München, Gärtnerplatztheater, DIE PIRATEN VON PENZANCE – Arthur Sullivan, IOCO
Die Sänger des Gärtnerplatztheaters bieten immer Höchstleistungen und so auch bei dieser Aufführung. Daniel Gutmann brilliert als Piratenkönig und ist dabei auch körperlich voll im Einsatz.
von Daniela Zimmermann
Dem Gärtnerplatztheater ist mit dieser komischen Operette von William Schwenck Gilbert und Arthur Sullivan wieder ein Volltreffer gelungen. Spritzig, witzig und herrlich amüsant. 1879 wurden die Piraten von Penzance in New Yorck City uraufgeführt und bis heute gelten sie als ein Meisterwerk des scharfsinnigen englischen Humors im Mix mit eingängigen Melodien und liebevoll überzeichneten Charakteren. Das Stück ist eine zeitlose Satire, ausgerichtet auf die viktorianische Zeit, auf ihre Gesellschaft und deren Werte.
Die Handlung dreht sich um Frederic, einen jungen Mann, der durch ein Missverständnis als Lehrling bei den Piraten zur Ausbildung landete, dank eines dummen Hörfehlers seines Kindermädchens, das Privat mit Pirat verwechselte. An seinem 21. Geburtstag endet Frederics Lehre. Frederic, ein junger Mann mit Verantwortungsbewusstsein, beschließt, die Piraten zu verlassen und fortan die kriminellen Aktivitäten der Piraten zu bekämpfen. Kurz nach seinem Abschied trifft Frederic auf eine Gruppe junger, hübscher Damen, die sich am Strand vergnügen. Unter ihnen Mable, die Tochter des hochdekorierten Generalmajors Stanley. Die beiden verlieben sich sofort ineinander. Und plötzlich sind da wieder die Piraten, auch mit Heiratsabsichten, die sich auf die restlichen jungen Damen stürzen, um sie zu entführen. Der Generalmajor tritt ein und rettet die Situation und die gestörte Harmonie, indem er die Piraten austrickst. Er gibt vor, ein Waisenkind zu sein, das rührt die Piraten. Ihre Regel: niemals Waisenkinder anzugreifen. Sie lassen die Damen frei und ziehen sich zurück.
Ruth, das Kindermädchen plaudert und verrät, dass Frederic am 29. Februar geboren wurde, d.h. er hatte bisher nur fünf Geburtstage und muss zurück in die Lehre. Pflichtbewusst fügt er sich seinem Schicksal. Die Piraten planen eine Racheaktion gegen den Generalmajor, nachdem sie erfahren haben, dass er sie über seinen Waisenstatus belogen hat. Währenddessen sind die örtlichen Polizisten bereit, die Piraten zu bekämpfen, haben aber große Angst vor dieser Aufgabe. In der finalen Konfrontation zwischen Piraten, Polizisten und den Bewohnern des Schlosses, kommt es zu einer überraschenden Wendung: Als die Polizisten die Piraten auffordern, sich im Namen der Königin Viktoria zu ergeben und die Waffen niederzulegen, stellt sich heraus, dass die Piraten allesamt Adlige Lords sind, die ein Leben voller Abenteuer gesucht haben. Sie werden begnadigt und dürfen die Frauen heiraten, die sie vorher entführen wollten.
Die Regie und Choreografie von Adam Cooper bringen eine aufregende Dynamik in die Piraten von Penzance, die das Stück so fröhlich und lebendig macht. Als ehemaliger Tänzer und renommierter Choreograf versteht Cooper, Bewegung als zentrales Element der Inszenierung einzusetzen. Die Piraten werden in dieser Inszenierung nicht als kriminelle Figuren dargestellt, sondern vor allem als kraftvolle und energiegeladene Charaktere. Durch die fast akrobatische Choreografie, unterstützt von drei Tänzern, entsteht eine beeindruckende Darstellung von Wildheit und Stärke. Die präzisen, oft humorvoll überzeichneten Bewegungen verleihen der Bande eine spürbare Präsenz, die das Publikum mitreist. Cooper gelingt es, nicht nur die Stimmung anzuheben, sondern auch die Charaktere individuell zu gestalten. Diese Inszenierung beweist, dass Bewegung und Tanz essenziell für die erzählerische und emotionale Wirkung sein können. Ein voller Erfolg!
Ein wahres Highlight sind auch die Kostüme von Birte Wallbaum. Jedes Detail der Outfits - von den farbenfrohen, markanten Piratenkostümen bis hin zu den eleganten Kleidern der Major-Töchter - spiegelt nicht nur die Charaktere wider, sondern verleiht dieser Inszenierung eine außergewöhnliche Authentizität. Die Schneiderei hat hier ganze Arbeit geleistet.
Ebenso beeindruckend ist das Bühnenbild von Karl Fehringer und Judith Leikauf mit seinen vielseitigen Elementen. Das opulente Piratenschiff als zentrales Symbol der Abenteuerlust und Freiheit. Es ist sehr detailreich und authentisch und gibt den Sängern so die Möglichkeit zu dynamischen Aktionen und akrobatischen Einlagen. Im Kontrast dazu das Anwesen des Generalmajors, mit seiner edlen und zugleich humorvoll überzeichneten Gestaltung, die perfekt zur satirischen Note der Operette passt.
Die Sänger des Gärtnerplatztheaters bieten immer Höchstleistungen und so auch bei dieser Aufführung. Daniel Gutmann brilliert als Piratenkönig und ist dabei auch körperlich voll im Einsatz, Frederic wird mit schönem Tenor von dem charmanten Matteo Ivan Rašić gesungen. Julia Sturzlbaum singt die Mable mit ihrem wunderschönen klaren Sopran und den vielen Koloraturen mühelos und verbindet das mit ihrem großen schauspielerischen Talent. Köstlich auch der Generalmajor von Alexander Franzen. Zum einen muss er ganz schnell singen und zum anderen ausdrucksvoll seine verzwickte Situation interpretieren. Sigrid Hauser als etwas verrücktes Piratenmädchen, verleiht der Bühne zusätzlichen Pep.
Der Chor, Einstudierung Pietro Numico, ist wichtig wie immer, und besonders in den Ensembleszenen, glänzt der Chor sowohl spielerisch als auch mit kraftvollem Gesang. Wie immer bildet er den perfekten Rahmen für die Hauptakteure und sorgt dafür, dass das Stück an Präsenz und Fülle gewinnt.
Als erfahrener Dirigent gelingt Anthony Bramall, mit einem feinen Gespür für den Stil von Gilbert und Sullivan, die lebendige und humorvolle Partitur mit Spielfreude und Präzision zu interpretieren. Die eingängigen Melodien, wie „I am a modern Major-General“, sprühen vor Energie und Komik. Die orchestralen Zwischenspiele und die Chornummern glänzen durch Dramatik und Leichtigkeit, was den typischen britischen Humor der Operette noch stärker zur Geltung bringt.
Mit dieser spritzigen Musik, dieser lebendigen Inszenierung und einem Ensemble, das mit Leidenschaft und Können überzeugt, werden die Piraten von Penzance zu einem herrlich vergnüglichen Operettenerlebnis. Das Publikum zeigte mit lang anhaltenden stehenden Ovationen seine Begeisterung für diesen rundum gelungen Abend.