München, Münchner Symphoniker, Franck - Bartok - Berlioz: Sinfonische Dichtungen der Romantik, IOCO Kritik, 16.03.2015

München, Münchner Symphoniker, Franck - Bartok - Berlioz: Sinfonische Dichtungen der Romantik, IOCO Kritik, 16.03.2015
Muenchner Symphoniker © Peter von Felbert
Muenchner Symphoniker © Peter von Felbert

Münchner Symphoniker

Emotionen Pur: Sinfonische Dichtungen der Romantik

Kevin John Edusei, seit 2014 Chefdirigent der Münchner Symphoniker, überrascht  seine inzwischen zahlreichen Münchner Fans mit Frische, Besuchernähe und ungewohnter Programmvielfalt.  Edusei, Intendantin Annette Josef und ein wenig auch der junge ungarische Solo-Violonist Barnabas Kelemen, vermittelten am

4. März 2015,

zunächst von einer kultigen gelben Couch im Herkulessaal, das hochromantische Programm des Abends in seiner musikalischen und historischen Vielfalt. Auch originell: Mit Beginn des Abends bereits, konnte das Publikum auf ausgelegten Karten mögliche Programm-Zugaben frei wählen.

Grabmal César Franck © IOCO
Grabmal César Franck © IOCO

Das Konzert begann mit dem lyrischen 4. Satz aus Psyché und Eros, wohl einem der schönsten und bezauberndsten Werke der französischen Spätromantik von César Franck (1822 – 1890). Das Werk, entstanden 1888, wird heute in seiner Gänze nur selten gespielt, zumeist nur jener sentimentale 4 Satz, jene Kantilenen des Amor und der Psyché. Das Märchen der Antike über die Liebe des Gottes Amor zur Königstochter Psyché wird darin von einer seltsam, märchenhaften, träumerischen Grundstimmung beherrscht, voller Melodien des Gottes Amor und dem aus Violinen entwickeltem Gesang der Königstochter Psyché. Edusei, Kelemen und die Münchner Symphoniker übersetzten die großartige Komposition wunderbar in weiche melodische Vielfalt, akribische Prägnanz: Den von César Franck sentimental beschriebenen musikalischen Hymnus an die Liebe zauberten sie in den Himmel des Herkulessaales.

Kevin John Edusei © Marco Borggreve
Kevin John Edusei © Marco Borggreve

Ungewöhnlich, mit einem langen zarten Solopart, der das Herz berührt, beginnt danach Violonist Barnabas Kelemen das Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. posthum von Bela Bartok. Fein, ganz zart führt Kelemen den Bogen seiner Geige. Nach mehreren Takten stellt sich das Orchester an seine Seite und begleitet die Solovioline. Bartok schrieb dieses Violinkonzert mit 26 Jahren, für die damals beste Geigerin der Zeit, für die Ungarin Stefi Geyer (1888 – 1956). Geyer war nicht nur sehr musikalisch, sie war auch hübsch. Das Wichtigste: Bartok war in sie verliebt. So ist der 1. Satz seines Konzertes eine aufrichtige Liebeserklärung voll Aufrichtigkeit, Leidenschaft und Hoffnung. Der 2. Satz drückt Bartoks Ahnungen aus, dass seine Liebe unerfüllt bleibt und setzt Geyer darin ein Denkmal. Dieser Satz ist kommunikativ: Geige und Orchester setzen sich auseinander. Mit dem 2. Satz wollte Bartok zeigen, welch wunderbare Kompositionen er schaffen kann, sollte „sein Flehen nicht erhört werden“. Eine Musik, die aus dem Herzen Bartoks kommt und ein Herz der geliebten  "Stefi Geyer zwingen“ soll.  Doch Geyer hielt  dieses Konzert ihr Leben lang  unter Verschluss. Erst nach ihrem Tod wurde es öffentlich gespielt. Edusei führt sein Orchester mit festem Griff  Es ist mitreißend, Bartoks Liebeshoffen, sein Sehnen in Klängen zu hören. Zu erleben, wie lebendig, ergreifend Edusei, die Münchner Symphoniker und Kelemen die Seelenstimmungen wiedergeben.

Münchner Symphoniker © Marco Borggrefe
Münchner Symphoniker © Marco Borggrefe

Von Liebe, Sehnsüchten, Träumen, Enttäuschung und schließlich Rache handelt Hector Berlioz 1830 komponierter Welterfolg, die sinfonische Dichtung Symphonie fantastique. Fünf Episoden aus dem Leben eines Künstlers schildert dies vielleicht bedeutendste Werk der romantischen Musik: In der ersten  Episode schwelgt das Largo die Träumereien eines jungen Musikers; die fünfte Episode, im wilden Hexensabbat, mischt Totenglocken, Höllenorgien mit Totenmessen. Die Münchner Symphoniker zeichnen die so gegensätzlichen Episoden mit Klangvirtuosität und Präzision. Wohltuend, sensibel doch klanglich massiv wie ausgewogen führt Chefdirigent Edusei durch die extremen Stationen des seit über 180 Jahren bleibend populärem sinfonischem Gefühlsepos.

Das Publikum im ausverkauften Herkulessaal zeigte sich begeistert von Edusei, Kelemen den Münchner Symphonikern und dem von Romantik und Liebe geprägten   Konzertabend. Lauter und stürmischer Beifall.

IOCO / D.H. Zimmermann / 10.03.2015

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