München, Theater am Gärtnerplatz, My fair Lady - Frederick Loewe, IOCO Kritik, 13.03.2018
Staatstheater am Gärtnerplatz München
My fair Lady - Frederick Loewe
Von Ovid über Shaw über Loewe nach München
Von Daniela Zimmermann
Ein Musical-Klassiker: 1956 schufen Frederick Loewe und Alan Jay Lerner das Musical My fair Lady. Ihre Vorlage: Die 1913 entstandene Komödie Pygmalion von Georg Bernard Shaw. Die Vorlage für Georg Bernard Shaw wiederum waren die Metamorphosen des Ovid (43 v. Chr. - 17 n.Chr.), der sich in seinen jungen Jahren mit Liebesgeschichten befasste. My fair Lady: Abendländische Kultur von über 2.000 Jahren!
Josef E.Köpplinger drückt als Regisseur des Stückes aufs Tempo und erreicht eine lebendige Bühnenatmosphäre, die sich auf das Publikum überträgt. Köpplinger hat My fair Lady nicht zum ersten Mal inszeniert. Er bringt die Erfahrung und Professionalität mit, dies herrliche alte Musical in München zu einem großen Publikumserfolg zu machen.
Der allseits bekannte Inhalt - Eine Wette. Mr. Higgins, der berühmte Phonetik-Professor, smart und arrogant, vor allem aber gegenüber dem weiblichen Geschlecht, wettet mit seinem Freund Oberst Pickering, der gesellschaftlichen Unterschicht entstammenden Eliza allein durch den richtigen Gebrauch von Sprache, zu einer wahren Dame zu machen; was Higgins natürlich gelingt. Doch erkennt Higgins in dem "Objekt Eliza" erst zum Ende des Stückes den "Menschen Eliza". Nun erst entwickelt er „zarte“ Gefühle zu einer inzwischen erfolgreichen und selbstbewussten Eliza. Und entlarvt damit seine frühere Blindheit und chauvinistisch interlektuelle Arroganz für den Menschen Eliza.
Optisch ist die Inszenierung des Gärtnerplatztheaters in London angesiedelt. Das einfache Volk spricht ordinäres, leider oft schlecht zu verstehendes Bairisch (nicht Bayerisch); verglichen mit dem feinen Hochdeutsch der gehobenen Klasse. Ein Bühnenbild um London und Ascot hat Rainer Sinell entwickelt. Die Kostüme, ganz traditionell dem 19. Jahrhundert angepasst stammen von Marie-Luise Walek. Sinells Bühne dreht sich beständig, und offenbart immer wieder, passend zum Tempo dieser rasanten Inszenierung, immer wieder neue Blickwinkel.
Auf der Bühne läuft ein mit Bühnenstars gespicktes Festival der guten Laune ab. Der Salzburger Michael Dangl als Mr. Higgins ist genauso fernsehbekannt wie Friedrich von Thun als Oberst Pickering, sein Counterpart und Wettfreund auf der Bühne. Herr von Thun ist ruhig charmanter Pol dieser Aufführung, gut zu verstehen; er ergänzt sich optisch wie stimmlich bestens mit dem strengen Professor Mr. Higgins. Nadine Zeitl, eine Österreicherin, ist Eliza. Sie muss die Wandlung vom Straßen-Kind zur Dame der Gesellschaft glaubhaft darstellen. Doch Zeitl ist ein bereits bekannter Musicalstar und beherrscht ihr Metier perfekt. Sie kann deftig herumschreien, ausgelassen singen und schafft ausdrucksstark den Spagat zur Dame. Robert Meyer als Alfred Doolittle, Elizas Vater, ist als großartiger Burgschauspieler und derzeitiger Intendant der Wiener Volksoper allererste Empfehlung für dies Musical! Dagmar Hellberg als Mrs. Pearce, ebenfalls allseits bekannt.
Mr. Doolittle, Elizas Vater singt, tanzt und unterhält seine ganzes, malerisch gekleidetes Umfeld. Stimmungsfrohe und schwungvolle Höhepunkte der Produktion sind als „es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen“ und Elizas Einführung in die vornehme Gesellschaft von Ascot. Cornelia Froboess spielt hier eine wunderbare Mutter Higgins. Ihre markante Stimme wieder zu hören macht allein schon Freude. Amüsiert, charmant distinguiert wie skeptisch spielt sie ihre diese Mutterrolle glaubhaft überzeugend. In Ascot verliebt sich der junge Adlige Freddy unsterblich in Eliza. Maximilian Meyer als Freddy singt perfekt und umtanzt mit jugendlichem Elan den Laternenmast in seiner totalen Verliebtheit. Wem Eliza letztlich ihr Herz schenkt, Prof. Higgins oder Freddy bleibt, wie man weiß, auf der Bühne offen. Aber eben nur auf der Bühne.
Im Graben begleiten Andreas Kowalewitz und das Orchester des Staatstheaters mit Schmiss, Tempo aber auch mit Zartheit die schöne Inszenierung. Das Publikum war begeistert. Karten für My fair Lady sind bis Juni 2018 nur schwer zu erhalten; der beste Beweis für den Erfolg dieser Inszenierung.
My fair Lady am Gärtnerplatztheater: Die nächsten Vorstellungen 16.3.; 18.3.; 25.3.; 6.4.; 7.4.; 14.4.; 15.4.; 1.6.2018 und mehr.
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