München, Herkulessaal, Münchner Symphoniker lassen Helden leuchten, IOCO Kritik, 22.02.2020
Heldenleben im Herkulessaal
- Münchner Symphoniker lassen Helden leuchten -
von Daniela Zimmermann
Die Münchner Symphoniker geben ihre Meisterkonzerte auch gern im akustisch hervorragenden Herkulessaal in der Münchner Residenz, ursprünglich Thronsaal Ludwig I. Seinen Namen entlehnt der Saal von den Wandteppichen aus dem Jahr 1556, welche die Herkulessage abbilden. Der Saal bietet 1.270 Sitz- und 180 Stehplätze.
Die Geschöpfe des Prometheus op. 43, 1. Teil dies Konzerts der Münchner Symphoniker unter Kevin Edusei: ist eine 1801 von Ludwig van Beethoven und Salvatore Vigano (Libretto und Choreographie) zu Ehren der damals sehr beliebten Primaballerina Maria Cassentini (1778-1805) geschaffene Ballettkomposition. Sie setzt Prometheus, dem Titanen der griechischen Mythologie und den auf dem Parnass lebenden Musen der Künste ein musikalisches Denkmal. Die von Vigano geschaffene Originalchoreographie ist verloren gegangen; heutige Choreographien beziehen sich insofern auf Notizen aus der damaligen Zeit.
Im Herkulessaal begleitete Beethovens Komposition das von Stefan Huntstein gesprochene Libretto um Prometheus und die Wesen des Parnass. Die Texte waren neu verfasst von Dirk Diekmann. Huntstein spricht "aus der Seele" des unter der beginnenden Taubheit schon leidenden komponierenden van Beethoven, aber von seiner eigenen Schaffenskraft beständig übermannt. Andererseits und gerade dadurch ist er auch der grandiose und leidende Prometheus, der Titanen Sohn, der die Menschen erschaffen hat und den Göttern das Feuer stiehlt, um es seinen Menschen und damit die Zivilisation zu bringen. Gottvater Zeus, der Mächtige, ist über den Diebstahl erzürnt: zur Strafe schmiedet er Prometheus an jenen bekannten "kaukasischen Felsen", an dem ein Adler regelmäßig von Prometheus´ Leber frisst; bis Zeus Prometheus wieder befreit und von seinen Qualen erlöst.
Kevin Edusei lässt die Münchner Symphoniker den Helden Prometheus beseelt feiern und den Zorn des Zeus durch Donnern erbeben. Er dirigiert feinfühlig genau, aber auch voller Kraft, wenn Zeus oder Beethoven es denn so verlangten.
2. Teil des Konzerts: Ein Heldenleben von Richard Strauss mit ganz großer Orchesterbesetzung. Mit Beginn lässt den Besucher das kraftvolle Spiel des Orchesters auch die Kraft des Helden spürbar werden.
Ein Heldenleben op. 40 von Richard Strauss, ist eine 1899 in Frankfurt uraufgeführte sinfonische Dichtung, in welcher der Held, seine Frau, eine Diva anbetend, dem Größenwahn nahe, in den Krieg zieht und letztlich triumphiert. Viele Kritiker waren sich einig, dass Strauss in dieser Komposition sich selbst als Held verherrlicht. Strauss widersprach solchen "Hinweisen" vehement, doch schwebt der Gedanke bis heute weiter mit, wenn diese Komposition aufgeführt wird. Man munkelte damals, dass Strauss in seinen musikalisch auskomponierten Widersachern vielleicht seine Musikkritiker sieht.
Der Held dieser Komposition Ein Heldenleben hat Widersacher; gegen die gilt es beständig anzukämpfen. Des Helden Gefährtin, die treue Diva, Gattin Pauline, übernimmt die Solovioline mit einer zarten Melodie. Die romantische Seite des Helden findet hier seinen Ausdruck.
Des Helden Walstatt, die Versinnbildlichung der Schlacht, der Heerscharen, des Kampfes. Mit Sieg des Helden, begleitet von den Trompeten. Des Helden Friedenswerke, friedvolle Melodien, beruhigen das Heldenleben und Leiten zum letzten Thema Des Helden Weltflucht und Vollendung über. Der Held zieht sich zurück, die Schlachten sind seine Vergangenheit. Noch einmal ertönt das Helden - Motiv und die Blechbläser intonieren eine letzte Fanfare für den Helden.
Das Publikum im ausferkauften Herkulessaal feierte Münchner Symphonieorchester und Kevin Edusei für zwei sehr ausdruckstark und sensible gespielte Kompositionen.
Besuchtes Konzert am am 9.02 und 12.02.20
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