Hamburg, Elbphilharmonie, Konzert Philippe Jaroussky - Ensemble Artaserse, IOCO Kritik, 11.11.2017
Philippe Jaroussky und das Ensemble Artaserse
Arien aus Opern von Georg Friedrich Händel
Von Sebastian Siercke
Große Stimmen - Von Pro Arte Konzertreihe in der Elbphilharmonie präsentiert. 07.11.2017 - Erstes Konzert dieser Reihe am 7.11.2017 mit Philippe Jaroussky
Wenn man unter dem Titel Große Stimmen nun Heldentenöre und hochdramatische Soprane erwartet, ist ein Countertenor zunächst einmal etwas verblüffend.
Was der weltbekannte Philippe Jaroussky, der in der letzten Saison Artist in Residence beim hiesigen NDR-Elbphilharmonieorchester war, uns an die Elbe brachte, war dann allerdings ganz große Kunst und sehr große Stimme in unglaublicher Perfektion. Das Programm bestand abwechselnd aus händelschen Orchesterstücken, hauptsächlich Teilen aus dessen Concerti grossi und Arien aus den sieben Opern Ezio, Flavio, Siroe, Imeneo, Radamisto, Giustino, Tolomeo von Georg Friedrich Händel.
Das von Jaroussky mitgegründete Ensemble Artaserse spielte die kurzen Orchesterparts wunderbar. Dieses Ensemble hätte es verdient, auch alleine in diesem Haus konzertieren zu dürfen. Star des Abends war aber natürlich der Franzose Philippe Jaroussky! Der Begriff „engelsgleich“ ist für einen Countertenor zwar etwas abgegriffen, trifft aber doch exakt seine Stimme, die sich so mühelos in höchste Höhen aufschwingt.
Ob es die eher zart getragenen Teile der Rezitative, oder die furiosen Koloraturen der Arien waren, jeder Ton kam absolut mühelos und mit beachtlicher Ausdrucksintensität. Traurigkeit und Kummer um die verlorene Geliebte, Wut über die Ungerechtigkeiten des Lebens oder jugendliche Begeisterung auf dem Weg in den Krieg, alles war der Stimme zu entnehmen. Wäre Händel nicht bereits vor 258 Jahren gestorben, man könnte glauben, er hätte diese Arien direkt auf die Stimme Jarousskys und ihre unfassbaren Möglichkeiten komponiert.
Das Publikum, am Anfang noch etwas abwartend und verhalten, brachte dem Künstlern am Schluss stehende Ovationen entgegen, die dieser mit drei Zugaben entlohnte.
Nach einer weiteren Arie aus Radamisto folgte eine atemberaubende Koloraturarie aus Xerxes, von Jaroussky humoristisch angekündigt und auch entsprechend gesungen und gespielt. Das Publikum lachte herzlich und war hingerissen. Zum krönenden Abschluss wurde dann noch Xerxes` Ombra mai fu gespielt und gesungen, nicht umsonst Händels wohl beliebteste und bekannteste Arie.
Wer immer die Möglichkeit haben sollte eine weitere der Stationen dieser Konzerttournee zu besuchen – es lohnt sich! Die Stimme Philippe Jarousskys ist ein lohnendes Erlebnis für jeden Musikliebhaber!
---| IOCO Kritik Elbphilharmonie Hamburg |---