Krefeld, Theater Krefeld Mönchengladbach, Der Rosenkavalier, IOCO Kritik, 27.09.2014
Theater Krefeld Mönchengladbach
Der Rosenkavalier als Mozart-Adoration
Einen sehr respektablen Beitrag zum nun ausgehenden Richard Strauss-Gedenkjahr (150. Geburtstag) zeigten die Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, mit einem neuen “Rosenkavalier“ im Theater Krefeld. Es wurde eine Produktion, die sich sehen und hören lassen kann.
Strauss schuf mit diesem 1912 uraufgeführten Werk, eine Hommage, ja eine Adoration an Mozart. Nach den heftigen dramatischen Brocken Salome (1905) und Elektra (1908), wollte er den Beweis antreten, dass es auch leichter, duftiger und vor allem komödiantischer geht. Letzteres ist schon im Untertitel verankert, eine “Komödie für Musik“. Premiere dieses Rosenkavalier war am 21.09. 2014, IOCO Besuchte die Vorstellung am 27.09.2014.
Das Werk wirbelt die schönsten Ingredienzien aus Schwank, Posse, Travestie und Konversationsstück durcheinander und bringt alles auf den Nenner “ist halt nur eine Farce, sonst nichts“. Doch diese Farce mit ihrer herrlichen Musik und der wunderbar künstlichen Sprache Hofmannsthals möchte man nicht missen.
Die Regisseurin Mascha Pörzgen trug dem ganz ausgezeichnet Rechnung und ließ alles abspulen wie “am Schnürl“, bei straffer Personenführung und hübschen Einfällen. Aber es gab auch weniger Überzeugendes.
Seltsam war der Gag, den “Sänger“ in der Lever-Szene auf einer Lafette auf die Bühne zu fahren (wie Phoebus im Sonnenwagen) und der dann, aufgezogen mittels Kurbel (wie bei der Puppe Olympia) seine vertrackte Arie sang. Keirschan Scholdybajew sang die Arie hoch anständig und sah auch in seinem Goldlamé-Anzug ganz nett aus.
Überhaupt waren die Kostüme, die Frank Fellmann entworfen hatte, größtenteils schön und geschmackvoll. Auch konnte Fellmann mit seinen Bühnenbildern in den drei Akten meist überzeugen. Eine große, verschiebbare Wand, auf der ein überdimensioniertes Uhrzeigerblatt befestigt war, sah man im 1. Akt. Etwas klein war der stilisierte Salon im Palais Faninal im 2. Akt. Das “verfluchte Extrazimmer“ im Vorstadtbeisel des 3. Aktes hätte heimeliger sein können.
Gesungen wurde vorzüglich - bei den Hauptpartien, wie auch bei den vielen kleineren Rollen. Eine resche, resolute und figürlich apart “mollerte“ Marschallin war Lydia Easley. Sie sang die Partie mit großer, warmer Sopranstimme und berührte mit gestalterischer Präsenz und mimischer Ausdruckskraft.
Eine absolut ideale Verkörperung des Oktavian, der Titelpartie, gelang Eva Maria Günschmann. Ihr apart timbrierter Mezzosopran, die kraftvolle Mittellage, sowie die gut ausgebaute Höhe erfreuten ebenso, wie ihr intensives, nuanciertes Spiel. Dazu ist sie auch noch eine ranke, schlanke Erscheinung. Also ideal für eine Frau, die einen jungen Mann verkörpern muss.
Mit schlankem, ausdruckstarkem Bass, modulationsfähig und gut verständlich, sang Matthias Wippich den Baron Ochs auf Lerchenau. Im Spiel war er deftig, ohne derb zu sein, gar manchmal rüde, aber immer noch mit einer Spur Eleganz.
Ein wirklicher Herr, kein affektierter Parvenü, war der Faninal in der Darstellung durch Hans Christoph Begemann. Dazu war er stimmlich glänzend disponiert.
Sophie, sein Fräulein Tochter, fand in Sophie Witte eine liebreizende, spielintensive Vertreterin, die auch vokalen Wohllaut verströmte. Wenn sich ihre Stimme mit der der Marschallin und des Oktavian im Terzett des 3. Aktes vereinigte, ging einem schon das Herz auf.
Wie eingangs erwähnt, waren alle kleinen und Kleinstrollen erstklassig besetzt. Optimal klangen auch die von Maria Benyumova einstudierten Chöre.
In guter Spiellaune präsentierte sich das Orchester. GMD Mihkel Kütson ließ die Niederrheinischen Sinfoniker sehr nervig spielen. Dazu klang alles sehr durchsichtig, selbst in den Turbulenzen des 3. Aktes. Herzlichen Beifall für alle Mitwirkenden spendete das Publikum im gut besuchten Haus.
IOCO / UGK / 27.09.2014
Weitere Rosenkavalier Vorstellungen im Theater Krefeld am: 5. Oktober 2014; 24.10.2014; 31.10.2014; 2.12.2014; 22.12.2014
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