Hoffmanns Erzählungen für Kinder - Opernwerkstatt, IOCO CD-Rezension, 27.05.2021
Hoffmanns Erzählungen für Kinder - CD - Jacques Offenbach
Ein Kinderhörspiel - CD - Opernwerkstatt am Rhein e.V.
von Marcus Haimerl
Der künstlerische Leiter der Opernwerkstatt am Rhein, Sascha von Donat, erfüllte sich einen lang gehegten Wunsch und produzierte eine CD, welche eine Kinderfassung, empfohlen für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren, von Jacques Offenbachs Oper Hoffmanns Erzählungen (Les contes d’Hoffmann) ist.
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Offenbachs vielleicht nicht immer für Kinder geeignete Oper Hoffmanns Erzählungen wurde in vorliegendem Fall jedoch auf hervorragende Weise kindgerecht aufbereitet.
Erzählt wird die Handlung aus Sicht der Muse Nicola, die auf ihre Erlebnisse mit dem Dichter E.T.A. Hoffmann zurückblickt, den sie im Alter von 23 Jahren auf seinen Abenteuern begleitet hat. Heute ist sie 293 Jahre alt und bildet die Verbindung in die Gegenwart und kann die Kinder durch Verwendung der Alltagssprache in ihren Bann ziehen. Aber auch sonst ist die Sprache der Handlung Mitte des 19. Jahrhunderts sehr nahe an der Gegenwart und durchaus aktuell, wenn Coppelius beispielsweise beteuert kein Meister zu sein, der Meister sei nämlich im Homeoffice in Kurzarbeit. Auch sonst ist die Gestaltung der Handlung humorvoll und kurzweilig, spannend und fantastisch. Nach einer kurzen Einführung erzählt Hoffmann die Geschichte der todkranken Antonia, die nicht singen soll, um nicht sterben zu müssen, von Dr. Miracle aber zum Singen verführt wird. Im Olympia-Akt erzählt Hoffmann wie es dazu kam, dass er sich in eine mechanische Puppe verliebt und am Ende landet er bei der Kurtisane Giulietta, die ihm das Spiegelbild, und damit seine Persönlichkeit raubt. Schließlich endet alles gut, Hoffmann und die Muse erfinden ein Ende, das so gut ist, dass es schließlich von anderen Künstlern aufgegriffen wird.
Besonders positiv an dieser CD ist, dass hier nicht die Handlung zu Ausschnitten vorhandener Opernaufnahmen vorgetragen wird, sondern auch die wichtigsten Melodien der Oper für Klavier, Harfe und acht Sänger neu arrangiert wurden. Damit ergibt sich eine harmonische Ganzheit, die das Hörspiel zu einem besonderen Erlebnis macht.
Musikalisch finden sich im Hörspiel (alles in deutscher Sprache) unter anderem das Lied von Klein-Zack, der Arie der Antonia, das Terzett des Dr. Miracle mit Antonia und ihrer Mutter, die Arie des Coppelius, der Olympia und die Barkarole.
Aber auch die künstlerischen Leistungen sind auf höchstem Niveau. Hermann Bedke ist nicht nur ein sehr sympathischer Hoffmann mit angenehmem hellem Tenor, sondern auch mit ebenso schöner Sprechstimme. Anette Hörle überzeugt als junge Muse Nicola und berührt mit ihrem warmen Mezzosopran in der Barkarole, in der sie mit dem intensiven, kräftigen Sopran von Elena Puszta als Giulietta wunderbar harmoniert. Auf ebenfalls sehr hohem Niveau Diana Petrova, die mit ihren Koloraturen keine Wünsche offenließ. Benjamin Hewat-Craw, mit schönem tiefem, fast dämonischem Bariton ist ein optimaler Dr. Miracle. Frederik Schauhoff ist mit seinem helleren, aber ebenso kräftigen Bariton als Coppelius auch ideal besetzt. Nicht zu vergessen der schöne Mezzosopran von Solgerd Isalv als Antonias Mutter, welcher das „Todesterzett“ wunderbar ergänzt.
Die musikalische Leitung lag in den Händen von Yuhao Guo, der den Sängern nicht nur ein exzellenter Begleiter ist, sondern auch als Solist den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen vermag. Hervorragend auch die Harfenbegleitung von Marie Junke.
Doch sollte bei der Bewertung eines Kinderhörspiels nicht auf die Meinung der eigentlichen Zielgruppe, also Kinder zwischen 8 und 14 Jahren, vergessen werden. Zum Testhören bereit erklärt haben sich Anna (8 Jahre) und Daniel (10 Jahre), damit genau innerhalb des empfohlenen Alters. Beide Kinder haben die CD (Dauer ca. 75 Minuten) gleich beim ersten Mal vollständig angehört und beiden hat es ohne Nachfrage (Anna, 8 Jahre) und mit Nachfrage (Daniel 10 Jahre) gut gefallen. Beide Kinder waren besonders in die Musik vertieft und hat in ihnen etwas angesprochen, was herkömmliche Hörspiele nicht vermögen. Annas Lieblingslied war das Lied von Klein-Zack, bei der Barkarole kam es zu einer spontanen Tanzeinlage. Einige Stellen mögen vielleicht für Kinder zwischen 8 – 10 Jahren ohne Erklärungen nicht ganz verständlich sein, aber zum mechanischen Spielzeug, der Puppe Olympia, wurde sofort eine Beziehung hergestellt. Und wenn das gesamte Ensemble die Barkarole am Ende der CD wiederholt, ist dann doch die ganze Familie berührt.
Insgesamt kann man sagen, dass die vorliegende CD durchaus für die empfohlene Altersgruppe geeignet ist und den Kindern auch die klassische Musik und Gesang auf angenehme Weise näherbringen kann.
Am Schönsten hört man die CD gemeinsam mit Kindern; auch um gegebenenfalls Fragen zu beantworten. In jedem Fall aber empfiehlt IOCO diese CD, Hoffmanns Erzählungen für Kinder, zum Kauf, zum Hören, zum Schenken!
---| IOCO CD-Rezension |---