Linz, Landestheater Linz, Das Land des Lächelns - Franz Léhar, IOCO Kritik, 09.06.2021
Das Land des Lächelns - Franz Lehár
- eine träumerische Hommage an Richard Tauber und Franz Léhar -
von Marcus Haimerl
Das Landestheater Linz feierte mit einer Inszenierung von Das Land des Lächelns, link HIER, den 150. Geburtstag von Franz Lehár. Die Premiere fand am 9. Oktober 2020 statt und wurde nach der pandemiebedingten Schließung im Mai planmäßig wieder aufgenommen. Noch mit einem Happy End und unter dem Titel Die gelbe Jacke wurde die Operette am 9. Februar 1923 im Theater an der Wien uraufgeführt. Unter dem Titel Das Land des Lächelns feierte die überarbeitete Fassung, mit eigens auf den großen Tenor Richard Tauber zugeschnittenen Liedern und ohne glückliches Ende, ihre Uraufführung am 10. Oktober 1929 im Berliner Metropol-Theater. Naheliegend, den in Linz geborenen Tenor auch in der aktuellen Inszenierung auftreten zu lassen.
Das Land des Lächelns - Interview mit Regisseur Andreas Bauermann Youtube [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Die neue Textfassung für das Landestheater Linz stammt von Regisseur Andreas Beuermann unter dem Pseudonym Simon W. Alexander. Der erste Teil spielt in einem Wiener Museum im Winter 1929/1930 (Ausblick und Ambiente lassen vermuten, dass es sich hier wohl um das 1928 gegründete alte Völkerkundemuseum in der Neuen Hofburg, Wien, handeln könnte), in dem eine China Ausstellung eröffnet wird. Für geladene Gäste und Förderer des Museums singt Startenor Richard Tauber mit seiner Bühnenpartnerin Hella Kürty Ausschnitte aus der jüngst in Berlin uraufgeführten Operette Das Land des Lächelns. Der Auftritt ist der Großzügigkeit der Kunstmäzenin Gräfin Lichtenfels zu verdanken, die ihrer Nichte Lisa damit den Herzenswunsch erfüllt, den Tenor persönlich kennenzulernen.
Richard Tauber gibt Autogramme und unterhält sich mit Gästen, zieht sich aber dann zurück, um die Bekanntschaft mit Lisa bei einer Tasse Tee (mit den 1929 erfundenen Teebeuteln) zu vertiefen. Schließlich geben er und Hella Kürty eine Gesangsprobe zum Besten. Mit dem Chrysanthemen-Lied verführt sie die anwesenden Herren. Schließlich verabschiedet sich der Tenor mit dem Hinweis, zu geplanten Filmaufnahmen nach China reisen zu müssen. Lisa ist fest entschlossen, Richard Tauber nach China zu folgen. Sie schläft ein und der Museumsraum verwandelt sich in einen chinesischen Palast. Aus dem Museumsdirektor wird Tschang, der Onkel Sou-Chongs, Tauber geht in seiner Rolle als chinesischer Prinz auf, Hella Kürty fügt sich in ihre Rolle als Mi und die Gräfin von Lichtenfels tritt als Oberhofdame auf. Lisas Traum folgt nun inhaltlich Lehárs Operette. Die Europäerin ist Onkel Tschang ein Dorn im Auge. Sou-Chong wird mit der „gelben Jacke“ geehrt, Lisa bedauert jedoch von der Zeremonie ausgeschlossen worden zu sein. Ihr Jugendfreund Gustl, dessen Heiratsantrag sie ihm Museum abgelehnt hatte, ist mit seinem Sekretär auf der Suche nach Lisa in China angekommen. Sie erfahren von der Oberhofdame, dass alten Traditionen nach, das Familienoberhaupt Sou-Chong noch am selben Tag vier Mandschu-Frauen heiraten muss. Lisa hält an ihrer europäischen Sichtweise fest und will gemeinsam mit Gustl fliehen. Sie werden von Sou-Chong überrascht, nachdem Lisa ihm erklärt die Fremde nicht länger zu ertragen, gibt er sie frei.
Langsam scheint Lisa aus ihrem Traum zu erwachen und auch Sou-Chong und Mi verwandeln sich zurück in Richard Tauber und Hella Kürty.
Regisseur Andreas Beuermann zeigt in seiner Inszenierung eine interessante Deutung im Entstehungsjahr der Operette, in dem auch dem Tanz (Choreografie Kevin Schmid) eine bedeutende Rolle zukommt. Dazu Andreas Beuermann: „Ergänzend dazu bekommt der Tanz eine stärker integrierte Bedeutung durch die Figuren „Lóng“ (Drache) und „Fenghuáng“ (Phoenix), die als chinesische Symbole des Männlichen und Weiblichen auf den Konflikt der Hauptfiguren widerspiegeln und in die Handlung eingreifen.“
Das ansprechende Bühnenbild von Bernd Franke zeigt einen Museumssaal mit chinesischen Artefakten, der sich mit geringfügigen Umbauten in einen chinesischen Palast verwandeln lässt. Zu erwähnen ist hier auch das Videodesign von Daniël Veder welches entweder den Ausblick aus dem Museumsfenster mit Blick auf das Palmenhaus, Dämmerung und Schnee inklusive, oder chinesische Bilder im Palast zeigen.
Als Gräfin Lichtenfels und Oberhofdame begeistert Franziska Stanner das Publikum ebenso mit unglaublicher Komik als auch mit der einen oder anderen Weisheit. Besser könnte man diese Partie, welche normalerweise der Obereunuch wäre, nicht besetzen.
In der Partie der Lisa überzeugt Regina Riel mit schönem, an manchen Stellen dramatischen Sopran und überzeugendem Spiel.
Matthäus Schmidlechner, langjähriges Ensemblemitglied in Linz, kann nicht nur stimmlich, sondern auch mit viel Witz und tänzerischen Talent die Rolle des Gustav von Pottenstein („Gustl“) perfekt ausfüllen. Auch die Partie des Richard Tauber / Sou-Chong ist mit Marco Jentzsch hervorragend besetzt. Mit luxuriösem Tenor und berührender Gestaltung kann er nicht nur die Rolle des chinesischen Prinzen ausfüllen, sondern wird auch dem Tenor der Rahmenhandlung mehr als gerecht.
Eine ideale Besetzung ist auch die Partie der Hella Kürty und Mi mit Theresa Grabner. Nicht nur mit ihrem entzückenden lebendigen Spiel und der tänzerischen Begabung, sondern auch ihrem schönen, klaren Sopran gelingen ihr einige der berührendsten Momente dieses Abends.
Aber auch mit Markus Raab als Tschang und Domen Fajfar als Sekretär sind die kleineren Rollen gut besetzt. Beeindruckend auch die Tänzerin Bianca Bauer (Kellnerin / Fenghuáng) und Tänzer Filip Löbl (Museumswärter/Lóng).
Das Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Marc Reibel zeigt, wie Operette auch klingen kann: dynamisch, präzise und mit viel Gefühl.
Wie schön Operette auch sein kann, bewies der Applaus des begeisterten Publikums. Noch bis Juli zu sehen im Musiktheater. Unbedingt noch ansehen!
Landestheater Linz; Das Land des Lächelns -die nächsten Vorstellungen 8.6.; 14.6.; 18.6.; 23.6.; 29.6.2021 und mehr
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