München, Opernfestspiele 2023, TRISTAN UND ISOLDE - Richard Wagner, IOCO Kritik, 2807.2023
Tristan und Isolde - Richard Wagner
- Münchner Opernfestspiele 2023 -
von Daniela Zimmermann
Tristan und Isolde von Richard Wagner, wurde am 10. Juni 1865 in München, im Königlichen Hof- und Nationaltheater in seiner Anwesenheit unter der Leitung von Hans von Bülow uraufgeführt. Die Oper besitzt hohe emotionale Intensität und innovative Harmonik, die als wegweisend angesehen und einen großen Einfluss auf Komponisten des 20. Jahrhundert hatte. Die Uraufführung fand in München auch durch die großzügige Unterstützung von König Ludwig II. von Bayern, 1845 - 1886, statt.
Tristan und Isolde, entstanden aus einer mittelalterlichen Sage über die tragische Liebesbeziehung zwischen Tristan, einem Ritter und Isolde , einer irischen Prinzessin. Die Handlung erzählt von ihrer verbotenen Liebe, ausgelöst durch einen Liebestrank.
Die Oper: Tristan wird von König Marke in England als Brautwerber geschickt, um Isolde für sich zu gewinnen. Auf Ihrer Reise nach England auf dem Schiff, trinken Tristan und Isolde einen Liebestrank, der sie unwiderruflich ineinander verliebt. Trotz gesellschaftlicher Traditionen und Absprache, dass Isolde Königin England werden soll, können Isolde und Tristan ihre Liebe zueinander nicht verleugnen. Sie führen eine heimliche Beziehung, von Eifersucht, Verlustängsten und Sehnsucht geprägt. Ihre Liebe ist intensiv und aufrichtig, aber gleichzeitig auch von Schuldgefühlen und moralischen Konflikten überschattet. Als König Marke von ihrer Affäre erfährt, ist er zutiefst enttäuscht. Er fühlt sich von Tristan verraten, der ihm treu ergeben sein sollte. In einem emotionalen Höhepunkt kommt es zum dramatischen Finale, in dem Tristan stirbt und Isolde ihm mittels eines Todestranks folgt.
Psychologisch bescheibt die Oper die komplexe Dreierbeziehung zwischen König Marke, Tristan und Isolde, geprägt von intensiver Leidenschaft und romantischer Liebe. Die Charaktere sind von ihren Gefühlen so überwältigt, dass sie ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen und moralischen Grenzen ignorieren. Ihre Liebe scheint sie von der Außenwelt zu isolieren. Trotz dieser überbordenden Gefühle, können sie sich in Reality nicht dieser hingeben, es bleibt bei dem Wunsch, der Sehnsucht danach, hängen. Alles theoretisch in einer Art der Selbstfindung mit Hilfe einer legendären Romanze.
Darüber hinaus enthält die Oper Aspekte von Eifersucht, Verlust und Sehnsucht, die die Charaktere in emotionale Konflikte stürzen. Das entspricht der menschlichen Natur, die nach tiefer Verbindung und Erfüllung in einer Beziehung sucht, selbst wenn diese mit Schmerzen und Schwierigkeiten verbunden ist. Sie gibt Einblicke in die Komplexität der Liebe.
Inszeniert wurde diese Aufführung in 2021 von dem bekannten Regisseur Krzysztof Warlikowski, überaus reduziert. Das Bühnenbild, ein Holz getäfelter großer Raum im Stile der 1920er Jahre, Art-Deco-Stil, ergänzt durch an die Wand projizierte Videos von Kamil Polak. Das Inventar, ein paar wenige Ledersessel, sowie ein kleines Sofa. Die Videos, die die Liebesbeziehung wiederspiegeln sollten, waren wnig inspirierend und vom Sujet her wenig passend: die Sehnsucht zueinander war darin wenig nachvollziehbar. Kreisende Möven begleiten das Schiff und vermitteln so den Eindruck einer Überfahrt. In den Sesseln, einige Meter entfernt, sitzen Tristan und Isolde und schwärmen von ihren Gefühlen zueinander, dabei strecken sie immer wieder ihre Arme aus, aber letztlich zu weit entfernt, um sich zu berühren. Auch der Liebestod wird immer wieder angesprochen. Eine Video Blumen Assoziation schmückt den Hintergrund beim Liebestrank.
Merkwürdig die Inszenierung im 3. Akt. Mehrere Puppen sitzen um einen größeren Tisch, mitten darin Tristan. Er kämpft mit seinen Kindheits-Träumen; die Puppen stehen für seine Lebensbegleiter.
Gesungen wird der Tristan von Stuart Skelton, ein gefeierter Tristan Darsteller. Er singt die Partie mit gefühlvoll kräftig stimmlicher Ausdrucksstärke und einer emotionalen Tiefe. Gesanglich eine eindrucksvolle Darbietung, leider ist er körperlich sichtbar eingeschränkt und das passt eigentlich nicht zu einem Tristan Heldentenor. Anja Kampe singt die Isolde als herausragende Sopranistin mit starker Bühnenpräsenz und glänzt mit der dazugehörigen dramatischen Ausdruckskraft. Sehr beeindruckend die emotionale und Nuancenreichen Stimmeführung. Großen Applaus für den König Marke, gesungen und gespielt von René Pape. Seine tiefer Bass, gibt der Rolle des Königs eine ausdrucksstarke Präsenz. Er verleiht seiner Rolle so viel Leben durch seine beeindruckende Interpretation. Wolfgang Koch singt und spielt agil und energiegeladen den Kurwenal, der zum Schluß so verzweifelt ist. Brangäne singt die Mezzosopranistin Jamie Barton, kraftvoll und leidenschaftlich.
Sean Michael Plumb überzeugt als Melot, Jonas Hacker als Hirte mit sehr schöner Stimme, Liam Bonthrone als junger Seemann.
Die musikalische Leitung an diese Abend hatte Lothar Koenigs. Er dirigierte das Orchester emotional und meisterte die vielen komplexen Nuancen der Partitur. Die berühmteste Passage, der "Tristan Akkord“, trägt den Leitklang der Komposition: Er erzeugt die harmonische Spannung, die Leidenschaft und die Sehnsucht, die sich in den Hauptfiguren wiederspiegelt. In diesem Akkord spiegelt sich Richard Wagners große Komposition, seine Vorliebe für musikalische Unendlichkeit und Auflösung von Spannungen. All das konnte das Orchester und sein Dirigent musikalisch ausdrucksstark wiedergeben.