komponiert hat diese Musical Comedy Dan Goggin, selbst ehemaliger Dominikaner-Schüler. Und alles begann mit einem abgelegten Nonnenhabit, ein "Nonnenkostüm", das ein Freund, ein Dominikaner-Mönch, Dan Goggin vor Jahren schenkte. Geschäftstüchtig kam Goggin die Idee, eine Freundin in das Habit zu stecken und mit ihr Nonnengrußpostkarten als Serie „Sister Mary Cardelia“, entstehen zu lassen. 35.000 Karten davon ließen sich ad hoc verkaufen; der Erfolg ermunterte Goggin zum nächsten Schritt: ein Kabarettprogramm, 1984, The Nunsense Story, welche er zusammen mit dem Buchautor Steve Hayes entwickelte.
NON(N)SENSE - Einführung - Gärtnerplatztheater youtube Gärtnerplatztheater [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Für diese Nunsense Story schrieb Dan Goggin einige Lieder, die das Publikum derart begeisterten, dass ihm klar wurde, dies kann der Stoff für ein erfolgreiches Musical sein. Konsequent erarbeiteten Goggin und Hayes daraus eine Musicalversion, die am 12. Dezember 1985 im New Yorker Cherry Lane Theater uraufgeführt wurde. Der Erfolg war und ist bis heute überwältigend. 500 Millionen US-Dollar hat das Stück inzwischen eingespielt, in 26 Sprachen wurde es übersetzt; mit mehr als 8.000 Folgeinszenierungen in der ganzen Welt, darf es sich mit Recht als das meistgespielte Klein-Musical der Welt bezeichnen. Was für eine Story, welch ein grandioser Erfolg für einen Newcomer in der Musical-Welt! Ins Deutsche übertragen wurde NON(N)SENSE von Markus Weber und Thomas Woitkewitsch. Die neue Fassung für das Gärtnerplatztheater erstellte Benjamin Baumann.
Die Handlung: Vier Schwestern und die Mutter Oberin sind der Restbestand des "Ordens der kleinen Schwestern von Hoboken". Eine leider sehr ungute Fischsuppe, mit dem schönen Namen Bouillabaisse Julienne, hat 52 Schwestern daran sterben lassen. 48 davon wurden beerdigt; aber für vier weitere Beerdigungen fehlt schlicht das Geld. Mutter Oberin hatte sich einen großen Flachbildschirm eingerichtet und flugs: alles Geld war futsch. Die vier unbeerdigten Leichen befinden sich also weiterhin in einer Kühltruhe. Was also spricht gegen eine Benefiz-Veranstaltung? Und schon sind wir mitten drin in Musical, werden wir zu Teilnehmern dieser Benefiz-Veranstaltung. Es klingt: "Spenden erwünscht, denn einen fröhlichen Geber, hat Gott lieb". Und die Schwestern des "Ordens der kleinen Schwestern von Hoboken" auf der Bühne des Gärtnerplatztheaters haben unterschiedliche Talente und die präsentieren diese den Besuchern voller Freude.
Inszeniert hat dieses Musical Josef E. Köpplinger, ehemals selbst Klosterschüler, ist verantwortlich für die „Theatralische Liturgie“. Fünf Nonnen lässt er ihre Show mit Charme, Temperament und viel gutem Willen präsentieren; sie sind ja keine Musicalstars und so beginnt es natürlich etwas holprig, wird aber zunehmend bunterer und munterer. Die Kloster-Schwestern blühen auf, tragen plötzlich Bananenröckchen, Kochhauben, erzählen singend ihre Geschichten, steppen und tanzen mit blühendem Charme; ihre Songs präsentieren sie ebenso mitnehmend mit perfekten Musical-Stimmen.
Die Klosterbaumeister/in (Bühnenbild) sind Judith Leihkauf und Karl Fehringer. Das Bühnenbild als Kloster, erinnert mehr an eine Jahrmarktbude. Die Engel, oberhalb des Klostereingangs, als Hüter der Pforte sind 2 Schaufensterpuppen mit angeklebten goldenen Flügeln. Darüber gibt es eine Empore für die Klosterband, die Hortus Musicus, mit ihrem Klosterkantor Andreas Partilla. Alle Bandmitglieder agieren in klösterlicher Tracht, heizen die verbleibenden kleinen Hobocen - Schwestern ordentlich ein.
Ein wenig problematisch ist die Akustik des fast leeren Theaters. Es hallt und dadurch wirkt sowohl die Musik als auch der Gesang relativ laut und die Texte sind kaum zu verstehen. Das ist schade und könnte durch die Möglichkeit des Mitlesens behoben werden.
Die fünf Schwestern sind Dan Goggin begegnet: es sind ehemalige Schulschwestern, deren Charakter er mit seiner Phantasie verbunden hat, so dass es zu ihnen passt. Mutter Oberin mit bürgerlichem Namen Dagmar Hellberg, Foto unten, spielt ihre Rolle großartig. Höhepunkt ihr Schnüffeln an einem Aufputschmittel. Schwester Maria Hubert, bürgerlich Tracy Adele Cooper, von Berufung Nonne und Stellvertreterin der Mutter Oberin. Ihr Temperament und ihre kräftige Stimme bringen richtig Schwung in das Musical. Ihr obliegt die Betreuung der Novizinnen; ihr Motto: "lammfromm, aber bärenstark".
Schwester Robert Anne, bürgerlich Florine Schnitzel, hat viele Talente und ärgert sich, nur die Zweitbesetzung zu sein. Sie spielt mit Hingabe und singt und steppt und zeigt dabei so viel Humor und Kampfgeist. Den braucht sie im Kloster, besonders wenn es gegen die Anordnungen der Mutter Oberin geht.
Schwester Maria Amnesia, bürgerlich Florine Schnitzel, sehr liebenswert und eine tragende Säule der Gemeinschaft. Sehr vergesslich, seitdem ihr ein Kruzifix auf den Kopf gefallen ist. Sie ist auch singend und tanzend sehr engagiert bei der Benefizveranstaltung. Maria Leo, bürgerlich Frances Lucey, ist noch Novizin und eine heimliche Tänzerin. Endlich darf sie ein Tutu tragen, nur heute, und dies macht sie so glücklich.
Lasst auch Euch NON(N)SENSE, das sprudelnde Nonnendrama im Gärtnerplatztheater, keinesfalls entgehen. Es besitzt herrliche Songs, ist amüsant und fröhlich.
---| IOCO Kritik Staatstheater am Gärtnerplatz |---