München, Gärtnerplatztheater, LA CAGE AUX FOLLES - Jerry Herman, IOCO
Das Stück ist geprägt von einer lebhaften und mitreißenden Atmosphäre, die durch humorvolle Dialoge und emotionale Momente fesseln. Die zentrale Botschaft von Akzeptanz und Selbstfindung wird durch die Inszenierung eindrucksvoll vermittelt.

von Daniela Zimmermann
Ein großartiger Musicalabend mit La Cage aux Folles im Gärtnerplatztheater
Was für ein beschwingter Abend! Das Musical La Cage aux Folles wurde 1983 am Broadway uraufgeführt und basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Jean Poiret. Die Musik stammt von Jerry Hermann, das Buch schrieb Harvey Fierstein. Die Uraufführung war ein großer Erfolg und gewann mehrere Tony Awards, darunter für das beste Musical. Schön, dass dieses großartige Musical jetzt auch im Gärtnerplatztheater gelandet und von Josef E. Köpplinger großartig inszeniert wurde. Köpplinger setzt die Produktion auf viel Tempo, opulente und schöne Kostüme von Alfred Mayerhofer, mitreißende Tanzszenen eines eindrucksvollen Männerballetts, choreografiert von Adam Cooper, sowie abwechslungsreiche und stimmungsvolle Bühnenbilder von Rainer Sinell. Doch durch das rasante Tempo gehen leider Feinheiten der Charaktere und Auseinandersetzungen der unterschiedlichen Welten etwas verloren. Alles fügt sich zu glatt, zu leicht, gerade die Gegensätze, die dem Stück seine emotionale Tiefe verleihen, hätten mehr herausgearbeitet gehört.
Das Musical spielt 1983, als Homosexualität, noch etwas Anstößiges und keineswegs die Toleranz von heute kannte. Josef E. Köpplinger beginnt das Stück mit der Ouvertüre, die eine schnelle Rückblende über die gesellschaftliche Entwicklung der Homosexualität von heute bis ins Jahr 1973 überleitet. Damals wurde das „Anders sein“ noch stark geächtet, gesellschaftlich ausgegrenzt und oft kriminalisiert. Diese dramaturgische Entscheidung macht die frappierenden Veränderungen der letzten Jahrzehnte spürbar und bildet einen interessanten Einstieg.

La Cage aux Folles erzählt die Geschichte von Georges, dem Besitzer des Nachtclubs in Saint Tropez und seinem langjährigen Partner Albin, der als Drag-Queen der Star Zaza des Clubs ist. Gemeinsam haben sie Georges Sohn Jean-Michel großgezogen, der aus einer früheren Beziehung stammt. Als Jean-Michel ankündigt, die Tochter eines konservativen Politikers heiraten zu wollen, entstehen Komplikationen. Jean-Michel bittet seinen Vater, Albin während des Besuches der zukünftigen Schwiegereltern fernzuhalten, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dies führt zu einer Reihe von Missverständnissen und turbulenten Ereignissen, die die zentrale Botschaft des Musicals, Akzeptanz und die Bedeutung der Familie, humorvoll und berührend vermitteln.
Daniel Prohaska ist ein hinreißend charmanter Nachtclubbesitzer, ein liebevoller Partner und ein glänzender Sänger. Eine Paraderolle für ihn. Armin Kahl bringt mit großem Engagement seine Interpretation des Albin/Zaza auf die Bühne. Sein Vortrag „Ich bin, was ich bin“, am Ende des ersten Aktes, ist berührend und bringt so grundlegende Gefühle zum Ausdruck, zu seiner eigenen Identität zu stehen, ohne sich zu verstecken oder zu entschuldigen. Erwin Windegger spielt etwas überrumpelt, die Rolle des konservativen Politikers Edouard Dindon. Florentine Beyer ist die Tochter Dindons und die Braut von Jean-Michel. Christian Schleizer spielt die Rolle des Butlers, der sich aber selbst lieber als Zofe sieht. Er möchte am liebsten selbst auf der Bühne stehen. Sein exzentrisches und humorvolles Wesen sorgt für viele komische Momente. Jaqueline, die liebe Freundin und Restaurantbesitzerin, singt und spielt Anna Overbeck.

Das Stück ist geprägt von einer lebhaften und mitreißenden Atmosphäre, die durch humorvolle Dialoge und emotionale Momente fesseln. Die zentrale Botschaft von Akzeptanz und Selbstfindung wird durch die Inszenierung eindrucksvoll vermittelt. Ein besonderes Highlight der Aufführung ist das energiegeladenen Männerballett, das mit seinen vielseitigen Tänzen beeindruckt. Allein beim Zuschauen des getanzten Cancans, die Röcke hoch in die Luft geworfen, bleibt einem selbst als Zuschauer, fast die Luft weg, so dynamisch wird da getanzt. Diese Tanzgruppe trägt maßgeblich zur lebendigen und unterhaltsamen Stimmung des Musicals bei.
Die Nutzung der Drehbühne ermöglicht nahtlose Übergänge zwischen den verschiedenen Schauplätzen, wie die Privatwohnung, dem Nachtklub und einem Restaurant. Diese flexiblen, abwechslungsreichen Bühnenbilder fördern die Erzählweise im vorgegebenen Tempo und unterstreichen die Vielseitigkeit der Inszenierung.

Jeff Frohner, hat die musikalische Leitung und dirigiert einfühlsam und präzise das Orchester, das unter seinem Dirigat die vielfaltigen Facetten der Musik zum Ausdruck bringt, die von mitreißenden Showmelodien bis hin zu gefühlvollen Balladen reichen. Seine Erfahrung und sein musikalisches Feingefühl bereichern und ergänzen das Zusammenspiel auf der Bühne. Das Publikum war begeistert und belohnte die Darsteller mit Standing Ovations.