Hamburg, Neue Flora, HERCULES - Musical, IOCO
HERCULES -Neue Flora, Hmburg: Mit seiner Weltpremiere startete am 24.03.2024 das Disney Musical Hercules in der Neuen Flora in Hamburg und Falk Rasokat war für IOCO dabei .......
von Falk Rasokat
Mit seiner Weltpremiere startete am 24.03.2024 das Disney Musical Hercules in der Neuen Flora in Hamburg durften wir bereits einen Tag früher, nämlich am 23. zur Medienpremiere anwesend sein. Der Begriff „Weltpremiere“ bedeutet nicht, dass das auf dem gleichnamigen Disney-Klassiker von 1997 basierende Musical noch nie aufgeführt wurde. So gab es bereits einige Aufführungen im Delacorte Theater in Manhattan, New York. Die Aufführungen stießen auf eher gemischte Reaktionen, sodass es bis zur nächsten (überarbeiteten) Aufführung noch etwa 4 Jahre dauern würde. Diese fand statt im Paper Mill Playhouse in Millburn, New Jersey, und zwar am 16. Februar 2023. Nun etwas mehr als ein Jahr später geht nun also die Weltpremiere in Hamburg ins Rennen! Natürlich wurde es komplett auf Deutsch übersetzt. Es ist das erste Mal, dass die Weltpremiere eines Disney-Musicals im schönen Hamburg stattfindet, ein Fakt der durchaus erwähnenswert ist.
Die Handlung des Musicals basiert auf dem Box-Office Disney Film Hercules, welcher im Jahre 1997 in die Kinos kam. Bei diesem handelt es sich um einen Zeichentrickfilm, welcher nach klassischer Disney-Manier neben grandioser Musik des Komponisten Alan Menken auch eine große Menge an Humor zu bieten hat. Die Handlung bezieht sich sehr lose auf die Figur Herkules, bzw. Herakles aus der griechischen Mythologie. Nach seiner großen Stärke und seinem Heldentum als Sohn des Zeus hört allerdings die Nähe zu den tatsächlichen Sagen auch schon auf. Die Handlung der Disney-Geschichte macht aus dem Halbgott nämlich kurzerhand einen Gott, wobei seine Mutter die Göttin Hera ist, welche in den griechischen Sagen allerdings seinen größten Feind darstellt. Nun ja: Die Handlung des Musicals illustrieren Hercules, als Sohn des Zeus und der Hera. Eine Prophezeiung besagt, dass Hercules der einzige sei, der dem verschmähten Bruder von Zeus, nämlich Hades als einziger die Stirn bieten kann. Der Gott der Unterwelt fühlt sich verraten, da er davon ausgeht, dass Zeus ihn beim verlosen der göttlichen Positionen betrogen hat, somit zu unrecht über den Olymp herrscht, wobei Hades in die Unterwelt muss.
Die Geburt Hercules’ gefällt Hades natürlich überhaupt nicht. So schickt er seine Gehilfen Karl und Heinz auf den Olymp, wo die das Baby entführen. Sie bringen es auf die Erde, wo sie ihm einen Zaubertrank einflößen sollen, welcher dem Jungen das Göttliche nehmen sollte. Allerdings haben die beiden Mitleid, sodass sie sich entscheiden, ihm nur die Hälfte einzuflößen. So wird aus Hercules ein Sterblicher. Die göttliche Kraft bleibt allerdings. Er wird von Despina gefunden, welche ihn wie ihren eigenen Sohn aufzieht. Mit der Zeit begreift er, dass er besonders ist, schließlich besitzt er unglaubliche Kräfte. Kräfte, welche ihm eine übermenschliche Stärke verleihen. Dies macht ihm allerdings mehr Probleme, als dass es Vorteile bringen würde. Despina verrät ihm die Hintergründe seiner Herkunft und schickt ihn in den Tempel der Hera, wo er zum ersten Mal die Ebenbilder seiner leiblichen Eltern sieht und mit ihnen spricht. Diese erklären ihm, dass er ihr Sohn ist und erläutern die Prophezeiung die ihn umgibt. Doch können sie ihn auch nicht so einfach wieder zu einem Gott machen. Er müsste selbst das göttliche in sich finden.
Hera gibt ihm den Hinweis, nach dem Heldenausbilder Philoctetes, kurz Phil zu suchen. Dieser könne ihn ausbilden. Bei Phil handelt es sich um einen Satyr. Begleitet wird er dabei von den fünf Musen Kalliope, Thalia, Terpsichore, Klio und Melpomene. Diese werden im Musical wie ein Gospelchor dargestellt, welcher dem jungen Helden immer wieder einen Schubs in die richtige Richtung gibt. Nach kurzem zögern entschließt sich Phil dem Helden zu helfen. So erlebt also Hercules eine Menge Abenteuer mit Phil, besiegt Monster und erreicht einen Rang an Berühmtheit, welche ihn schließlich wieder in den Blick des Hades drängt. Dieser ist natürlich gar nicht erfreut, da er davon ausging, dass Karl und Heinz den Jungen getötet haben. So schickt er seine unfreiwillige Gehilfin Megara los. Doch wie die Geschichte weiter geht, kann der interessierte Leser im Musical erfahren. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Handlung des Films und des Musicals sich in einigen wichtigen Punkten sehr unterscheiden, wobei der Film sicherlich eine gute Vorbereitung darstellen dürfte (im Besonderen musikalisch).
Die Besetzung des Musicals bietet viele bekannte Namen der hamburgischen Musicalbranche. So wird die Hauptrolle des Hercules von Benét Monteiro übernommen, welcher zuletzt die Rolle des Alexander Hamilton im mehr oder weniger erfolgreichen Musical Hamilton bekleiden durfte und auch die Rolle des Kristoff in der Eiskönigin. Allgemein finden sich mehrere Darsteller aus Hamilton in Hercules wieder, wie z.B. Mae Ann Jorolan in der Rolle von Meg/Megara und Chasity Crisp in der Rolle der Muse Thalia. Die Rolle der Hades wird vom durchaus bekannten (und auch begabten) Detlef Leistenschneider übernommen, welcher bis zuletzt am gleichen Veranstaltungsort noch in Mamma Mia! Mitspielte. Besonders erwähnenswert ist auch die Darstellerin der Muse Melpomene, Shekinah McFarlane welche ein beeindruckendes Stimmorgan besitzt und zum ersten Mal in Hamburg auftritt.
Dirigiert wurde die Premiere durch Hannes Schauz, welcher einer der bekannteren Stage Dirigenten ist und auch zum Beispiel schon die musikalische Leitung von Wicked (auch in der Neuen Flora) ü
Aufgrund der bisher eher mäßigen Erfolge des Musicals Off-Broadway ging ich mit einer doch eher schmaleren Erwartungshaltung an Hercules – Das heldenhafte Musical. Die Neue Flora war geschmückt mit allerlei Statuen, Vasen aus Pappe, wodurch die Atmosphäre eine sehr angenehme war, welche schnell Freude weckte. Das Bühnenbild ist imposant. Mit zehn sieben Meter hohen Säulen auf zwei Drehtellern wird direkt eine beeindruckende Atmosphäre geschaffen. Durch eine spannende Mischung aus echten Theatergegenständen, teils eher klassischen Props, und einem großen Bildschirm im Hintergrund, auf welchem stets Szenerien in einem Mosaikstil gezeigt wurden, bot sich ein großartiges Bild, welches das Geschehen auf der Bühne gut umrahmte und unterstützte. Stets wurde mit der Umgebung gespielt und nie stellte sich der Eindruck ein, dass Gegenstände nur des Daseins wegen herumstanden. Die Kostüme designt vom bekannten Kostümdesigner Gregg Barnes und Sky Switser, besonders die der Musen waren sehr kreativ. Stets im stereotyp griechisch angehauchtem Stil, aber oft (besonders bei den Musen) an modernere Kleidung angelehnt. So bot sich dann doch die Gelegenheit einmal zu sehen, wie ein altgriechisches Cheerleader-Outfit wohl aussehen möge.
Die Geschichte und die Lieder wurden dynamisch umgesetzt, Choreographien und Einzelgesänge kamen nicht zu kurz. Obwohl es ja normalerweise ein doch bemerkbares Auf und Ab bei deutschen Übersetzungen von Englischen Musicalsongs gibt, schien es diesmal wirklich sehr gut. Reime, Takte und Betonung schienen zu passen und trotzdem den Geist der Originale einzufangen, anders als das zum Beispiel bei der deutschen Fassung von Hamilton der Fall war. Besonders die Musen waren gesanglich außerordentlich, wobei die Tontechnik hier und dort wohl unterschätzte, wie laut und stark einige sangen, sodass entweder der Gesang eindeutig zu laut war oder eben die Musik, wodurch der Text teils undeutlich wurde. Schade war es, dass ausgerechnet Zeus (Stefano Francabandiera) als der Leiter des Olymps eine eher schwächere Gesangsstimme hatte. Auch Hercules, welcher eigentlich die stärkste und auffälligste Stimme haben sollte, ging neben anderen Sängern, wie zum Beispiel Mae Ann Jorolan eher unter. Dies gestaltete den Charakter, welcher eh schon flach ist, noch flacher.
Besonders hervorgehoben muss Detlef Leistenschneider, welcher die Rolle des Hades glanzvoll ausfüllt. Gesanglich und schauspielerisch definitiv sehenswert. Zuletzt überzeugte er bereits als Harry in Mamma Mia!.
Was bei dieser Inszenierung auf jeden Fall nicht zu kurz kam, war der Humor. Vergleichbar mit typisch zynischem und ironischen Humor in Disney-Musicals wie der Eiskönigin, gab es für Jung und Alt etwas zu lachen.
Es lässt sich nur hoffen, dass Hercules – Das heldenhafte Musical sich länger in der Neuen Flora hält. Vieles in der Produktion dieses Musicals gefällt, sowohl gesanglich, schauspielerisch, tänzerisch als auch im Bühnenbild. Dies kann jedoch nicht über eine teilweise etwas flache Handlung hinwegtäuschen. Musikalisch und von der Inszenierung ist das Musical jedoch jedem IOCO-Leser eindringlich ans Herz legen.