München, Gärtnerplatztheater, FIGAROs Hochzeit - W. A. Mozart, IOCO Kritik

von Daniela Zimmermann 

Wolfgang Amadeus Mozart komponierte Figaros Hochzeit im Jahr 1786, basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais. Das Libretto, für diese Oper, schrieb der hochbegabte Poet Lorenzo Da Ponte. Da Ponte hat für drei Mozart Opern das Libretto geschrieben; Le Nozze di Figaro war davon die erste und wurde sofort ein großer Erfolg. Seither ist diese Oper weltweit bleibender Bestandteil der Spielpläne kleiner wie großer Musiktheater.

In der damaligen Zeit, dem späten 18. Jahrhundert, stellten Handlung und Komposition von Figaros Hochzeit eine kritische Reflexion der gesellschaftlichen Hierarchie und der Machtverhältnisse dar. Die Themen Ehe, Liebe, Intrigen und  soziale Klassenunterschiede wurden  in der Oper auf subtile und humorvolle Weise behandelt, was zu kontroversen Diskussionen und größeren Problemen führte. Beaumarchais Werk, aber mit dem von da Ponte so neu gestaltetem Libretto und Mozarts Vertonung trafen auf Widerstand seitens der Adelsklassen und der Zensur: sie stellten die sozialen Normen und Hierarchien der damaligen Zeit in Frage und spiegelten den aufstrebenden Geist der Aufklärung wider. Trotz all dieser Hindernisse,  erfreute sich Figaros Hochzeit, sofort großer Beliebtheit und nach wie vor  zählt sie  zu den großen und zeitlosen Meisterwerken.

Inszeniert wurde Figaros Hochzeit im Theater am Gärtnerplatz von Josef E. Köpplinger, welcher die Handlung ins Spanien der 1960iger Jahre verlegt. Premiere dieser Oper in München war im Juni 2023; nun, am 18.2.2023 gab es eine Spielzeitpremiere mit neuer Besetzung.

So politisch die Oper damals war, heute und in dieser Inszenierung ist sie unpolitisch. Im Mittelpunkt die damals als fast normal angesehene Untreue des Grafen und dessen rücksichtslose Ausübung von Macht. Das alles ist sehr unterhaltsam und wird unterstützt von der mitreißenden Musik Mozarts. Das Bühnenbild gestaltete Johannes Leiacker. Das Schloss des Grafen, die Wände, die Fenster, alles morbide, im Zerfallen, als Ausdruck der Zeit, kurz vor der französischen Revolution. Passend dazu die Kostüme von Thomas Kaiser, angenehm bescheiden, außer des Grafen Almavivas  Morgenmantel, der war etwas ganz besonderes.

Figaros Hochzeit spielt in einem Schloss in Spanien; alles dreht sich um die turbulenten Ereignisse vor der geplanten Hochzeit zwischen Figaro, Diener des Grafen Almaviva, und seiner Verlobten Susanna, Kammerzofe, der Gräfin Almaviva. Der Graf hatte selbst ein Auge auf Susanna geworfen, und plante, sein „Recht der ersten Nacht“,auszuüben, was zu zahlreichen Verwirrungen führt. Figaro und Susanna schmieden hierzu einen Plan, um den Grafen zu überlisten und ihre Liebe zu schützen.

Sie erhalten Unterstützung von der Gräfin, die unglücklich über die Untreue ihres Mannes, des Grafen ist. Zusammen mit weiteren Bediensteten des Schlosses, wie Cherubino, einem verliebten Page, und Marcellina, die Figaro heiraten will, spinnen sie ein Netz aus Intrigen und Verkleidungen.

Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt während einer Gartenfestlichkeit, als alle Charaktere aufeinander treffen und die Geheimnisse und Täuschungen ans Licht kommen. Letztendlich wird der Graf konfrontiert und zur Rechenschaft gezogen. Die Gräfin verzeiht ihm und, wie das Finale des zweiten Akts, endet auch das Finale des vierten Akts mit dem Ensemblegesang aller: „Ah! Tutti contenti“, alle sind zufrieden.

Figaros Hochzeit ist eine brillante Komödie, die mit ihrer lebhaften Handlung, den liebenswerten Charakteren, sowohl unterhält als auch tiefgründige Einblicke in die menschliche Natur bietet.

Hierzu schrieb Loriot: „In diesem 3 stündigen Eifersuchtsdrama wird zwar mehr gesungen als bei ehelichen Auseinandersetzungen sonst üblich ist, aber im Grunde hat sich bis heut in diesem Punkt kaum etwas geändert. Nur macht man nicht jedes mal eine Oper daraus.“

Auch in dieser Aufführung bestach das Ensemble stimmlich wie darstellerisch; alle aus dem Gärtnerplatztheater stammend. Sie alle beherrschten mitreißend die Vielzahl von stimmlichen Anforderungen, um ihre anspruchsvollen Partien zu interpretieren. Gräfin Almaviva singt die großartige Jennifer O’Loughlin, Daniel Gutmann ist der Graf Almaviva. Susanna ist Maria Celeng, Figaro wird von Timos Sirlantzis dargestellt. Cherubino, der Page ist Sophie Rennert und Marcellina ist Regina Schörg. Das Herausragende der Aufführung ist neben den mitreißenden Stimmen, die Fähigkeit des Ensemble, sich in die verschiedenen Charaktere hineinzuversetzen und deren Emotionen überzeugend darzustellen.

Mozarts Musik zu Figaros Hochzeit ist ein Hörerlebnis. Die musikalische Leitung hatte Michael Balke. Er dirigierte das Orchester des Gärtnerplatztheaters mit der Leichtigkeit, Eleganz und Tiefe, die diese abwechslungsreiche Musik mit den verschiedenen Emotionen und Handlungen verlangt.

Sexuelle Belästigungen und Macht waren einst ein Privileg des Adels, aber aktuell bis in unsere moderne Zeit, war das stets präsente Thema der Oper. Die heutigen Wertvorstellungen , die me too - Bewegung haben damit nur teilweise aufgeräumt.

Das Publikum im Gärtnerplatztheater feierte die Modernität der Inszenierung, das Ensemble, Chor und das Orchester mit viel Beifall und Bravi.

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