Mit Thomas Adès‘ „Tevot“ und Anton BrucknersSinfonie Nr. 7 E-Dur stehen zwei Orchesterwerke auf dem Programm, die im Abstand von weit über hundert Jahren komponiert wurden, aber beide in unverwechselbarer Weise einen großen, romantischen Orchesterapparat nutzen.
Thomas Adès, 1971 ihn London geboren, gehört zu den profiliertesten Komponisten seiner Generation. „Tevot“ entstand als gemeinsames Auftragswerk der New Yorker Carnegie Hall und der Berliner Philharmoniker, die das Werk 2007 unter der Leitung von Simon Rattle zur Uraufführung brachten. Der Begriff Tevot stammt aus dem Hebräischen und kann sowohl die Takte der Musik (tey-VOT) als auch die rettende Arche Noahs (tey-VA) und ebenso die Bundeslade bezeichnen.
Adès nutzt den Fundus der Musikgeschichte von Wagner über Mahler bis hin zu Strawinskys prononcierter Rhythmik und Ligetis Klangflächen. Das Werk ist getragen von einem gewaltigen spätromantischen Orchesterapparat und von einer enormen emotionalen Spannweite. Adès setzt starke Kontraste, sowohl in der Dynamik als auch zwischen den höchsten und tiefsten Lagen der Instrumentengruppen.
Anton BrucknersE-Dur-Sinfonie gilt wegen ihrer überwiegend hellen Tonart(en) als sein glänzendstes Werk, zugleich aber auch als sein melodischstes und elegischstes. Ihr Herzstück ist das unter dem Eindruck von Richard Wagners Tod entstandene Adagio, eine der aufwühlendsten und schönsten Trauermusiken des 19. Jahrhunderts.
Die Uraufführung 1884 unter Arthur Nikisch in Leipzig gestaltete sich zum riesigen Erfolg. Für Bruckner muss der lange Beifall eine ungeheure Genugtuung gewesen sein: Schon seit zwei Jahrzehnten lebte er in Wien, doch die Musikwelt der Donaumetropole hatte ihn bis dahin nicht gerade freundlich behandelt und kaum zur Kenntnis genommen. Erst mit der Siebten Sinfonie nahm die späte, schnell wachsende Anerkennung von Bruckners Werk ihren Anfang.
Das Staatsorchester Kassel spielt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Patrik Ringborg. Konzertbeginn ist um 20 Uhr in der Stadthalle Kassel, um 19.15 Uhr gibt Orchesterdirektorin Insa Pijanka eine Werkeinführung.