Landshut, Theater Landshut, Sanierungswirrwarr - Seit 2014, IOCO Aktuell, 17.12.2019
Theater Landshut - Gelähmt im Sanierungswirrwarr
Kulturelle Vielfalt in Niederbayern in Gefahr
von Viktor Jarosch
Landshut ist mit 72.000 Einwohner die größte Stadt Niederbayern. Kulturelles Zentrum von Landshut ist das Theater Landshut, welches gemeinsam mit dem Stadttheater Passau und Theater am Hagen, Straubing in einem kulturellen Städtebund als Landestheater Niederbayern verbunden: Gemeinsam, als Landestheater Niederbayern, bieten diese Theater der Bevölkerung der Region moderne und vielfältige Kultur.
Seit 2014, seit fünf Jahren, ist das Stadttheater Landshut wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Aufführungen finden seither in einem Notbehelf, einem großen Theaterzelt am Stadtrand von Landshut statt. Seit Beginn der Odyssee müssen die kulturell notleidenden Bürger von Landshut in einer Zelt-Notlösung "Theater erleben." Diese Ersatzspielstätte wurde mittlerweile ebenfalls zum Sanierungsfall; man kämpft dort gegen Ungeziefer aus einer nicht funktionierenden Kanalisation, gegen Wetterunbillen, dass Regen auf das Dach prasselt oder im Sommer die Temperaturen mal auf 40 – 50 Grad steigen, gegen das Wummern aus einer nahe gelegenen Veranstaltungsarena. Elf (in Zahlen 11) Jahre sollte die Sanierung des Theater Landshut ursprünglich dauern. Aufgrund eines zu erwartenden Haushaltsdefizits hatte die Stadt Landshut nun erwogen, die Sanierung des Theaters zu unterbrechen. Unabsehbare Konsequenzen hätte ein solcher Beschluss für die kulturelle Landschaft Niederbayerns gehabt. In einer auch von IOCO unterstützten online-Petition (link hier) protestierten über 20.000 Bürger gegen dieses Vorhaben. Eine Stadtratssitzung am 6.12.2019 sollte über die Zukunft des Theater Landshut entscheiden.
Das Sanierungselend des Theater Landshut hat große und kleine Vorbilder: so die Berliner Staatsoper Unter den Linden, die Elbphilharmonie Hamburg, die Oper Köln am Offenbachplatz, welche geplante Sanierungsdauern von vier auf mindestens acht Jahre verdoppelten; die Sanierungskosten überschritten ursprünglich geplantes um viele hundert Millionen Euro. Das Theater Landshut, welches seit 2014 durch sein eigenes Sanierungselend taumelt, hat inzwischen beste Voraussetzungen, zum kleinen Bruder der Staatsoper Unter den Linden oder der Oper Köln zu werden.
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Am 6. Dezember 2019 erklärten alle Stadträte zunächst ihre uneingeschränkte Solidarität mit dem Landestheater Niederbayern und dem Theater Landshut, um anschließend mit einer denkbar knappen Mehrheit von 21:20 Stimmen gegen den Antrag zu stimmen, die für Sanierung und Umbau erforderlichen Mittel in den mittelfristigen Finanzplan der Stadt einzustellen. Wohl aus Sorge über lauten Unmut in der Bevölkerung hat der Haushaltsausschuss auch ein Feigenblatt / Mogelpackung beschlossen: die Planungen für die Sanierung des Theater Landshut werden 2020 wie vorgesehen fortgesetzt. Dafür wurden 1,85 Millionen Euro im Etat der Stadt eingesetzt. Konkret bedeutet dies auch: Der Betrieb des Theater Landshut wird aufrecht erhalten, für ein neues oder saniertes Theater wurden keine Mittel bereit gestellt.
Der nun seit 2014 andauernde wie undurchsichtige Entscheidungsprozess des Stadtrats lässt für die Bürger von Landshut schlimmes befürchten: Das Theaterzelt wird für weitere viele Jahre Spielstätte der Produktionen des Landestheater Niederbayern bleiben. Was die endgültige Sanierung des Theater Landshut kosten wird, ob diese je stattfinden wird, steht auch fünf Jahre nach Schließung des Hauses nicht einmal in den Sternen von Niederbayern.
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