München, Gärtnerplatztheater, DIE FLEDERMAUS - Johann Strauss, IOCO Kritik,
Die Fledermaus: Der Intendant und hier Regisseur Josef E. Köpplinger inszenierte Die Fledermaus konventionell, so um die Zeit 1920, in Baden bei Wien. Die Textfassung wurde aktualisiert mit zeitgemäßen Pointen. Operette ist Köpplingers spezielles Metier und hier auch gut gelungen.
von Daniela Zimmermann
Johann Strauß II komponierte diese feucht-fröhliche Operette Die Fledermaus mit ihrer mitreißenden Musik 1874 in Wien. Dort wurde sie auch am 5. April im Theater an der Wien, uraufgeführt. Das Libretto dazu stammte von Richard Genee, die deutsche Bearbeitung von Karl Haffner. In der jetzigen Aufführung, Textbearbeitung von Josef E. Köpplinger.
War der Erfolg der Fledermaus zur Uraufführung 1874 nicht gleich ganz so groß, so entwickelte sie sich im laufe der Zeit zu einer der beliebtesten und meistgespielten Operetten weltweit. Diese Lustspieloperette spiegelt das gesellschaftliche Leben des späten 19. Jahrhunderts wieder, inclusive der berühmten Champagner-Arie des Prinzen Orlofsky, und all das trug maßgeblich zu ihrem Erfolg bei. Wie auch jetzt im Gärtnerplatztheater zu der von Josef E. Köpplinger inszenierten Produktion.
Die Fledermaus erzählt die Geschichte von Dr. Gabriel von Eisenstein (Daniel Prohaska), der eigentlich, wegen Beamtenbeleidigung, kurz ins Gefängnis muss. Er jedoch, lässt sich von seinem guten Freund, Dr. Falke, (Daniel Gutmann, in sonorem, ausdrucksstarkem Bariton) überreden, statt ins Gefängnis zu gehen, top gekleidet im Frack, auf einem luxuriösen Ball zu erscheinen, unter dem anderen Namen, als Marquis Renard. Der sowohl schauspielerisch als auch gesanglich erstklassige Daniel Prohaska, füllt diese Rolle voll aus. Aber nicht nur er ist da, es tummeln sich auf diesem Ball des Prinzen Orlofsky, von russischem Hochadel, auch noch Eisensteins Stubenmädchen Adele, (Andreja Zidaric, Sopran) mit klaren Koloraturen und großem breiten, stimmlichen Ausdrucksspektrum, hier jedoch zur Künstlerin verwandelt, mit der Kleidung aus dem Schrank von Rosalinde, Eisensteins Frau. Doch auch Rosalinde (Elvira Hasanagic) selbst erscheint als ungarische Gräfin gekleidet und unterstreicht ihre Glaubwürdigkeit mit ungarischem Akzent und einem temperamentvollen Csardas-Tanz; mit kräftigen Sopran verkörpert sie die verschiedensten Facetten der Rosalinde lyrisch, romantisch, dramatisch und humorvoll.
Jeder Darsteller hat eine eigene humorig spezielle Identität, einschließlich Gefängnisdirektor Frank (Reinhard Meyer), der auch zum Ball des Prinzen Orlofsky eingeladen ist. Dieser war gerade, bevor es zum Ball ging, höchstpersönlich, im Hause von Gabriel von Eisenstein, um diesen abzuholen und ihn in sein Gefängnis zu verfrachten und nicht weiß, dass er statt von Eisenstein den dort Alfred, (Alexandros Tsilogiannis), den schmachtenden Ex-Liebhaber von Rosalinde verhaftet. Die sich daraus ergebenden Verwirrungen auf dem Champagnerball, verleihen der Operette eine faszinierende Lebendigkeit. Durch die verwechselten Identitäten, überraschenden Begegnungen und humorvollen Missverständnissen, entsteht eine mitreißende Komödie, voller List und Intrigen. Am Ende treffen sich alle Beteiligten im Gefängnis wieder - die Verwicklungen und die Missverständnisse klären sich dort auf. Der Jugendfreund, Dr. Falke deckt auf, dass der Ball, Teil seines Racheplans war, um sich bei von Eisenstein, zu revanchieren der hatte ihn einmal so richtig bloßgestellt und blamiert. Die Ball-Gäste erfahren von den geplanten Täuschungen und Intrigen, und es kommt zu einer humorvollen und versöhnlichen Auflösung, die in einer fröhlichen Atmosphäre endet.
Der Intendant und hier Regisseur Josef E. Köpplinger inszenierte Die Fledermaus konventionell, so um die Zeit 1920, in Baden bei Wien. Die Textfassung wurde von ihm aktualisiert, um zeitgemäße Pointen einfließen zu lassen. Operette ist sein Köpplingers spezielles Metier und deshalb ist sie auch in München gut gelungen. Der 3. Akt zieht sich etwas in die Länge und nimmt daher etwas von der der Beschwingtheit der ersten beiden Akte. In den ersten beiden Akten sind voller Schwung und lebhaft, was im 3. Akt ein wenig fehlt. Mit gestaltend in dieser Aufführung und für die Atmosphäre sind auch die luxuriösen und aufwendigen Kostüme, von Alfred Mayerhofer.
Bühnenbild Rainer Sinell: Gleich im 1. Akt das Jagdzimmer, schräge Wände und Türen, die Welt ist nicht immer nur gradlinig, sondern durchaus auch schief und krumm; im 1. Akt gilt ein stetes ein Gehen und Kommen. Dr. von Eisenstein und Dr. Falke gehen (zum Ball) und der Ex-Liebhaber Alfred mit betörender Tenor Stimme und dem Slapstick „Nessun Dorma“ kommt, um Rosalinde zu verführen bis Gefängnisdirektor Frank kommt auch und stört. Im 2. Akt, am Abend im weiß verschneiten Park, die Ballgäste, versammelt um ein Straußdenkmal. Das ist sehr stimmungsvoll. Graf Orlofsky (mit elegantem, coolen Mezzosopran, gesungen von Anna-Katharina Tonauer) fällt es schwer sich zu amüsieren, die Zärtlichkeitsversuche seines ständigen Begleiters Iwan, (Maximilian Potthof) langweilen ihn, wie das ganze Leben an sich auch. Russisches Roulette lockt ihn etwas aus der Reserve. In diesem stimmungsvollen und schwungvollen Ambiente spielt sich das ganze Durcheinander ab. Etwas ungewöhnlich und nicht ganz passend im Stil, das Batman-Ballett, welches fremd wirkte, in dieser speziell österreichischen Umgebung.
Im 3. Akt dominiert Frosch, der Gefängnisaufseher, mit humorigem Hang zum Alkohol, im mit Papier vermülltem Büro des Gefängnisdirektors. Unterhaltsam bringt er seine Gedanken und Beobachtungen zum Ausdruck. Frosch, und sein Dialog, sind ein komödiantischer Höhepunkt der Operette. Hier treffen sich alle nach dem Fest und hier findet die Operette ihr Ende.
Die Musikalische Leitung an diesem Abend hatte Michael Brandstätter. Mit viel Schwung, lebhaft, rhythmisch und dynamisch ließ es das Orchester aufspielen. In dem er den festlichen und den leichten Ton der Komposition betonte, unterstütze er die humorvolle Atmosphäre der Handlung. Die Musik war so herrlich wienerisch und so voller spritziger Melodik, dass man Passagen weise glauben konnte, im berühmten Wiener Neujahrskonzert zu sitzen.
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