München, Opernfestspiele 2023, SEMELE - Georg Friedrich Händel, IOCO Kritik, 30.07.2023

München, Opernfestspiele 2023, SEMELE - Georg Friedrich Händel, IOCO Kritik, 30.07.2023
Bayerische Staatsoper München
Prinzregententheater München © Felix_Loechner
Prinzregententheater München © Felix_Loechner

SEMELE - Oratorium - Georg Friedrich Händel

- Münchner Opernfestspiele 2023 -

von Daniela Zimmermann

Anläßlich der Münchner Opernfestspiele 2023 wird die Barock-Oper Semele - The Story of Semele - von Georg Friedrich Händel, Neuproduktion der Bayerischen Staatsoper, als Festspielpremiere im Prinzregententheater neu aufgeführt.

Semele wurde von Georg Friedrich Händel in nur einem Monat komponiert. Das Libretto dazu stammt von William Congrave. In England gilt Semele als englisches Oratorium, das 1744 im Royal Opera House Covent Garden, London uraufgeführt wurde. Die Handlung basiert auf der griechischen Mythologie. Der Händel-Forscher, Winton Dean, würdigte diese Arbeit „als eine der reinsten Neuschöpfungen griechischen Geistes in der europäischen Kunst.“

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Semele ist eine irdische sterbliche Prinzessin, deren Vater möchte, dass sie Athamas heiratet, die aber von Jupiter, dem König der Götter geliebt wird. Jupiter ist mit Juno verheiratet, der eifersüchtigen Gattin, die Semele vernichten möchte. Semele ist vom Gedanken besessen, Göttin zu werden und fordert Jupiter auf, sich ihr in all seiner göttlichen Pracht zu offenbaren. Zögerlich willigt Jupiter ein, obwohl sein treuer Bote Iris und der Titan Somnus davor warnen, dass Sterbliche die göttliche Erscheinung nicht ertragen können. In dem Moment, in welchem Jupiter Semele in göttlichen Pracht erscheint, ist ihre sterbliche Natur,  der göttliche Erscheinung nicht gewachsen und sie verbrennt in den Flammen Jupiters. Semeles Schwester Ino und ihr Geliebter Athamas trauern um sie, während Juno triumphierend ihren Sieg über Semele verkündet. Die Oper, das Oratorium endet mit einem feierlichen Chor, der den Aufstieg von Semeles Seele zum Olymp zeigt, wo sie von Jupiter  zur Göttin erhoben wird und so unsterblich aufgenommen wird.

DasOratoriums bechreibt die Sterblichkeit der menschlichen Natur und die Folgen, wenn man sich göttliche Macht aneignen will. Semele opfert den irdisch sterblichen Zustand für ihre Unsterblichkeit im Olymp..

Die Aufführung ist ein großer Erfolg, Dank des Regisseurs Claus Guth. Ihm gelingt es, diese an sich traurige Geschichte so zauberhaft zu inszenieren, dass diese Aufführung für alle eine große Freude ist. Michael Levine schuf das Bühnenbild. Es beginnt mit der großen Hochzeit von Semele. Ein großer fensterloser, weißer Raum, eine elegante Hochzeitsgesellschaft, eifrige Hochzeitsplaner und Bedienung und eine ausgelassene Stimmung. Doch dann will die Braut nur weg. Anlass dafür sind schwarze Federn, die "vom Himmel" herab schweben und sie an ihren wahren Geliebten den Gott Jupiter erinnern, der sich ihr in Gestalt eines Adlers gezeigt hatte. Da helfen auch nicht die mahnenden Worte des Vaters Cadmus:daughter obay“. Die Braut will nur weg und schlägt mit der Axt ein Loch in die Wand und begibt sich in die schwarze, für sie so verlockende,  Welt der Götter.  Kostüme Gesine Völlm, gelungen, chic und reizvoll in den Farben.

Bayerische Staatsoper / SEMELE - Oratorium © M. Rittershaus
Bayerische Staatsoper / SEMELE - Oratorium © M. Rittershaus

Semele lebt glücklich mit Jupiter, aber ihre übersteigerten Wünsche, raffiniert geschürt von der eifersüchtigen Juno, führen ins Verderben. Jupiter möchte sie von ihren Forderungen ablenken und arrangiert großartige Unterhaltung. So tritt der Countertenor Athamas, nicht nur als Bräutigam, sondern auch als perfekter Breaktänzer auf; es gibt Ballett und Akrobatik und amüsante darstellerische Aktivitäten des Ensembles.

Brenda Rae spielt, singt die Semele. Mit ihrer klaren und virtuosen Stimme meistert sie die musikalisch anspruchsvollen Koloraturen der Semele mit einer gewissen Leichtigkeit. Auffallend gut ihre Bühnenpräsenz und  Interpretation der Rolle. Michael Spyres ist Jupiter: mit kraftvoller und nuancierter Interpretation für diese Rolle. Seine Stimme von emotionaler Tiefe und Ausdruckskraft, vermittelt göttliche Präsenz und Macht. Seine Auftreten ist sehr beeindruckend. Mit einer fesselnden Bühnenpräsenz glänzt die Mezzosopranistin Emely d’Angelo als rachsüchtige Juno. Mit ihrem warmen klangvollen Alt vermittelt sie glaubhaft die Emotionen und Charakterzüge der Juno. Athamas, der Bräutigam wird gesungen von dem polnischen Countertenor Jakub Josef Orlinski. Seine Stimme ist voller Agilität und sehr kräftig. Er liebt die Bühne, sein charismatisches Auftreten ist bemerkenswert. Die Schwester der Semele ist Ino, dargestellt von Nadezhda Karyazina: mitfühlend mit dem Schicksal ihrer Schwester Semele und singt ihre Arien mit emotionaler Virtuosität

Dirigent Gianluca Capuano besitzt große Erfahrung mit Barock-Opern und führte das Orchester mit goßer Sensibilität durch die Barock-Komposition.

Das Leben geht weiter und wenn Semele nicht will, dann eben Ino, die zweite Tochter des Cadmus. Sie liebt Athamas und so wird die Hochzeit freudig weitergefeiert. Im gleichen Saal, mit den gleichen Gästen und den nun glücklichen Brauteltern. Stimmung pur. Abseits sitzt Semele, nicht mehr ansprechbar und gebiert ihren Sohn Dyonisios.

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