München, Gärtnerplatztheater, WALDMEISTER – Johann Strauss, IOCO
Das Ensemble überzeugt mit Gesang und im Spiel auf ganzer Linie, in großer Besetzung. Dazu der exzellente Chor, Einstudierung Pietro Numico.

von Daniela Zimmermann
Waldmeister feiert am Gärtnerplatztheater Premiere mit unerwarteter Wassereinlage.
Mit einer fulminanten neuen Inszenierung von Johann Strauss' Operette Waldmeister feiert das Gärtnerplatztheater ein besonderes Jubiläum: den 200. Geburtstag von Johann Strauss, Meister des Wiener Walzers. Intendant Josef E. Köpplinger setzt damit ein humorvolles Statement in der aktuellen Spielzeit.
Die Premiere verlief jedoch nicht ganz ohne Überraschung: Eine Solistin löste unbeabsichtigt die Sprühflut-Löschanlage aus, wodurch die Bühne plötzlich geflutet wurde. Der eiserne Vorhang senkte sich. Dank des schnellen Einsatzes der Theatertechniker sowie von 35 Feuerwehrmännern konnte die Vorstellung nach 45-minütiger Unterbrechung fortgesetzt werden. Der Wasserguss, der in seiner Symbolik durchaus zur heiteren Operettenhandlung passte, kam lediglich etwas verspätet – das Publikum nahm das ungewöhnliche Ereignis mit Humor.
Mit dieser Inszenierung setzt Josef E. Köpplinger erneut ein Zeichen für seine kreative Theaterarbeit und feiert zugleich das große musikalische Erbe von Johann Strauss. Das Stück ist in den 1950er Jahren angesiedelt. Die Atmosphäre von Dorfleben, Natur und einer vermeintlich heilen Welt wird in der Inszenierung betont dargestellt. Gleichzeitig verleiht Josef E. Köpplinger der Inszenierung eine moderne Note durch Elemente von sexueller Freizügigkeit und einem gewissen „sexuellen Chaos“. Bühnenbild sehr liebevoll angepasst von Walter Vogelweider, Kostüme Uta Meenen.
Die Operette Waldmeister wurde am 4. Dezember 1895 in Wien uraufgeführt. Das Libretto stammt von Gustav Davis. Josef E. Köpplinger hat das Libretto für diese Aufführung neu bearbeitet. Die Operette spielt in einer schönen ländlichen Umgebung, mit viel Verwechslungskomik, Liebeswirren und vor allem einer charmanten, wundervoll beschwingten Musik.

Der etwas weltfremde Naturwissenschaftler Professor Müller sammelt im Wald Pflanzenproben, darunter Waldmeister, um deren berauschende Wirkung zu untersuchen. Parallel dazu sind einige junge Forsteleven zu einer Jagdpartie im Land, darunter die hübsche kokette Sängerin Pauline mit ihrer Sekretärin Jeanne. Ein unerwartetes Gewitter mit prasselndem Regen bringt die ganze Ausflugsgesellschaft durcheinander und voll durchnässt finden alle Zuflucht im noch nicht eröffneten Gasthof „Zur Waldmühle“. Die noch unberührte Personalgarderobe wird gegen die nasse Jagdkleidunggetauscht. Die Sängerin Pauline wird gleich von 2 Männern umschwärmt, von dem schüchternen Botaniker Kuschel und von dem etwas forscheren, liebeskranken Forstmeister Tymoleon von Gerius, der jedoch mit der Amtsmeistertochter Freda verlobt ist. Auch Müller landet durchnässt im Gasthof, und wieder trocken, braut er einen besonders starken Waldmeister -Punsch, dessen Wirkung die ganze Gesellschaft heiter und enthemmt macht. Die Wirkung des Punsches entfaltet sich immer stärker. Weitere Dorfbewohner, darunter der Bürgermeister und andere Honoratioren, finden sich im Gasthof ein und geraten ebenfalls in den Bann des Waldmeister-Punsches. Intrigen und Missverständnisse häufen sich, wer liebt wen? Schließlich beschließen die Honoratioren, das Fest in einen Maskenball zu verwandeln. Die Stimmung bietet sich dafür an und kostümiert sind sowieso alle. Niemand weiß, wer sich hinter den Personalgewändern verbirgt.
Nach ausgelassener Nacht kehrt die Klarheit wieder ein. Die Wirkung des Punsches verfliegt. Pauline entscheidet sich für den ehrlichen Kuschel. Tymoleon von Gerius nimmt es sportlich und bleibt bei seiner Freda. Jeanne landet in den Armen eines Jagdeleven. Auch die Honoratioren und die anderen Beteiligten versöhnen sich. Am Ende feiert das ganze Dorf ein großes Happy End Fest, natürlich mit dem berühmten Waldmeister Punsch und unter den letzten heiteren Walzerklängen.

Das Ensemble überzeugt mit Gesang und im Spiel auf ganzer Linie, in großer Besetzung. Dazu der exzellente Chor, Einstudierung Pietro Numico. Sophia Keiler verleiht der Pauline mit ihrem charmanten Auftreten und ihrem raffiniert geführten Gesang eine bezaubernde Ausstrahlung. Daniel Prohaska verkörpert Professor Müller mit beeindruckender Intensität und feinem Gespür für Nuancen. Ludwig Mittelhammer gestaltet Tymoleon von Gerius kraftvoll und markant, während Andreja Zidaric als Freda mit großer Emotionalität und Wärme berührt. Anna-Katharina Tonauer zeigt zudem als Jeanne eine bemerkenswerte Wandlungsfähigkeit und besticht durch ihre klare Stimme. Robert Meyer als Amtshauptmann Heffele rundet das Ensemble mit seiner Charakterdarstellung ab. Alle tragen mit ihrem leidenschaftlichen Gesang und Spiel zu einer gelungenen Aufführung bei.
Die musikalische Leitung dieses Abends lag in den Händen von Michael Brandstätter. Unter seiner Führung entfaltete sich die Musik in wunderbare Leichtigkeit und beschwingte Schönheit. Schon das ausgedehnte Vorspiel zu Beginn zog das Publikum in seinen Bann, und auch das lange Nachspiel wirkte wie eine Verlängerung der Magie über die Vorstellung hinaus – es begleitete die Zuhörer förmlich hinaus aus dem Theater. Musik von Strauss erklang dabei in ihrer ganzen Pracht. Selbst im 3. Akt, als einige Instrumente durch das Wasser ausfielen und in kleinerer Besetzung weitergespielt wurde, blieb die musikalische Qualität hoch.