Klagenfurt, Stadttheater Klagenfurt, Premiere Rusalka - Antonin Dvorak, 13.09.2018

Klagenfurt, Stadttheater Klagenfurt, Premiere Rusalka - Antonin Dvorak, 13.09.2018
Stadttheater Klagenfurt

Stadttheater Klagenfurt

Stadttheater Klagenfurt © Stadttheater Klagenfurt / Helge Bauer
Stadttheater Klagenfurt © Stadttheater Klagenfurt / Helge Bauer

Rusalka von Antonín Dvorák

Premiere 13. September 2018, 19.30 Uhr, Weitere Vorstellungen: 15., 18., 20., 22., 26., 28. September; 5., 10., 13., 20.Oktober 2018

Die große Eröffnungspremiere der Spielzeit 2018/19 - Rusalka - erzählt von der unmöglichen Liebe einer Wassernixe zu einem schönen Prinzen. Das ausdrucksstarke Meisterwerk wurde seit 65 Jahren nicht mehr in Klagenfurt gezeigt. Die musikalische Leitung übernimmt der neue Chefdirigent Nicholas Carter, Regie führt Eva-Maria Höckmayr, die Titelpartie singt die südafrikanische Sopranistin Pumeza Matshikiza. Rusalka sehnt sich nach einem anderen Leben. Sie will wissen, wie es ist, ein Mensch zu sein, und muss am Ende dafür bitter bezahlen. Der Stoff geht auf eine mittelalterliche französische Sage zurück. Die Vorlage wurde im 19. Jahrhundert unzählige Male künstlerisch bearbeitet und ist nicht zuletzt durch die Walt Disney-Verfilmung Arielle, die Meerjungfrau bis heute präsent. 1900, im Jahre der Erscheinung von Sigmund Freuds Traumdeutung, schuf der tschechische Komponist Antonín Dvorák mit der Oper Rusalka ein Werk, in dem die Wirrnisse des anbrechenden Jahrhunderts ihre Schatten vorauswerfen. Rusalkas Märchenwelt bildet die Fassade, hinter der sich abgrundtief die unstillbare Sehnsucht und tragische Vereinsamung des modernen Menschen auftun. Doch Dvoraks rührende lyrische Musik lässt auf Mitleid und Versöhnung hoffen.

Stadttheater Klagenfurt / Rusalka - Matshikiza Pumeza © Christian Kaufmann
Stadttheater Klagenfurt / Rusalka - Matshikiza Pumeza © Christian Kaufmann

MUSIKALISCHE LEITUNG Nicholas Carter REGIE Eva-Maria Höckmayr BÜHNE UND KOSTÜME Julia Rösler CHOREINSTUDIERUNG Günter Wallner DRAMATURGIE  Markus Hänsel

Der Prinz Robert Watson Die fremde Fürstin / Ježibaba Ursula Hesse von den Steinen Rusalka Pumeza Matshikiza Wassermann Martin Snell Der Küchenjunge Iris van Wijnen Der Förster Thomas Tischler Der Jäger Jihoon Kwon Erste Elfe Bryony Dwyer Zweite Elfe Feride Büyükdenktas Dritte Elfe Veronika Dünser Chor des Stadttheaters Klagenfurt, Kärntner Sinfonieorchester

Premiere 13.9.2018; Weitere Vorstellungen: 15., 18., 20., 22., 26., 28. September; 5., 10., 13., 20.Oktober 2018

Einführungsmatinee 02. September 2018, 11 Uhr, Bühne. Moderation Intendant Florian Scholz Einführung zur Oper 25 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Galeriefoyer links

Die Liebe einer Wassernixe Interview mit der Regisseurin Eva-Maria Höckmayr

Rusalka erzählt von der unmöglichen Liebe einer Wassernixe zu einem schönen Prinzen – ein Stoff,  der bis heute präsent ist. Erwartet uns auch in Ihrer Inszenierung Märchenhaftes?

Um die todbringende Begegnung von weiblichem Wasserwesen und jungem Mann ranken sich ja viele Geschichten. Als Sirenen begegnen die Wasserfrauen uns bereits in der Odyssee bei Homer. Wie jedes gute Märchen berührt auch die Geschichte von Rusalka etwas in uns, das über Zeiten und Erzählebenen hinweg immer gültig ist. Das Märchenhafte ist für mich also weniger der Fischschwanz, sondern mehr diese seelenhafte Essenz einer Geschichte der Verwandlung – das Ringen um Gut und Böse im Menschen. Märchenhaft ist für mich aber auch die archetypische Verdichtung der Figuren: Wie im Traum werden Situationen und Personen zum Symbol und sind dabei Sprachrohr der Seele. Märchenhafte Elemente wird es aber auch auf der Bühne geben: In den Szenen um Rusalka und den Prinzen passiert Unmögliches, Irreales, Transzendentales – immer auf der Suche nach der größtmöglichen emotionalen Dichte.

Das Werk entstand im Jahr 1900 – welche Gefühle und Stimmungen des „Fin de Siécle“ sind in Dvoraks Oper Rusalka spürbar?

Rusalka entstand fast zeitgleich mit Freuds Traumdeutung und Opern wie Salome oder Pelléas et Mélisande. Viele Werke dieser Zeit formulieren ein großes Interesse an der Durchleuchtung der weiblichen Seele. Dieses Unterfangen scheint jedoch unmöglich, was aus dem Blickwinkel des Mannes zu einem bestimmten Unbehagen gegenüber dem Weiblichen führt. Stereotypen der Hysterikerin, des „teuflischen Weibs“ als lustbringender Todesgöttin oder die rätselhafte Unzugänglichkeit einer „femme fragile“ sind die Hüllen in denen die Frauengestalten feststecken. Auch Rusalka liefert diese archetypischen Frauen-Figuren: die asexuelle Meerjungfrau, die erotische Waldnymphe, die todbringende Hexe, die „femme fatale“ in Gestalt der fremden Fürstin. Doch wie kein anderes Werk scheint Rusalka aus einem weiblichen Blickwinkel formuliert. Bei Dvo?ák ist sie schon zu Beginn des ersten Akts stumme Betrachterin der Szene. Die Wasserfrau hat zunächst einen naiven, unwissenden Blick auf die Welt. Sie eifert den weiblichen Stereotypen nach, versteht aber schließlich, dass sie sie selbst werden muss, um zu lieben und geliebt zu werden.

In Rusalka stehen sich die  Welten der Menschen und der Elementargeister gegenüber – wodurch unterscheiden sie sich?  wie treten sie in Kontakt?

Die Menschenwelt wird als seelisch grausam vorgeführt: Sie ist kalt, man ist nur am Äußerlichen interessiert; bestimmte Werte haben nur so lange Bestand, wie sie das Kollektiv gutheißt. In der Figur und der Gesellschaft des Prinzen und seinem Verrat an Rusalka wird uns dies schmerzhaft vor Augen geführt. Die Welt der Elementargeister ist aber letztlich nicht weniger (un-)menschlich: Schon die erste Szene führt Vodnìk als lüsterne Vaterfigur ein; der (verheiratete) Wassermann ist nicht weniger fleischlich als die nackten, erotisch aufgeschlossenen Waldnymphen, die im Sinne der „Décadence“ das körperlich Sexuelle gesellschaftsfähig machen. Diese Aspekte einer gewissen gesellschaftlichen Doppelmoral des ausgehenden 19. Jahrhunderts und beginnenden 20. Jahrhunderts kommen hier im Märchen klar zum Vorschein, in anderen Versionen des Stoffs fehlen diese Szenen. Somit sind die Waldwesen vor allem als Kontrast zu den asexuellen Wasserwesen mit ihren symbolhaft verschlossenen Beinen zu verstehen. In Verbindung mit der Figur Rusalka steht das Wasser für eine fast kindliche seelische Unschuld, Reinheit, Liebesfähigkeit und Selbstlosigkeit. Rusalka ist verliebt und will zu ihrer ersten großen Liebe. Dieser Drang nach Leben, nach Erfahrungen der Liebe verbindet die Welten – Rusalka verlässt das Stadium des Betrachtens, der Reflexion und wird aktiv – sie will Liebe erleben und öffnet sich der Welt.

Wofür steht die Figur der Wassernixe Rusalka?  Zu welcher Erkenntnis führt sie uns am Ende?

Rusalka steht für mich für jede Frau. Sie durchläuft für uns alle Lebensstufen und spezifischen Erfahrungen. Die Schutzbedürftigkeit des Kindes, die Suche nach Orientierung, das erste Verliebtsein, das sich Verstellen um zu gefallen, die Begegnung mit Verachtung und gesellschaftlicher Ausgrenzung; die große Enttäuschung einer falschen Wahl der Liebe, das Misslingen der Kommunikation mit dem vergötterten Gegenüber. Der Rückzug in die Isolation; ein Gefühl der Einsamkeit und Trauer. Sie liebt und wird verraten. Die Fähigkeit zu verzeihen und zu vergessen muss sie danach, wie wir alle, lernen.

---| Pressemeldung Stadttheater Klagenfurt |---

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