München, Bayerische Staatsoper, Netrebko kapituliert vor Neuenfels, IOCO Aktuell, 11.11.2014

München, Bayerische Staatsoper, Netrebko kapituliert vor Neuenfels, IOCO Aktuell, 11.11.2014
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Bayerische Staatsoper München

Nationaltheater München © Wilfried Hösl
Nationaltheater München © Wilfried Hösl

Manon Lescaut: Etikettenschwindel in München?

Hans Neuenfels inszeniert an der Bayerischen Staatsoper in München die große Oper Manon Lescaut von Giacomo Puccini. Ein Auftrag des dortigen Intendant Klaus Bachler. Und Klaus Bachler weiß, was Regiearbeiten Hans Neuenfels auszeichnet! Neuenfels bringt Handlungen auf die Bühne, an welche die Väter der Opern nicht im Traum gedacht haben. Auch biegt Neuenfels nur  große Opern zurecht: AIDA, Nabucco, Don Giovanni. Und nun, in München, Manon Lescaut?  Auf der Popularität eines Verdi, Wagner und Puccini reitet Neuenfels am liebsten. Jan Brandts-Buys oder Hans Stieber kommen im Werkekatalog von Neuenfels deshalb nicht vor.

Hans Neuenfels © IOCO
Hans Neuenfels © IOCO

Neuenfels legitimiert Veränderungen ursprünglicher Handlungen mit den Ansprüchen des „modernem Regietheater“. Die Modernität seiner Regiearbeiten zeichnet aus, dass sie nie oder nur selten im Programmheft aufklärend beschrieben werden. So beschreiben die Programmhefte zu Neuenfels´ Berliner Nabucco-Produktion dem Besucher nicht, dass bei dieser Verdi-Produktion Plüschkampfbienen die Bühne beleben. Die Bayreuther Festspiele beschreiben in ihrem Programmheft die Handlung des Lohengrin („ Aus fernem Land..“ ) Wagner-getreu. Tatsächlich jedoch wuseln, von Richard Wagner unbemerkt, Neuenfels´ geschaffene  Ratten in großer Zahl über die Bühne, dazu Kutsche mit gebrochenem Rad und toter Gaul. Das Markenzeichen von Hans Neuenfels Regiearbeiten ist seit Jahren die Profanität: Kontrovers und oder schräg. Der Etikettenschwindel dabei: Im Programmheft der Musiktheater findet sich nur die von den Komponisten vorgegebene bekannte Handlung,  aber nie Neuenfels´ inszenierte Eingebungen. Programmhefte sollten die Handlung auf der Bühne aber wenigstens halbwegs tatsachengetreu wiedergeben.

Anna Netrebko sollte am 15. November 2014 in der Premiere der Manon Lescaut die Partie der Manon singen. Daraus wird nichts, denn Netrebko flüchtete. Sie hat es kurzfristig abgelehnt, in dieser Inszenierung aufzutreten. „Unterschiedliche Auffassungen der Titelfigur“ mit Hans Neuenfels sind öffentlich genannten Gründe; gleichzeitig dankt die Bayerische Staatsoper Netrebko für die "frühe" Absage. Zu vermuten ist, dass Anna Netrebko die von Regisseur Hans Neuenfels geforderte Darstellung der Manon als unerträglich empfand. Statt Anna Netrebko wird die Lettin Kristine Opolais die Partie der Manon singen. Am 16.11.2014 werden wir die Gründe für Anna Netrebkos Absage gesehen haben und das Programmheft der Staatsoper studieren: Welche Handlung verkauft die Bayerische Staatsoper unter dem Titel Manon Lescaut von Giacomo Puccini dem zahlenden Publikum? Biogascontainer?  Hamster?  Oder Windkrafträder?

IOCO / Viktor Jarosch / 11.11.2014

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