Münster, Museum Pablo Picasso, Simply the Best - Ausstellung, IOCO Aktuell, 04.06.2020

Münster, Museum Pablo Picasso, Simply the Best - Ausstellung, IOCO Aktuell, 04.06.2020
Kunstmuseum Pablo Picasso Muenster © Kunstmuseum Pablo Picasso
Kunstmuseum Pablo Picasso Muenster © Kunstmuseum Pablo Picasso

Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

 Simply the Best

–  Ausstellung - Picasso-Museum Münster

- Eine Konkurrenz der Künstlerfürsten -

von Hanns Butterhof

Das zwanzigjährige Bestehen des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster gibt berechtigten Anlass, auf seine Sammlungsgeschichte zurückzublicken und mit seiner Ausstellung Simply the Best - Neuerwerbungen aus zwanzig Jahren seine Schatzkammer der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bis zum 6. September zeigt es die nach eigener Einschätzung bedeutendsten und schönsten hauseigenen Werke von Pablo Picasso, Georges Braque, Marc Chagall und Henri Matisse. Die vier Künstlerfürsten der Moderne stehen bei aller gegenseitiger Achtung mehr für Eigenständigkeit und Konkurrenz als für beziehungsreich dialogisches Miteinander.

Die rund 150 Exponate sind, dem Ursprung des Museums entsprechend, hauptsächlich Grafiken; bis September 2010 hieß das Museum noch Grafikmuseum und basierte auf einer über 700 Lithographien umfassenden Stiftung des Lengericher Sammlers Gert Huizinga mit dem Schwerpunkt Pablo Picasso (1881 - 1973).

Museum Pablo Picasso Münster / Museumsdirektor Markus Müller präsentiert Werke von Picasso @ Anne Engelhardt
Museum Pablo Picasso Münster / Museumsdirektor Markus Müller präsentiert Werke von Picasso @ Anne Engelhardt

Diesem Jahrhundertkünstler ist in der Ausstellung Simply the Best der erste Stock des Museums mit großformatigen Lithographien und farbkräftigen Linolschnitten gewidmet. Aus der Bilderfolge von hundert Grafiken aus den Jahren 1930 bis 1937, die nach dem Pariser Verleger und Kunsthändler Ambroise Vollard benannt ist, fesseln unterschiedliche Themen wie Künstler und Modell, Griechische Mythen oder Portraits. Picasso zeigt sich hier wie bei Studien zur Ikone gewordenen Friedenstaube oder zu Stierkämpfe anpreisenden Plakaten als ebenso technisch vielseitiger wie stilistisch beständig auf dem Sprung befindlicher Künstler. Selbst vor der Verbindung klassizistischer Stil-Tendenzen mit surrealen Gestaltungen scheut er nicht zurück.  Museumsdirektor Markus Müller charakterisiert ihn nachgerade als „Spezialist für Zweit- und Drittverwertung“, wenn Picasso Motive aus einem Medium in ein anderes, von einem Stil in den nächsten überträgt, ohne dabei an Qualität und Charakteristik einzubüßen.

Ruhiger geht es mit Georges Braque (1882 – 1963) weiter, der zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit Picasso als Erfinder des Kubismus die Kunstwelt revolutionierte. Braque zeigt sich in seinen meist farbigen Grafiken im zweiten Stock als behutsamer Reformer und Verwandler vormals kubistischer Gestaltungsmuster. Bei aller Variation hält er an reduzierten Grundformen beharrlich fest; seine Bildarchitektur ist meist nur von wenigen Objekten wie Teekanne und Zitrone bestimmt; am einprägsamsten ist der auf seine Silhouette reduzierte Vogel im Flug.

Von Henri Matisse (1869 – 1954) gefallen neben seinen in klaren, dekorativen Linien ausgeführten Portraits vor allem die als Schablonendrucke ausgeführten Illustrationen zu dem Malerbuch „Jazz“ von 1947, in denen er die Zirkuswelt und ihre Akrobaten darstellt. Darunter ist auch der Ikarus, der bei seiner Karriere zur harmlosen Postkarten-Berühmtheit einiges von seiner geschichtlichen Bedeutung eingebüßt hat. Inspiriert ist er durch nächtliche Fliegerangriffe und den Beschuss von Fallschirmspringern im Zweiten Weltkrieg. Dagegen enttäuschen Matisses zahme Frauenakte mit ihrer fast ausnahmslos uninspirierten Strichführung, für die der ehemalige Fauvist den exotischen Reiz von Haremsdamen bemüht.

Museum Pablo Picasso Münster / Henri Matisse, Ikarus 1947, Schablonendruck @ Succession Henri Matisse, VG Bild-Kunst Bonn 2020 / Picassomuseum
Museum Pablo Picasso Münster / Henri Matisse, Ikarus 1947, Schablonendruck @ Succession Henri Matisse, VG Bild-Kunst Bonn 2020 / Picassomuseum

Marc Chagall (1890 – 1985), von dem das Museum 137 Grafiken besitzt, ist neben Stadtansichten von Paris mit für ihn charakteristischen, Reales und Traumhaftes vermischenden und technisch bestechenden Illustrationen zur Bibel vertreten. In dem 1956 abgeschlossenen Zyklus, den Chagall als sein graphisches Meisterwerk betrachtete, bringt er auf unaufdringlich deutliche Weise durch Spiel mit dem Licht das Verhältnis von Mensch und Gott zum Ausdruck. Vor allem hierbei lohnen sich Innehalten und geduldiges Hinschauen.

Ihrem Anlass gemäß zeigt die Ausstellung Simply the Best, zwar nichts Neues, aber was sie zeigt, ist immer einen Besuch wert. Fotos von David Douglas Duncan (1916 – 2018) lassen Pablo Picasso noch als begnadeten Selbstdarsteller erleben;  ein Schelm, wer denkt, simply the best sei er.

Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, 48134 Münster, Picassoplatz 1, Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet,  Eintritt: 10,00 €, ermäßigt 8,00 €

Coronabedingt sind die Besucherzahlen begrenzt, private und öffentliche Führungen sind möglich. Es wird empfohlen, für aktuelle Informationen die Webseite des Museums www.kunstmuseum-picasso-muenster.de   aufzurufen.

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