Paris, Comédie Francaise, LE MALADE IMAGINAIRE - J.-B. Molière

Die altwürdige Comédie Française mit ihrer weltberühmten Schauspieler-Truppe gastiert im Théâtre des Champs-Elysées Paris vom 21. Dezember 2023 bis einschließlich 7. Januar 2024 (Reservation: rp@theatrechampselysees.fr ) mit der letzten Komödie von Molière: DER EINGEBILDETE KRANKE…

Paris, Comédie Francaise, LE MALADE IMAGINAIRE - J.-B. Molière
Théâtre des Champs-Élysées - Paris © wikimedia commons

Jean-Baptiste Molière: LE MALADE IMAGINAIRE (1673), Komödie in drei Akten. Musik von Marc-Olivier Dupin

 von Peter Michael Peters

EINE KOMÖDIE DER MELANCHOLIE…

Hé bien! c’est le neveu de monsieur Purgon, qui

est le fils de son beau-frère le médecin, monsieur

Diafoirus; et ce fils s’appelle Thomas Diafoirus, et

non pas Cléante; et nous avons conclu ce

mariage-là ce matin, monsieur Purgon, monsieur

Fleuront, et moi; et demain, ce gendre prétendu

doit m’être amené par son père. Qu’est-ce ? Vous

voilà tout ébaubie! - Akt 1 / Szene 5 / Argan (Auszug)

Die altwürdige Comédie Française mit ihrer weltberühmten Schauspieler-Truppe gastiert im Théâtre des Champs-Elysées Paris vom 21. Dezember 2023 bis einschließlich 7. Januar 2024 (Reservation: rp@theatrechampselysees.fr ) mit der letzten Komödie von Molière: DER EINGEBILDETE KRANKE

Wenn Jean-Baptiste Molière (1622-1673) seine letzte Komödie Le Malade imaginaire schreibt, weiß er, dass er schwer krank ist! Sein letztes Stück ist im wahrsten Sinne eine Komödie, aber jedoch jeder Akt endet mit einer Beschwörung des Todes. Wir kommen nicht umhin, dass wir hinter der Figur des Argan – am Tage der Premiere spielte Molière selbst – den sterbenden Autor sehen: Der mit dem Leiden des Todes spielend kämpfte. Dasselbe Thema, das im Leben tragisch ist, wird auf der Bühne komisch und aus eigenem Unglück bringt der Autor uns zum Lachen…

TEASER / SAISON 2023-2024 : Le Malade imaginaire - youtube Théâtre des Champs-Elysées

In einem Jahrhundert, indem die Schriftsteller nicht über sich selbst sprechen, erzählt uns Molière seine persönliche Zuversicht: Er sei so geschwächt, sagt uns Béralde: „…dass er nur noch die Kraft hat, seine Schmerzen zu ertragen“. Der wirkliche kranke Mensch stellt sich krank! Das ganze Stück dreht sich um den Gegensatz von wahr und falsch: Wahrer oder falscher Meister der Musik, wahrer oder falscher Arzt, wahre oder falsche Krankheit, wahrer oder falscher Tod. Diese Dialektik gipfelt im letzten Akt, als Molière in einer Parodie auf die Diagnose – in der die Lunge die Ursache aller Leiden von Argan ist – lässt er die als Arzt verkleidete Toinette die Wahrheit über seine Krankheit sagen: Und bei der vierten Aufführung spuckt Molière Blut aus und stirbt wenige Stunden später, genauer gesagt an einer Lungen-Krankheit. Es ist gewissermaßen der Schwindel im zweiten Grade, der Schwindel  von Toinette: Den Schwindel der Ärzte anzuprangern, der letztendlich die Wahrheit enthüllte! Aus Lügen entsteht die Wahrheit! Es ist die Lüge von Argan, wenn er sich tot stellt, die den Verrat von Béline offenbart. Durch das „Auswechseln der Batterien“, indem sie vorgibt, in die Gefühle von Argan und Béline einzutauchen, wird Toinette der Angélique helfen. Es ist wie mit dem falschen Maître der Musik, dass Cléante das Haus betreten kann! Man muss ein Heuchler sein, um Betrügereien und Lügen anzuprangern. Aber noch tiefgreifender spielt Molière mit der Krankheit und dem Tod, um sie vielleicht damit abzuwehren!

In diesem Stück ist alles Gegenstand einer Parodie. Dort werden die schwerwiegendsten Dinge verspottet. Das ist seine karnevalistische Seite! Am Ende des dritten Akts sagt uns Béralde, um die ultimative Parodie, die Einführung von Argan als Arzt zu rechtfertigen, dass „der Karneval dies zulässt.“ Mit der Organisation dieser letzten Unterhaltung, einem wahren verrückten Narren-Fest, bringt Béralde den Karneval buchstäblich in dieses bürgerliche Haus. Das Stück entstand im Februar 1673, genau während des Karnevals!

LE MALADE IMAGINAIRE hier Clément Bresson (Thomas Diafoirus), Guillaume Gallienne (Argan), Christian Hecq (Monsieur Diafoirus) @ Christophe Raynaud de Lage

Es hat zu den widersprüchlichsten Interpretationen geführt: Man spielte Argan als schwer krank, man spielte ihn mit einer prachtvollen Gesundheit strahlend. Er wurde auch tyrannisch dargestellt, er wurde als Opfer dargestellt. Man hat es sehr komisch gemacht, auch wurde es dramatisch gespielt. Dies liegt daran, dass dies alles nicht gleichzeitig, sondern nacheinander vorhanden ist. Molière bietet eine beeindruckende Partitur voller Brüche, voller Widersprüche, in der das Komische und das Tragische eng miteinander verflochten ist. Hinter der großen Komödie, die bestimmte Muster der Farce integriert hat: Entdecken wir Sorge, Egoismus, Bosheit und Grausamkeit!  

 

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