München, Gärtnerplatztheater, DIE GROSSHERZOGIN VON GEROLSTEIN - J. Offenbach, IOCO Kritik, 12.02.2023

München, Gärtnerplatztheater, DIE GROSSHERZOGIN VON GEROLSTEIN - J. Offenbach, IOCO Kritik, 12.02.2023

Staatstheater am Gärtnerplatz München

Gärtnerplatztheater © Christian POGO Zach
Gärtnerplatztheater © Christian POGO Zach

DIE GROSSHERZOGIN VON GEROLSTEIN - Jacques Offenbach

- Das kleine Großherzogtum Gerolstein - ganz groß im Gärtnerplatztheater -

von Daniela Zimmermann

1867, auf dem Zenit seiner künstlerischen Karriere, komponierte Jacques Offenbach die Operette Die Großherzogin von Gerolstein; ein Kulturbeitrag zur Pariser Weltausstellung des gleichen Jahres. Das Libretto dazu schrieben die Freunde Henri Meilhac und Ludwig Halevy. Es sollte etwas Lustiges sein, eine Art Militärsatire.

Gerolstein ist, in Offenbachs satirisch französischer Betrachtung, ein typisch deutsches, kleines Ländle; es liegt am Rhein und ist unbedeutend, - eigentlich-, wäre da nicht die Großherzogin von Gerolstein und das bekannte Wasser. Gleich am Anfang zur Ouvertüre wird das Städtchen, das Ländle in einer PowerPoint Präsentation (Raphael Kurig und Mike Ebert) vorgestellt. Es ist nicht viel los in Gerolstein, aber es gibt dort neugierig interessierte Touristen, die sich mit ihrer Fremdenführerin, namens Ulrike Dostel durch eine lebendige Kleinstadt drängeln.

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Josef Ernst Köpplinger, Intendant und Regisseur hat die Operette bereits 2020 mit Charme und Können mit großem Erfolg an der Semperoper, Dresden auf die Bühne inszeniert. Aber Corona beendeten dort diesen Spiel und Spaß. Jetzt bringt Köpplinger im Gärtnerplatztheater die lebendige Produktion auf seine heimische Bühnenbretter in München.

Die Bühne (Johannes Leiacker) zeigt in Hintergrund riesige Gemälde, u.a. nach dem Historienmaler Jaques-Louis David (1748-1825), welche sexy kriegerische Soldaten, auch mit muskulösem, nackten Oberkörper mit Säbel und Schild darstellen. Militärisch musste das Bühnenbild sein, denn die Großherzogin liebt das Militär, ihre Soldaten.

Nur gibt es keinen Krieg in diesem Kleinstaat, aber zu ihrem Großherzogtum gehört das Militär. Die Truppe lauter fesche Burschen, gute Tänzer, mal mehr, mal weniger bekleidet. Das Soldaten Oktett  junger Tänzer zeigt Giovanni Corrado als Vortänzer und als Soldat Rudi; Choreographie Adam Cooper.  Die Großherzogin in roter Uniform mit hochhackigen Stiefeln gekleidet, singt jedoch ein Mann: Juan Carlos Falcon war die Herzogin; er besaß eine lasziv erotische Ausstrahlung mit kräftigem dramatischen Tenor: ein reizvolle Idee der Regie, weil es die Operette so auch als Genderstück inszenierte. Alfred Mayerhofer gestaltete die überaus witzigen und prächtigen Kostüme. Und so passt die Inszenierung sowohl in unsere Zeit als auch ins Glockenviertel, wo das Gärtnerplatztheater steht.

Gärtnerplatztheater / Die Großherzogin von Gerolstein hier die Großherzogin Juan Carlos Falcón und Ensemble © Jean-Marc Turmes
Gärtnerplatztheater / Die Großherzogin von Gerolstein hier die Großherzogin Juan Carlos Falcón und Ensemble © Jean-Marc Turmes

Die Großherzogin nutzt ihr Militär gern für ihre erotischen Abenteuer. Heute und jetzt gefällt ihr der Soldat Fritz, ein fescher Kerl, gesungen mit schönem  lyrischem Tenor von Matteo Ivan Rasic. Fritz ist verliebt und verbandelt mit der „GänselieslWanda. Julia Sturzlbaum singt die Wanda mit lyrisch lieblichem Sopran. Fritz jedoch ist mit seiner Auserwählung der Großherzogin als ihr "Gespiele" überfordert. Da hilft selbst auch seine Beförderung zunächt zum Rittmeister und später zum General nichts.

Gärtnerplatztheater / Die Großherzogin von Gerolstein hier Chor, Statisterie und Ensemble © Jean-Marc Turmes
Gärtnerplatztheater / Die Großherzogin von Gerolstein hier Chor, Statisterie und Ensemble © Jean-Marc Turmes

Die Großherzogin hat natürlich auch eine entsprechende Entourage. Der General des Militärs, etwas verblödet, ist General Bumm, mit  kräftigem Bassbariton befehlsmäßig von Alexander Grassauer dargestellt, verhängt gerne harte militärische Strafen. Dazu verzücken die Barone Baron Puck (Gunnar Frietsch) und Baron Grog (Alexander Franzen). Die energische und durchgeknallte Politikerin Erusine von Nepomukka  perfektioniert Siegrid Hauser. Prinz Paul, der die Großherzogin schon immer liebt, ein entzückender Homo, gespielt von Daniel Prohaska. Alle Günstlinge der Großherzogin präsentieren so richtig das aufgeputzt provinzielle wie köstlich wirkende Leben in Gerolstein: viele geschäftige Aufgeregtheit, doch im Grunde natürlich um nichts wirklich wichtiges.

Ein Höhepunkt der Aufführung die Schaumbadszene mit General Fritz. Zu seinem Badespaß gesellt sich die Großherzogin im Badeanzug und es geht zur Sache. Fritz versteht nicht, dass hier eine Gegenleistung zu seiner Beförderung verlangt wird. Halbnackt nur mit einem Handtuch um die Hüften, entflieht er ihr. Letztlich heiratet er seine Wanda und wird wieder degradiert zum einfachen Soldaten. Fritz ist glücklich. Die Großherzogin dagegen feiert ihre Hochzeit mit dem liebenswürdigen Prinz Paul. Und für die richtige Liebe hat sie dann immer noch ihre Soldaten.

Das Orchester des Staatstheaters spielte die herrlich lebendige und ironische  Komposition mit sensiblem mitnehmenden Humor, Dirigat Michael Balke, gestützt vom gut eingetimmte Chor des Staatstheater.

So war Die Großherzogin von Gerolstein wieder ein großer Erfolg im Theater am Gärtnerplatz. Das Publikum des vollbesetzten Hauses dankte mit großem Applaus.

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