München, Gärtnerplatz-Theater, OH! OH! AMELIO - eine frivole fummel Farce, IOCO

Oh! OH! Amelio! - Auftragswerk des Gärtnerplatztheaters, eine inspirierende, rasante Komödie, sucht in ihrer Komposition auch die "akustische Auffrischung" der Operette, in Anlehnung an die Komödienfassung eines Werks des französischen Farcen-Meisters Georges Feydeau.....

München, Gärtnerplatz-Theater, OH! OH! AMELIO - eine frivole fummel Farce, IOCO
Gaertnerplatztheater München © Christian Pogo Zach

URAUFFÜHRUNG - EINE NAGELNEUE OPERETTE - von Thomas Pigor, frei nach »Occupe-toi d’Amélie« von Georges Feydeau; Auftragswerk des Staatstheater am Gärtnerplatz.

von Daniela Zimmermann

Oh! OH! Amelio, ein Auftragswerk des Gärtnerplatztheaters, eine inspirierende, rasante Komödie, sucht in ihrer Komposition auch die "akustische Auffrischung" der Operette, in Anlehnung an die Komödienfassung eines Werks des französischen Farcen-Meisters Georges Feydeau. Am Mittwoch, am 10. Juli 2024, im Münchner Gärtnerplatztheater war die Uraufführung. Der Musikkabarettist Thomas Pigor beweist einmal mehr sein Talent, aus Feydeaus Vorlage eine unterhaltsame, scharfsinnig humorvolle  Komödienhandlung zu erarbeiten. Er zeigt uns, wie zeitlose Techniken der Komödie in modernen Kontexten erfolgreich angewendet werden können; dazu nehmen spritzige Handlungsstränge, humorig überzeichnete Charaktere Humor die Besucher ein.

OH! OH! AMELIO! - youtube Gärtnerplatztheater

Thomas Pigor geht es um Unterhaltung und “sonst nix“. Thomas Pigor und Konrad Kesselbeck (Musik) haben diese Operette oder doch eher Musical (?) komponiert und so große musikalische Vielfalt auf die Bühne gebracht. Einflüsse des französischen Chansons sowie Jazz und Pop und Rock, alle Stile miteinander zu integrieren, zeigen Pigors hohe künstlerische Kreativität. Und dazu begleiten humorvoll- geistreich pointierte, satirische Texte die Bühnenhandlung. Das Salonorchester unter Andreas Partilla  gibt dem ganzen einen Touch der 1920er Jahre. 19 Musiknummern, voller Tempo mit herrlich schwungvollen Melodien heizen die Stimmung an. 100 Minuten voller Vergnügen und mit viel Champagner machen die Aufführung zu einem stimulierenden Happening.

Schon das Eröffnungsbild mit weiblichen und männlichen Bunnys in riesig großen  Zylindern, siehe youtube Trailer oben, trägt sofort zur guten Stimmung bei. Wir befinden uns auch gleich im Nachtclub,  Amelios Arbeitsstätte: Christian Schleinzer, ist der bekannte Travestiekünstler Amelio von Tschüssikowski und mutiert, dann als Amelia, zu einer Frau; in fränkischer Mundart von seiner Mutter „Däschner“ genannt. Die “Frau“ Amelia ist heiß begehrt, jedenfalls von Filmproduzent Prinz, (Alexander Franzen); der möchte Amelia sofort von der Showbühne weg für eine Rolle im nächsten Tatort besetzen, im Hinterkopf hat er seine Besetzungscouch. Seine in finanziellen Schwierigkeiten steckende Freundin Marika (Julia Sturzelbaum) braucht ihn dringend, aber als Amelio, zur Präsentation als zukünftigen Ehemann ihrer marzowinisch-orthodoxen, mit Klunker behängten reichen Erbtante Putzebumskaja (Dagmar Hellberg) für eine Scheinhochzeit.

Oh! Oh! Amelio! hier das Ensemble @ Anna Schnauss

Christian Schleinzer und Julia Purzelbaum singen ihre Partien lebendig mitnehmend und sind dazu großartige Dartseller. Dagmar Hellberg glänzt brillant mit osteuropäischen Dialekt.  Gleichzeitig muss Amelios Lebensgefährte Etienne (Armin Kahl)  in die USA verreisen. Er weiß sehr gut, wie schlecht sein Schatz, Nein sagen kann. Und dann mischt auch noch Amelios ichsüchtige Mutter , die Däschner ( Thomas Pigor), mit Dauerpräsenz und ihrem nervigen Dialekt  mit. Schließlich wird  die angedachte vorgetäuschte Hochzeit mit einem echten Matriach (Peter Neustifter),  ungewollt zu einer rechtlich wirksamen Hochzeit.

Oh! Oh! Amelio! - Szenefoto - @ Anna Schnauss

Die Inszenierung gestaltete Gabi Rothmüller. Gespielt wird auf der kleinen Studiobühne im Keller des Theaters. Bühnenbilder und Kostüme Karl Fehringer, Judith Leikauf. Hier war häufig schneller Wechsel angesagt: vom Nachtclub zum Schlafzimmer und schließlich zum Traualtar. Der von Tante Putzbumskaja und dem liebestollen Prinz gejagte Amelio muss in rasantem Tempo ständig sein Geschlecht und die Kleider wechseln. Die lebensfrohe Choreographie Alex Frei füllte so den begrenzten Raum im Theater beständig mit frivol bunter Spielfülle.

Die Uraufführung der "frivolen fummel Farce", so das Gärtnerplatz-Theater, begeisterte das Publikum und wird ab 4.10.2024 dort wieder zu erleben sein.