KreA(k)tiv – Freischaffende gemeinsam stark! - Die Vision, IOCO Aktuell, 01.06.2020
KreA(k)tiv – Freischaffende gemeinsam stark! Die Vision
Ein Essay von Magdalena Weingut mit einer Einleitung von Patrik Klein
Einleitung: Seit dem Lockdown vor fast drei Monaten hat sich in der Welt der Kultur Vieles dramatisch verändert. Opernhäuser und Theater sind geschlossen. Die Kunst ist weitgehend verstummt. Betroffene Künstler*innen sind zu Hause und können ihre Arbeit nicht mehr verrichten. Das Publikum muss sich mit Videostreams oder Konserven begnügen. Besonders betroffen von dieser Situation sind die Freischaffenden Künstler*innen, die aufgrund ihrer zweifelhaft gestalteten Verträge weitgehend durch alle Raster der Hilfsprogramme staatlicher Seite fallen und in ihrer Existenz gefährdet sind. Widerstand macht sich langsam breit, gerät an manchen Stellen in die Öffentlichkeit. Dennoch müssen Viele Künstler*innen vorsichtig sein, um ihre zukünftige Karriere nicht zu gefährden.
Eine hoffnungslose Situation?
Auf Initiative der Regisseurin Magdalena Weingut hin, haben sich 20 namhafte Kulturschaffende aus verschiedensten Bereichen (Oper, Musical, Regie, Kultur- und Künstlermanagement, Konzert) zu einer Gemeinschaft zusammen gefunden, die in regelmäßigen wöchentlichen Meetings an dieser unbefriedigenden Situation der Freischaffenden langfristig etwas verändern möchte. Das Ziel ist es, ein Positionspapier mit Anforderungen an künftige Verträge zu formulieren und diese über eine Verbandsgründung an exponierter politischer Stelle einzufordern. IOCO bietet dazu die Plattform zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit.
Essay von Magdalena Weingut:
KreA(k)tiv – Freischaffende gemeinsam stark! - Die Vision
Ein Essay von Magdalena Weingut
Niemand von uns will Almosen! Wir wollen nicht mehr betteln müssen! Wir wollen genauso behandelt FAIR behandelt werden, wie alle anderen Arbeitnehmer. Alles was wir möchten, ist RESPEKT und Verständnis für das, was wir tun- KREATIV sein.
Kreativ sein heißt, nicht jeden Tag von 9-18 Uhr ins Büro zu gehen, nicht jeden 15. des Monats eine angemessene Summe auf dem Kontoauszug vom Arbeitgeber überwiesen zu sehen. Kreativ sein heißt, Dinge erschaffen, entstehen lassen, Energie und Idee in etwas Wunderbares umsetzen, um anderen eine Freude, Entspannung zu bereiten.
Sie davon abzulenken, dass sie von 9-18 Uhr ins Büro gehen müssen und sich fragen, was sie denn schlauerweise mit ihrem Geld machen könnten, damit es nicht dem Steueramt anheim fällt – nämlich z. B. ins Kino gehen, oder in die Oper/Theater/Konzert, ins Museum, ins Restaurant oder einfach nur einen Abend mit Netflix verbringen.
Wir alle haben in langen Jahren und harten Kämpfen und vielen Kompromissen, gelernt, AKTIV zu werden, um kreativ sein zu können. Haben uns unter Wert verkauft, um doch weiterzukommen, haben unsere Ansprüche manchmal zurückschrauben müssen, um überleben zu können. Denn von irgendwas muss schließlich wenigstens die Miete und das Essen bezahlt werden. Alle anderen Bedürfnisse ernährt ja im Idealfall, die Kunst und die Kultur- Kunst, sei es die eigene, oder sei es die von Kollegen. Genauso wie Kunst und Kultur den Rest der Bevölkerung seit Jahrhunderten abends und am Wochenende, auf dem Weg zur Arbeit und im Urlaub ernährt.
Die Vision-KreA(k)tiv will nicht jammern, betteln, sondern endlich aus der Opferrolle aussteigen, jeden aktiv unterstützen, seiner Kreativität Ausdruck verleihen zu können und im besten Fall davon leben zu können. KreA(k)tiv will Kommunikation, Austausch untereinander und mit den Arbeit- und Geldgebern und unserem Publikum!
Sie will ihren Mitgliedern faire, respektvolle Arbeitsbedingungen ermöglichen, in dem sie Kampagnen aufgreift und mitträgt, Leute organisiert, die in Institutionen für uns einstehen. Sei es mithilfe von schon bestehenden Organisationen, wie Ver.di, wie der GDBA, dem Ensemble-Netzwerk oder Art but Fair. Sie will langfristig übereuropäisch tätig sein, in Zusammenarbeit mit UNISSON, ALE, Assolirica oder Younion. In komplizierten Zeiten, wie diesen, bietet sie eine Plattform für Hilfestellungen, informiert über Gagen, Entschädigungen oder finanzielle Hilfen.
In naher Zukunft wird KreA(k)tiv versuchen, zusammen mit bestehenden Institutionen und aus gegebenen Grundlagen heraus, für gerechtere, an die speziellen Bedürfnisse von Kunstschaffenden angepasste Verträge kämpfen.
Wir werden Verwerfungen aufdecken, aufklären, Fallbeispiel schaffen und zeigen, auch bestehende marode Strukturen unterwandern müssen und uns kreaktiv für ein respektvolleres Kultursystem einsetzen.
Nichts wird Neu werden, denn alles ist schon dagewesen, wir können das Rad nicht neu erfinden, wir können den Blick über den eigenen Horizont hinausschweben lassen, die Perspektive ändern, auf uns, auf die Welt und die Perspektive der Welt auf uns. Vieles wird nicht besser werden, seien wir realistisch, Vieles vielleicht doch ein bisschen, seien wir idealistisch, aber Vieles kann anders werden, seien wir optimistisch und auch das ist doch schon ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Lasst uns gemeinsam KreA(k)tiv WEITER-Entwickeln, UM-Deuten, NEU-Entdecken!
Zusammenfassung von Magdalena Weingut und Patrik Klein
Kommen Sie in die Facebook-Gruppen KreA(k)tiv - Freischaffende Gemeinsam stark! und IOCO Kultur community. Dort werden wir Sie/Euch regelmäßig über den Stand der Arbeit informieren. Kommentare und Anregungen sind dort herzlich willkommen.
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