Kassel, Staatstheater Kassel, Spielplan Oktober 2016
PREMIEREN Oktober 2016
Die Räuber von Friedrich Schiller
Inszenierung: Markus Dietz / Philipp Rosendahl, Bühne: Mayke Hegger, Kostüme: Katharina Faltner / Mayke Hegger, Dramaturgie: Michael Volk / Annabelle Leschke,| Sounddesign: Marco Mlynek
Mit Jürgen Wink (Graf von Moor), Hagen Bähr (Karl), Konstantin Marsch (Franz), Ingrid Noemi Stein (Amalia von Edelreich), Rahel Weiss (Spiegelberg), Maria Munkert (Schweizer), Lauren Rae Mace (Grimm), Markus Schön (Schufterle), Aljoscha Langel (Roller), Lukas Umlauft (Hermann), Uwe Steinbruch (Daniel)
Zwei Brüder: Der Erstgeborene, Karl Moor, Lieblingssohn des Vaters, führt in Leipzig ein wildes Studentenleben. Der andere, Franz, fühlt sich von Natur und Gesellschaft benachteiligt und sinnt darauf, diesen Unterschied auszugleichen. Er liest dem Vater gefälschte Briefe vor, die von Exzessen Karls berichten – und unterschlägt Karls Bitten an den Vater, jenem zu verzeihen. Graf Moor enterbt daraufhin seinen geliebten Sohn. Empört über diese Ungerechtigkeit, schart Karl eine Bande aus jungen Radikalen um sich: Als Räuber wollen sie alle Demütigung in der Sprache der Gewalt zurückzahlen. Franz dagegen versucht in der Zwischenzeit, nicht nur das väterliche Erbe zu erhalten, indem er das Altern seines Vaters beschleunigt, sondern auch Amalia, Geliebte Karls, zu erobern – erst durch List, schließlich mit Gewalt. Zwei Menschen, zwei Welten: die Geschichte einer bewaffneten Rebellion in der Anarchie der Wälder; die Intrige im väterlichen Schloss, die das Familiendrama in Gang setzt.
Am Staatstheater Kassel werden zwei Regisseure sich jeweils einer dieser Welten annehmen: Markus Dietz inszeniert die Welt des Schlosses, der junge Regisseur Philipp Rosendahl nimmt sich die Welt der Räuber vor, die aus gekränkter Ehre zur Gewalt greifen.
Kostprobe: Mittwoch, 28. September, 19.30 Uhr, Schauspielhaus, Premiere: Samstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, Schauspielhaus
Los Elementos, Harmonische Oper im italienischen Stil von Antonio Literes, In spanischer Sprache
Musikalische Leitung: Jörg Halubek, Inszenierung und Ausstattung: Zenta Haerter, Dramaturgie: Olaf A. Schmitt
Mit Elizabeth Bailey, Marta Herman, Inna Kalinina, Anna Nesyba, Natalia Perelló und Cozmin Sime; es spielt das Kammerorchester Louis Spohr, In Koproduktion mit den Kasseler Musiktagen und SOZO visions in motion
Feuer, Wasser, Luft und Erde bekommen bei Antonio Literes, einem der bedeutendsten spanischen Komponisten des 18. Jahrhunderts, eine Stimme – und durch die musikalische Umsetzung auch einen besonderen Charakter. Ebenso wie die weiteren Mitspieler: Zeit und Aurora. In Literes’ Kammeroper erwarten die vier Elemente sehnlich den Tagesanbruch. Gemeinsam mit der Zeit reflektieren sie ihr Dasein und ihre Sehnsucht nach dem Licht, bis sich beim Erscheinen der Morgenröte ihre unbändige Freude entlädt.
In einer erstmaligen Koproduktion mit den Kasseler Musiktagen führt das Staatstheater Kassel seine Beschäftigung mit Barockopern fort. Dirigent Jörg Halubek intensiviert die musikalischen Erfahrungen der letzten Spielzeiten, diesmal mit dem Kammerorchester Louis Spohr. Choreografin Zenta Haerter lässt in der Alten Brüderkirche die vier Elemente als lebendige Wesen neu erscheinen.
Premiere: Freitag, 28. Oktober, 20 Uhr, Alte Brüderkirche
Die Großherzogin von Gerolstein von Jacques Offenbach
Musikalische Leitung: Alexander Hannemann, Inszenierung: Adriana Altaras, Bühne und Kostüme: Yashi, Choreografie: Rhys Martin, Dramaturgie: Jürgen Otten, Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti
Mit Jaclyn Bermudez / Lin Lin Fan, Maren Engelhardt / Belinda Williams, Bassem Alkhouri / Tobias Hächler, Johannes An / Gideon Poppe, Daniel Holzhauser / Hansung Yoo | Bernhard Modes, Marc-Olivier Oetterli / Dieter Hönig, Abraham Singer, Tänzern des Tanzensembles sowie Opernchor des Staatstheaters Kassel, Staatsorchester Kassel
Die Geschichte ist grotesk. Ein Märchen. Aber mehr als das. Sie ist auch augenzwinkernde Parabel über jene Unzulänglichkeiten, die den Menschen sein ganzes Leben lang begleiten. In ihrem Zentrum stehen Fritz, ein gemeiner Soldat, und die Großherzogin eines fiktiven Staatsgebildes, eine durch und durch distinguierte Dame, die aber zwei Schwächen hat: Sie liebt das Militär und junge, schneidige Männer. Männer wie Fritz. Und weil sie diesen Fritz besonders ins Herz geschlossen hat, ernennt sie ihn kurzerhand zum General. Was nicht gut gehen kann, und eben auch nicht gut geht. Mit der Musik allerdings von Jacques Offenbach geht es hervorragend, und so kann man sagen, dass die 1867 im Jahr der Weltausstellung in Paris aus der Taufe gehobene Operette „La Grand-Duchesse de Gerolstein“ zu einem der raffiniertesten und charmantesten Werke des genialischen Spottvogels geriet. Über die zeitimmanenten Anspielungen hinaus versprüht diese Schöpfung einen Geist der Anarchie, der uns auch heute noch sehr gut zu Gesicht steht.
Kostprobe: Dienstag, 25. Oktober, 19 Uhr, Opernhaus, Premiere: Samstag, 29. Oktober, 19.30 Uhr, Opernhaus
EMOJI - Tanztheater: Ikimono von Annamari Keskinen und I Share Therefore I Am von Evangelos Poulinas
Choreografie und Inszeneriung: Annamari Keskinen und Evangelos Poulinas, Bühne und Kostüme: Juri Halliday (Ikimono) und Evangelos Poulinas (I Share Therefore I Am), Musik / Soundediting: Michel Tittlepp (Ikimono)
Tanz: Annamari Keskinen und Samuel Nerl (Ikimono) sowie Niv Melamed und Juan José Tirado Pulido (I Share Therefore I am)
Das Wort Ikimono kommt aus dem Japanischen und bedeutet ›lebendiges Sein‹ oder ›Lebewesen‹. Der gleichnamige Tanztheaterabend stellt die Frage: Worin liegt die Verantwortung des Einzelnen für den gesellschaftlichen Wohlstand und das Glück jedes Einzelnen? »In Ikimono beschäftige ich mich mit dem Kampf um das Licht in der Dunkelheit, in einer Welt, in der sich Illusionen und Realität gegenseitig aufheben und zu paranoiden Zuständen führen. Ich gehe auf die Suche nach einem sicheren Ort“ (Annamari Keskinen).
Der Akt des Sich-Mitteilens bzw. „Teilens“ in der virtuellen Welt definiert oftmals unsere soziale Umwelt und gaukelt das reale Leben vor. Evangelos Poulinas taucht mit seiner Choreografie ein die Welt des Teilens von Informationen und beobachtet, wie dieser Austausch unser Leben beeinflusst. Ist es möglich, dass neue Identitäten durch den bloßen Akt eines Erfahrungsaustausches konstruiert werden? „Ich stelle mir in meinem Stück Menschen vor, die nach Aufmerksamkeit dürsten, am Rande eines emotionalen und psychischen Zusammenbruchs, und dabei immer ihr Bestes versuchen, den ›schönen Schein‹ zu wahren.“ (Evangelos Poulinas)
Premiere: Sonntag, 30. Oktober, 20.15 Uhr, tif – Theater im Fridericianum
KONZERTE
1. Sinfoniekonzert: »Hans Christian Andersen«
Louis Glass: Elverhøj (Elfenhügel) op. 67 nach den Abenteuern von H.C. Andersen (Deutsche Erstaufführung); Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18; Alexander von Zemlinsky: Die Seejungfrau nach einem Märchen von H.C. Andersen
Solistin: Nareh Arghamanyan (Klavier), Dirigent: Patrik Ringborg
Gleich zwei Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen stehen im Mittelpunkt des ersten Sinfoniekonzertes: »Elfenhügel« und »Die Seejungfrau«. Letzteres, von Alexander von Zemlinsky vertont, fällt in eine für ihn persönlich wie beruflich schwere Zeit. Das Märchen der kleinen Seejungfrau mit den Themen der unerfüllten Liebe und der Identitätsfindung dürfte ihn daher besonders angesprochen haben. Die schlechten Kritiken zur Uraufführung führten jedoch dazu, dass Zemlinsky seine »Seejungfrau« nicht mehr aufführte, erst seit den 1970er Jahren erlebt das Werk eine Renaissance im Konzertsaal.
Auch Sergej Rachmaninow musste erst eine große Krise überwinden, ehe er sein 2. Klavierkonzert vollenden konnte. Durch die vernichtende Kritik zu seiner ersten Sinfonie in eine tiefe Schaffenskrise gestürzt, komponierte Rachmaninow nicht mehr, sondern arbeitete stattdessen zeitweilig als Dirigent an der Moskauer Russischen Privatoper. Ärztliche Hilfe fand er schließlich bei einem der russischen Pioniere auf dem Gebiet der Psychiatrie, Dr. Nikolai Dahl, dem es mittels Hypnose gelang, ihm sein Selbstvertrauen zurückzugeben. Erfolg der Therapie: Rachmaninow begann mit der Arbeit an seinem c-Moll-Konzert und widmete es aus Dankbarkeit seinem Arzt.
Montag, 17. Oktober, 20 Uhr, Stadthalle (19.15 Uhr Einführung)
2. Kammerkonzert - Werke von Beethoven, von Winter und Spohr
Mit Dimitrios Papanikolau, N.N. (Violine), Joachim Schwarz, Antje Schmidt (Viola), Dorothea Brenner (Violoncello), Jan Harborth (Kontrabass), Sabine Neher (Klarinette), Susanne Lorenz, Markus Brenner (Horn)
Im zweiten Kammerkonzert steht eine Rarität auf dem Programm: das Quartett für Klarinette und Streicher von Peter von Winter (1754-1825), das nur noch in einem Archiv auf Mikrofilm existierte und nun eigens für die Kasseler Aufführung gedruckt wurde. Von Winter, zunächst Geiger der Mannheimer Hofkapelle und später Hofkapellmeister für Vokalmusik in München, nahm unter anderem Unterricht bei Antonio Salieri. Besonders mit seinen Opern hatte der Komponist bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts Erfolg in ganz Europa, bevor er in Vergessenheit geriet.
Zwei Paradebeispiele dafür, wie sich Bläser- und Streicherklang wunderbar vermischen, sind Beethovens Sextett für zwei Hörner und Streichquartett, und Louis Spohrs Oktett für Klarinette, Hörner und Streicher.
Montag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, Opernfoyer 15 / 7,50 Euro
EXTRAS UND GASTSPIELE
Gastspiel: Das Theaterstübchen geht fremd - Ute Lemper: The 9 Secrets
Idee, Konzept und Musik: Ute Lemper, Texte: Paulo Coelho, Cinematische Einrichtung: Volker Schlöndorff
Mit Ute Lemper (Gesang), Henri Agnel, Idriss Agnel (arabische Gitarren und Percussion), Vana Gierig (Piano), Romain Lecuyer (Bass), Victor Villena (Bandoneon), Philippe Botta (arabische Flöte und Saxophon)
Ute Lempers neues Album ist eine poetische Sinfonie in neun Sätzen. Als Inspiration diente der Künstlerin Paulo Coelhos Buch „Die Schriften von Accra“. Von dessen positiver Energie und Lebensperspektive euphorisiert, entstand der Kontakt zu Coelho, der die Idee, einen Liederzyklus auf Basis des Buchs zu schreiben, enthusiastisch unterstützte. „The 9 Secrets“ vereint arabische Musik, europäische Chanson-Einflüsse und Bossa Nova zu detailreichen Kleinoden. Die eigentlich disparaten musikalischen Sozialisationen der aus Tunesien, Amerika, Frankreich, Griechenland und dem Libanon stammenden Musiker schaffen einen wunderbar stringenten Ensemble-Sound. »Ein atmosphärisches Gesamtkunstwerk.« (RBB Kulturradio)
Montag, 3. Oktober, 19.30 Uhr , Opernhaus 68 / 40 Euro
Junges Staatstheater: Herbstakademie Abschlusspräsentation
HABEN? / TEILEN! – Hans im Glück
Das Junge Staatstheater plant, im Rahmen einer »Zur Bühne«-Maßnahme von KULTUR MACHT STARK (Bundesministerium für Bildung und Forschung) geflüchtete und nicht geflüchtete Jugendliche eine Woche lang in Workshops eine Performance nach dem Motiv des Hans im Glück erarbeiten zu lassen. Angeleitet von mehreren lokalen Künstlern erforschen die TeilnehmerInnen in performativen, musikalischen, tänzerischen, literarischen und weiteren Arbeitsgruppen unser HABEN und was passiert, wenn wir es teilen. Macht Loslassen glücklich? Ist Hergeben gleichzusetzen mit Verlust? »You can’t always get, what you want?!« An diesem Abend werden die (Forschungs-) Ergebnisse auf der Bühne im Schauspielhaus geTEILT. Damit Sie vom geplanten interkulturellen Austausch etwas HABEN.
Samstag, 29. Oktober, 18 Uhr, Schauspielhaus,
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