München, Staatstheater am Gärtnerplatz, Die Faschingsfee von Emmerich Kálmán, IOCO Kritik, 21.02.2017
Staatstheater am Gärtnerplatz München
Zur Faschingzeit in München
Die Faschingsfee von Emmerich Kálmán
Von Daniela Zimmermann
100 Jahre nach ihrer Uraufführung in Wien, wird die Faschingsfee wieder gespielt, in München. Regisseur Josef Köpplinger hat die von Emmerich Kálmán mitten im Kriegswinter 1917 uraufgeführte Operette für unsere heutige Zeit überarbeitet. Aus dem Fasching 1917 wird Fasching 2017. Doch 1917 war eine traurige Zeit: Nichts zu Essen, ringsherum starben junge Menschen im Krieg, alte Ordnungen waren in Auflösung. In dieser traurigen und chaotischen Zeit waren die verbotenen Feiern wohltuender Balsam für geschundene Seelen. Die Nöte der damaligen Zeit schimmern in Köpplingers neuer Inszenierung deutlich durch, gelegentlich zu sehr. Die Nöte heutiger Zeiten waren deutlich, da die Produktion nicht im Stammhaus am Gärtnerplatz stattfand, sondern auf einer Behelfsbühne, der alten Münchner Kongresshalle an der Theresienwiese.
Der Junge Maler Viktor Ronai (Daniel Prohaska) hat einen Malerpreis gewonnen. Ein Grund zu feiern, zumal mit dem Preisgeld auch Champagner bezahlt werden kann. 1917 wird gehungert, aber ein paar Flaschen findet die liebenswerte Wirtin Brandlmayer (Giesela Ehrensperger) für ihre Lieblingsgäste dann doch noch. Gefeiert wird im Künstlercafe Theaterklause; dort trifft sich eine Gruppe Münchner Bohemiens. Karl Fehringer und Judith Leitkauf schaffen dazu ein Bühnenbild, welches die typisch Münchner Cafe Atmosphäre gut einfängt, Dagmar Morell gestaltete wunderbare wie stilechte Kostüme der damaligen Zeit. Zu der feiernden Gesellschaft stößt, natürlich ganz zufällig, die schöne, elegante Fürstin Alexandra Maria (Camille Schnoor), die unerkannt bleiben möchte und als Faschingsfee mitfeiert. Der junge Maler Ronai und die Faschingsfee werden zum großen Liebespaar dieser Operette; sie singen und spielen authentisch und hingebungsvoll; er der arme Maler, sie als Faschingsfee der großen Gesellschaft zugehörig.
1917 war Kriegszeit und Josef Köpplinger zeigt das Ballett des Gärtnerplatztheaters in Form von Soldaten und Krankenschwestern. Sie tanzen und agieren sehr morbide und getragen, überzeichnend traurig; für eine moderne Faschingsfee 2017 irritierend tragisch. Alle halten rote Luftballons in den Händen; in den Zeiten war vieles aus dem Lot. Auch die Liebe zwischen dem feschen Baron Hubert von Mützelberg (Simon Schnorr) und der Choristin Lori (Nadine Zeintl), welche überzeugend rührend ein ungleiches und doch sehr verliebtes Paar darstellen; die arme Lori beständig von Eifersucht geplagt; überholte Konventionen herrschen noch in den Köpfen. Das dritte Paar des Faschingswirrwarrs, Herzog Ottokar von Grevlingen (Erwin Windegger), ein in die Jahre gekommener Herr wie auch Verlobter der Fürstin Alexandra, trifft seine frühere, große Liebe Rosl (Dagmar Hellberg), welche nie aufgehört hatte, ihn zu lieben. Herzog Ottokar hatte sich früher für die Konvention und die blutjunge Fürstin entschieden. Doch Fürstin Alexandra entscheidet sich nun gegen diese Konventionen und für den armen, jungen Maler. Alles wird gut in Operetten, so auch in dieser Faschingsfee: Der Herzog gibt Fürstin Alexandra frei auch wohl, weil er die große Liebe mit Rosl wieder beleben möchte.
Das Orchester ist durch einen Schleiervorhang von der Bühne getrennt. Und es rieselt der Schnee, eben Winter. Michael Brandstätter hat die musikalische Leitung und dirigiert die Operette etwas zurückgenommen, um der damaligen Situation gerecht zu werden. Eine großartige Ensembleleistung zeichnet sich auf der beschränkten Bühne; Ensemble, Ballett und Chor spielen mitreißend und beschwingen das Publikum mit lebendigen und wohl timbrierten Arien wie "Komm doch, Faschingsfee" und "Seh`n sich zwei nur einmal". Wenn auch gelegentlich das Elend der damaligen Kriegswirren für eine heutige 2017 - Faschingsoperette unnötig überzeichnet durchscheint.
Weitere Vorstellungen Die Faschingsfee: 23.2.2017, 25.2.2017, 27.2.2017, 28.2.2017
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