Münster, GOP Varieté Theater, WunderBar - der Zauber der Begegnung, IOCO Kritik, 18.07.2020
WunderBar - Zauber der Begegnung
Ein Drink gefällig? Oder zwei? Sehr gern! Doch diese Bar kann mehr: Hier geschehen Wunder !
von Hanns Butterhof
Die Corona-Pandemie hat auch die privat finanzierten Varieté-Theater hart getroffen: Als erstes GOP Theater hat nun das GOP Varieté-Theater Münster nach dreimonatiger Corona-Pause den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Das ausgefeilte Hygiene-Konzept mit reduzierter Zahl an Tischen und Plexiglas entlang der Gänge tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Von Beginn an ist das alte Varieté-Gefühl im Publikum wie auf der Bühne spürbar – alle freuen sich, dass es wieder losgeht.
Auf der Bühne wird die Geschichte der WunderBar erzählt, die Sebastian Drozdz mit Tresen und geschwungenem Neon-Logo in schummriges Rot getaucht hat. Chefin ist die blonde Ruth von Chelius, Foto hier, die in rotglitzerndem Hosenanzug singend und mit Märchentante-Stimme durch den Abend führt. Weil die Bar schließen muss - ein russischer Oligarch hat die ganze Straße gekauft und luxussaniert sie jetzt - soll noch einmal gefeiert werden. Die dazu benötigten Getränke bringen flugs die Jungs von der Flaschenpost, die dann als Togni Brothers für den ersten Höhepunkt sorgen: Der kräftigere von beiden balanciert seinen extrem elastischen Partner auf den Füßen und wirbelt, dreht und schleudert ihn in halsbrecherischen Salti durch die Luft – atemberaubend. Entschleunigend schreitet immer wieder in altägyptischer Langsamkeit die ein bisschen Kleopatra ähnelnde Ava durch die Bar. Zur Freude im Publikum quittiert sie manches Missgeschick mit stark französischem Akzent und ganz weich gesprochenen S als "Scheise".
Voller Schwung zeigen sich Vivian Spiral und vor allem Annika Hemmerling mit Jonglage und Luftring-Akrobatik schon vielseitiger. Annika Hemmerling zeigt nicht nur zu einer orientalisch-meditativen Musik die wohl romantischste Nummer des Abend am Luftring. Sie entpuppt sich auch aus einem kopflosen in die Bar tappenden Zwerg zu einem strahlenden Schmetterling, der leicht am Luftring in die Höhe flattert. Und der stumme Gast Sergey Timofeev bezahlt seine Rechnung mit einer beeindruckenden Handstands- und Verbiege-Nummer auf einem Zauberwürfel, den er so ganz nebenbei in die richtige Form bringt.
Doch als Überraschung des Abends erweist sich Barkeeper Tj Wheels, der bislang eher dröge die Drinks über die Theke schob; er fesselt als toller Skater in einer Bühnen-Halfpipe. Während er wie schwerelos durch die Halfpipe saust, jongliert er mitreißend noch mit wahnsinniger Geschwindigkeit Keulen und Bälle. Wenn er sich dann an das Publikum wendet, begeistert er auch noch als sächselnde Rampensau, die im Saal die Stimmung hochkochen lässt.
WunderBar in der Regie von Detlef Winterberg und einfühlsam choreographiert von Aleks Uvarov erzählt keine zusammenhängende Geschichte. Vielmehr bietet sie ihren „Gästen“ den Raum für deren künstlerische Präsentationen und schafft so mit einem Happy End für die Bar einen unterhaltsamen Platz zum Wohlfühlen für die ganze Familie.
WunderBar im GOP - Varieté-Theater Münster - bis 6. September 2020 - Donnerstags bis Sonntags
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