Klagenfurt, Stadttheater Klagenfurt, THE SOUND OF MUSIC - Musical, IOCO Kritik, 21.06.2023

Klagenfurt, Stadttheater Klagenfurt, THE SOUND OF MUSIC - Musical, IOCO Kritik, 21.06.2023
Stadttheater Klagenfurt © Stadttheater Klagenfurt / Helge Bauer
Stadttheater Klagenfurt © Stadttheater Klagenfurt / Helge Bauer

Stadttheater Klagenfurt

THE SOUND OF MUSIC -Musical

- Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II -

von Marcus Haimerl

Obwohl immer noch drei von vier US-Touristen wegen Sound of Music die Stadt Salzburg besuchen, war das Musical aus der Feder von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein (Gesangstexte) lange Zeit weitgehend unbekannt. Erst 1993 kam eine Kammeraufführung im Wiener Schauspielhaus zustande und 1995 fand schließlich am Tiroler Landestheater die österreichische Erstaufführung mit großem Orchester statt. So kam es, dass auch bei einem Wien-Besuch von US-Präsident Bill Clinton, Mitte der 1990er Jahre seine Gattin nach ihrem Wunsch für ein Abendprogramm gefragt wurde. Hilary Rodham Clinton wünschte sich eine Vorstellung von The Sound of Music. Die Gastgeber mussten zugeben, keine Produktion des Musicals anbieten zu können und die First Lady war erstaunt, dass dieser Klassiker noch nie auf einer großen Wiener Bühne zu sehen und hierzulande überhaupt weitgehend unbekannt war.

THE SOUND OF MUSIC - Musical youtube Stadttheater Klagenfurt

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Das Buch von Howard Lindsay und Russel Crouse beruht auf den Memoiren von Maria Augusta von Trapp, The Story of the Trapp Family Singers. Die Erstverfilmung dieser Lebenserinnerungen kam aus Deutschland. 1956 begann die Divina/Gloria-Film mit den Dreharbeiten. Regie führte Wolfgang Liebeneiner, Ruth Leuwerik spielte Maria, Hans Holt den Georg von Trapp und Josef Meinrad den Pater Franz Wasner, den Chorleiter der Familie. Von diesem Film entstand auch eine englische Synchronfassung, die unter dem Titel The Trapp Family auch in den USA sehr erfolgreich in den Kinos lief. Diesen Film sahen auch der Broadway Star Mary Martin und ihr Ehemann Richard Halliday, die umgehend die Rechte für ein Musical erwarben, das am 16. November 1959 im Lunt-Fontanne Theatre unter dem Titel The Sound of Music mit großem Erfolg Premiere feierte. Mit acht Tony Awards wurde das letzte gemeinsame Musical des Erfolgsduos Rodgers und Hammerstein ausgezeichnet. Darunter der Preis für das beste Musical und die beste weibliche Hauptrolle (Mary Martin), die beste Komposition (Richard Rodgers) und das beste Buch (Howard Lindsay und Russel Crouse). Nach über 1443 Vorstellungen wurde das Musical vom Spielplan genommen. Die europäische Erstaufführung fand am 18. Mai 1961 im Palace Theatre im Londoner Westend statt und brachte es auf 2386 Vorstellungen. 1964 entstand schließlich auf Basis des Broadway-Musicals eine mit fünf Oscars ausgezeichnete Hollywood-Verfilmung mit Julie Andrews und Christopher Plummer in den Hauptrollen, die bis heute zu den wichtigsten Werbeträgern Österreichs in der Welt gehört.

Die Handlung spielt in Salzburg im Jahr 1938 und handelt von der jungen Anwärterin Maria, die als Kindermädchen für die sieben Kinder des Barons von Trapp, dessen Frau verstorben ist, arbeiten soll. Mit ihrer liebevollen Art und mit Hilfe der Musik findet sie Zugang zu den Kindern und erobert in Folge auch das Herz des strengen Witwers. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich soll der Baron, wie schon im ersten Weltkrieg, das Kommando über ein U-Boot übernehmen. Dank eines geplanten Konzerts kann Maria einen Aufschub erreichen. Während der Preisverleihung gelingt der Trapp-Familie die Flucht, erst ins Nonntal-Kloster und von dort über die Berge in Sicherheit.

Stadttheater Klagenfurt / THE SOUND OF MUSIC hier Didier Borel (Rolf Gruber) - Frances Pappas (Mutter Oberin), Ensemble © Helge Bauer
Stadttheater Klagenfurt / THE SOUND OF MUSIC hier Didier Borel (Rolf Gruber) - Frances Pappas (Mutter Oberin), Ensemble © Helge Bauer

Das Stadttheater Klagenfurt zeigt das Musical in einer Kooperation mit dem Salzburger Landestheater, wo diese Produktion am 23. Oktober 2011 ihre umjubelte Premiere feierte. Am 22. Oktober 2021 fand, fast exakt 10 Jahre später, die Wiederaufnahme mit einer neuen Generation von Darstellern statt.

Die Regiearbeit von Andreas Gergen und Christian Struppeck besticht durch eine kluge Personenführung und viele starke Momente. Das Stück beginnt nicht wie gewohnt im Kloster, sondern beginnt auf einem Schlachtfeld im Jahr 1945. Solche historischen Bezüge finden sich auch, wenn nach der Hochzeitsszene die jüdische Bevölkerung zur Straßenreinigung gezwungen wird. Ein besonders rührender Moment gelingt dem Regie-Duo, wenn Maria Rolf Gruber die Hand ausstreckt, um ihn in eine gemeinsame Zukunft mit der ältesten Tochter Liesl mitzunehmen, dieser aber ablehnt und weinend zurückbleibt, das dann zur Kriegsszene mit ihm zu Beginn führt. Für diese Produktion wurde auch der Song Ich habe Zuversicht (I have Confidence) aus der Hollywood-Verfilmung übernommen. Da Oscar Hammerstein neun Monate nach der Uraufführung des Musicals am Broadway verstarb, stammen sowohl Musik als auch Text von Richard Rodgers.

Der amerikanische Kostüm- und Bühnenbildner Court Watson schuf für diese Produktion eine vielseitige Kulisse deren Hauptbestandteil die auf einer Drehbühne befindliche Villa Trapp, die entweder die Hauptfassade oder aber den Wohnraum mit einer Treppe zur Galerie zeigt. Das Kloster wird durch einen Säulengang angedeutet, im Hintergrund die Skyline Salzburgs. Auch für die traditionell schönen Kostüme zeichnet sich der in New York ansässige Court Watson verantwortlich.

Stadttheater Klagenfurt / THE SOUND OF MUSIC hier Franziska Becker (Elsa Schrader) - Michael Duregger (Max Detweiler) - Erwin Belakowitsch (Georg von Trapp) © Helge Bauer
Stadttheater Klagenfurt / THE SOUND OF MUSIC hier Franziska Becker (Elsa Schrader) - Michael Duregger (Max Detweiler) - Erwin Belakowitsch (Georg von Trapp) © Helge Bauer

Herausragend war aber auch die musikalische Seite dieses Abends. Patrizia Unger ist die Idealbesetzung der Maria Rainer und hat diese Partie bereits bei der Wiederaufnahme am Landestheater Salzburg gestaltet. Nicht nur in ihrer überaus glaubhaften Darstellung der jungen, ebenso lebensfrohen wie einfühlsamen Novizin, sondern auch gesanglich kann sie das Publikum mit klarer und kräftiger Stimme begeistern. Luxuriös besetzt ist Erwin Belakowitsch als Kapitän Georg von Trapp mit schönem, kräftigem Bariton und auch er lässt in seiner Darstellung keine Wünsche offen. Auf ebenso hohem Niveau überzeugt KS Frances Pappas als Mutter Oberin. Sie verfügt über einen warmen, großen Mezzosopran mit allen Spitzentönen. Ihr Song Über die Berge (Climb every Mountain) zählt zweifelsohne zu den Highlights des Abends. Didier Borel begeistert als Telegrammbote Rolf Gruber, vor allem in seiner Szene mit Liesl (Sechzehn, beinah schon Siebzehn/Sixteen going on Seventeen) kann er neben seiner gesanglichen Leistung auch mit vollem Körpereinsatz beeindrucken(Choreographie: Kim Duddy, choreographische Einstudierung: Kate Watson). Franziska Becker ist eine überaus glaubhafte Elsa Schrader mit großer Stimme, Michael Duregger spielt einen liebenswerten und witzigen Max Detweiler. Hervorragend als Liesl erlebt man Jacqueline Piacentini. Aber auch die übrigen Kinder können restlos überzeugen: Noah Stornig (Friedrich), Vivien Frimmel (Louise), Konstantin Simic (Kurt), Carla Poms (Brigitta), Amélie Auer-Welsbach (Marta) und Delina Worku als entzückende Gretl. Großartig auch die Solisten und Solistinnen des Stadttheater Klagenfurt in den Rollen der Schwestern Bertha (Olena Pruscha), Margareta (Nadia Petrova) und Sophia (Tetyana Prybura), sowie des Dieners Franz (Mihael Strniša), der Haushälterin Frau Schmidt (Dorothea Zimmermann), Herr Zeller (Josef Pepper), Baron Eberfeld (David Jagodic) und Gregor Einspieler-Springer als Admiral von Schreiber.

Keinesfalls unerwähnt bleiben darf das Tanzensemble Elisabeth Blutsch, Marleen Jakob, Teresa Krall, Kilian Berger, Edd Hall und Robert Lankester mit ihren sensationellen Tanzeinlagen in der Choreographie von Kim Duddy.

Ausgezeichnet auch das Kärntner Sinfonieorchester, das unter der Leitung von Günter Wallner zur Höchstform aufläuft.

Jubel und Standing Ovations bei der Dernière in der aktuellen Spielzeit für alle Künstler und Orchester für diesen gelungen Abend