Hamburg, Hamburgische Staatsoper, John Neumeier bis 2019 Ballettchef, IOCO Aktuell, 17.12.2013

Hamburg, Hamburgische Staatsoper,  John Neumeier bis 2019 Ballettchef, IOCO Aktuell, 17.12.2013
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Staatsoper Hamburg

Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann
Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann
Hamburg Ballett: Starke Gegenwart, große Perspektiven
Als Manuel Legris, Direktor des Wiener Staatsopernballetts, im April 2013 auf einer Pressekonferenz zu seinem 2015 auslaufenden Vertrag befragt wurde, klangen die Signale seltsam verschwommen. Sein Vertrag wurde im November dann doch um zwei Jahre, bis 2017, verlängert. Ein schwaches Signal für das Wiener Staatsballett wie seine Anhänger.
John Neumeier bleibt -  Mindestens bis 2019
Klare Signale ertönten dagegen im Dezember 2013 aus Hamburg: Senat der Stadt Hamburg wie Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper verlängerten den 2015 auslaufenden Vertrag von Ballettintendant John Neumeier bis 2019. Seit vierzig Jahren leitet der 1942 in Milwaukee, USA, geborene John Neumeier das Hamburg Ballett und ist damit bereits 2013 dienst-ältester Ballettintendant  der Welt. Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler schwärmte denn auch: „John Neumeier hat mit dem Hamburg Ballett und seiner Leidenschaft für den Tanz in den letzten vierzig Jahren beispiellose Erfolge gefeiert. Wir sind froh, diese Erfolgsgeschichte fortschreiben zu können und auch für die Zukunft zu sichern. John Neumeier hat mit seiner Compagnie Hamburg zu einer der weltweit bedeutendsten Tanzstädte gemacht. Diesen Schatz wollen wir mit John Neumeier gemeinsam für die Zukunft bewahren und ausbauen.“  Bei seiner Vertragsverlängerung  im Hamburger Rathaus, regelte Neumeier erste Schritte in Richtung seiner Nachfolge: Lloyd Riggins (44), langjähriger Erster Solist der Compagnie und Ballettmeister wird 2015 stellvertretender Ballett-Direktor. Riggins habe sein Vertrauen und das des Ensembles und könne möglicherweise – wenn er dazu aufgefordert wird – die Compagnie weiter leiten. Neumeier:Für mich ist es wichtig aufzuzeigen, wie es mit dem Hamburg Ballett nach 2019 weitergehen soll“.
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Ballettintendant John Neumeier © Steven Haberland
Ballettintendant John Neumeier © Steven Haberland
Unter der Leitung von John Neumeier entwickelte sich das Hamburg Ballett zu einer der führenden  Compagnien der Welt; dessen künstlerisches Wirkens einzigartige Kennziffern bestätigen: 90 Vorstellungen der Spielzeit 2013/14 mit 97% Auslastung allein an der Hamburgischen Staatsoper; zum Vergleich: Die ehrwürdige Wiener Staatsoper bietet 2013/14 „nur“ 51 Ballettabende. Über 300 Gastspiele mit über 1000 Vorstellungen und 149 Choreographien in über 30 Ländern machten das Hamburg Ballett und John Neumeier zu einem Ausnahmeballett wie zu Kulturbotschaftern der Hansestadt in aller Welt. Zahllose Auszeichnungen geben den Erfolgen John Neumeiers eine optisch offizielle Würdigung. Ein kleiner Auszug daraus: Träger des großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland, 2002 und 2006: Goldene Maske, höchster russischer Theaterpreis, 2003: Ritter der Ehrenlegion Frankreichs, auf Vorschlag von Jacques Chirac. Zahlreiche seiner Ballett-Werkstätten wurden für das Fernsehen produziert oder aufgezeichnet. 2008 wurde die „Kameliendame“ an der Pariser Opéra Bastille verfilmt. Gastchoreographien, u.a. in New York, St. Petersburg, Kopenhagen, London oder Tokio, runden das künstlerisch prall gefüllte Leben des John Neumeier bis heute ab.
Dabei begann die Ballettkarriere John Neumeiers recht unauffällig in der amerikanischen Heimatstadt Milwaukee. Über Lehrjahre in Kopenhagen und London wurde er 1963 von der Ballettlegende John Cranko für das Stuttgarter Ballett engagiert. Bis 1969 wurde  Neumeier zu einem tragenden Teil des von John Cranko geschaffenen „Stuttgarter Ballettwunder“, schuf dort seine ersten Choreographien. 1969 bis 1973 leitete Neumeier erstmals verantwortlich eine Ballettkompanie, an der Oper Frankfurt. August Everding,  1973 Intendant der Hamburgischen Staatsoper, holte Neumeier 1973 nach Hamburg.  
Als Choreograf gilt Neumeiers wesentliches künstlerisches Ziel, neue, zeitgenössische Formen für das abendfüllende Ballett – sei es dramatisch oder sinfonisch – zu finden und sie in den Kontext der klassischen Ballett-Tradition zu stellen. Ein Schwerpunkt in John Neumeiers reichem Wirken ist dabei das Handlungsballett. Hier stellt sich Neumeier wohltuend gegen den fragwürdigen Trend mancher deutscher Theaterleiter und Kritiker, klassisches Handlungsballett wie Nussknacker und Schwanensee aus Spielplänen zu verdrängen. Neumeiers 1987 geschaffene Nussknacker-  Choreographie steht  so auch 2013 auf dem Spielplan der Hamburgischen Staatsoper mit überverkauftem Haus und wallenden Emotionen bei Groß und Klein.  
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Hamburg, Binnenalster © IOCO
Hamburg, Binnenalster © IOCO
Im Dezember  2013, nach der Uraufführung von Neumeiers Weihnachts-Oratoriums von Bach, kritisierte ein Rezensent in seiner rheinischen Zeitung heftigst dessen Choreographie wie das Dirigat; um abschließend staunend zu erkennen: „Am Ende bricht Hamburgs Edelpublikum in Ovationen aus. Unser Neumeier wieder….Aber es ist ein Neumeier-Abend und deshalb ganz groß (NB: .in Hamburg) “.  Mit der beissenden Kritik des Oratoriums stand unser rheinischer Rezensent übrigens weitgehend allein.  
Nun bleiben John Neumeier und das Hamburg Ballett bis 2019 ein Team: Hohe emotionale Akzeptanz der Bevölkerung ist ihnen sicher. Die Hamburgische Staatsoper  wird viele ausverkaufte Ballett-Vorstellungen und künstlerischen Reichtum erleben. Die Hansestadt Hamburg bleibt eine Ballett-Hochburg Europas.
 IOCO / Viktor Jarosch / 17.12.2013

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