München, Theater am Gärtnerplatz, Drei Männer im Schnee - Revueoperette, IOCO Kritik, 12.02.2019
Staatstheater am Gärtnerplatz München
Drei Männer im Schnee - Pigor, Eichhorn, Israel, Koselleck
Revueoperette nach Erich Kästner
von Daniela Zimmermann
Josef E. Köpplinger, Intendant des Gärtnerplatztheaters, gab 2016 Thomas Pigor, erfolgreicher Chansonnier, Komponist und Texter Thomas Pigor den Auftrag, nach Erich Kästners 1934 erschienenen Erfolgsroman Drei Männer im Schnee eine Revueoperette zu komponieren. Das so oft verkaufte Buch wurde bereits fünf Mal verfilmt; eine Revueoperette gab es jedoch bisher nicht.
Thomas Pigor entwickelte das burlesk schnurrige Libretto voller Verwechslungen und Missverständnissen; die Revuemusik dazu komponierte Pigor gemeinsam mit Benedikt Eichhorn, Pianist Christoph Israel und Jazzspezialist Konrad Koselleck, der auch die Orchestrierung gestaltete. Eine zauberhafte Revueoperette entstand; voller Wortwitz, amüsant, unterhaltsam; und alles passiert mitten im Schnee.
Drei Männer im Schnee - Thomas Pigor nach Erich Kästner youtube Video des Gärtnerplatztheaters [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Die Vielseitigkeit der Komponisten spiegelt sich in der schmissigen Revue-Operette: Tango, aber auch Jazz, Schlager aus den Filmen, das Wienerlied und Alpenfolklore. Wir hören die Zither zur Folklore, das Saxofon zum Swing. Das Orchester dirigiert Andreas Kowalewitz.
Josef E. Köpplinger inszenierte Drei Männer im Schnee nostalgisch, der Zeit angepasst, in die es gehörte, 1932. Die Handlung wandelt sich schnell in aufwendig gestalteten Bühnenbildern (Rainer Sinell, Kostüme Dagmar Morell) und humorigen Tanz- und Skiszenen.
Alles beginnt im Berliner Großkonzern des Herrn Tobler. Die Tobler Werke feiern Weihnachten. Ein Kinderchor singt betriebseigene Weihnachtslieder und die Sieger eines Preisausschreibens der Tobler Werke werden bekannt gegeben. Gewinner ist der junge, arbeitslose Dr. Fritz Hagedorn. 1.Preis: Eine Woche Grandhotel Bruckbeuren, inclusive großem Sylvesterball. 2. Preis geht an Herrn Schulze, postlagernd. Herr Schulze ist in Wahrheit Herr Tobler, der gern - anonym reisend - mal die Welt aus einer anderen Sicht kennen lernen möchte. Claudia Kunkel, Hausdame und Geliebte von Herrn Schulze, besorgt um ihren Chef, informiert das Hotel, dass ein Millionär inkognito anreisen würde und bittet um entsprechende Behandlung. Mit dieser Ankündigung wird ein schrilles Verwechslungsspiel eingeleitet.
Exklusiv, dass Tiroler GRAND HOTEL unterhalb des Wendelsteins, mit dem schönen Alpenpanorama. Erwin Windegger ist der Konzernchef Tobler alias Herr Schulze. Herr Schulze und sein mitreisender Kammerdiener, Johann Kesselhut (Alexander Frantzen) spielt den wohlhabenden Gast. Dr. Fritz Hagedorn (Armin Kahl) wird für den angekündigten Millionär gehalten und luxuriös untergebracht, während Herr Schulze sich mit einer kleinen Kammer plus Dienstleistungen im Hotel zufriedengeben muss. Diese 3 Männer haben viel Spaß im Schnee, genießen ihren Aufenthalt, helfen dem armen Schulze bei der zu erledigen Arbeit und werden richtige Freunde.
Zum Schneevergnügen der Inszenierung gehört auch das Klappern der Skier im Schnee, ein Skisteppballett, mit besonders liebenswerter Choreografie von Adam Cooper, ein Schneemann und natürlich der Skilehrer Toni (Peter Neustifter). Hausdame und Toblers Tochter Hilde (Julia Klotz), stets besorgt um Toblers Wohlergehen, reisen unerwartet an, pünktlich zur Silvesternacht 1932, wo es gerade hoch und wild zugeht.
Auch die Nazis feiern lebhaft mit, so auch einige SA Braunhemden und ein SS Standartenführer; aber nicht lange, sie verschwinden bald. 1932/33, das ist die Nazizeit und so darf auch der Tod auf die Bühne, wohlwissend, was da kommen wird. Die Lebedame, Frau Calabre, (Sigrid Hauser), mit feurigen roten Haaren höchst verführerisch, gehört zum Hotel und umschwärmt beständig aber letztlich erfolglos wunderbar singend und spielend den angeblichen Millionär Dr. Hagedorn.
Der Wendelstein ruft auch Tochter Hilde und Dr. Hagedorn: Siewollen auch mit der Gondel zur Bergspitze. Die fantastische Gondel ist ein Faraday’scher Käfig. Ein Blitzgewitter fängt Hilde und Dr. Hagedorn in diese Gondel ein und führt sie, von einer gemeinsamen Zukunft bis hin ins Jahr 1943 träumend, zueinander. Julia Klotz (Hilde) und Armin Kahl (Dr. Hagedorn) haben hier große Szenen und singen schmelzend den bekannten Schlager „fragen wir den Wolkenstein.“ Von einer gemeinsamen Zukunft am Nollendorfplatz träumt dagegen das Schwulenpärchen, Toblers Butler und der Skilehrer Toni.
Hilde ist eine tüchtige Geschäftsfrau. Sie hat einen großen Deal mit den Emir vonBahrain eingefädelt. Der Emir kommt zum Geschäftsabschluss begleitet von vier Frauen. Dr. Hagedorn erhält die lang ersehnte Anstellung bei den Tobler Werken, plus Hildes Herz. Frau Calabre erblondet, passend zum Zeitgeist.
Das Publikum war begeistert von den Komponisten wie dem Ensemble; entsprechend fiel der Beifall aus. Die humorvolle wie üppige Inszenierung voller Charme, Revue und Witz fing die Herzen der Besucher im ausverkauften Haus ein, welches mit lebhaften Beifall dankte.
Drei Männer im Schnee am Gärtnerplatztheater; die folgenden Vorstellungen 28.2.; 3.3.; 6.3.; 7.3.; 10.3.2019
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