Graz, Oper Graz, VENUS IN SEIDE - Robert Stolz, IOCO

OPER GRAZ: Venus in Seide wurde 1932 im Stadttheater Zürich uraufgeführt. Robert Stolz‘ Operette über Liebe, Habgier und der Sehnsucht aus dem bürgerlichen Leben auszubrechen, um ein wilderes Leben zu führen, handelt von der Fürstin und Witwe Jadja Milewska-Palotay, die aus ihrer Heimat Polen

Graz, Oper Graz, VENUS IN SEIDE - Robert Stolz, IOCO
OPER GRAZ @ Oper Graz

von Marcus Haimerl

Im November 1970 wurde dem bereits 90-jährigen Robert Stolz der Ehrentitel„Ehrenbürger der Stadt Graz“ verliehen, im Anschuss fand eine Festvorstellung seiner Operette Venus in Seide statt. Gut 54 Jahre später steht seine am 10. Dezember 1932 in Zürich uraufgeführte Operette zum ersten Mal wieder am Spielplan der Oper Graz.

Robert Stolz wurde am 25. August 1880 in Graz in eine musikalische Familie geboren. Nach seinem Musikstudium und Tätigkeiten als Opernkorrepetitor und Kapellmeister debütierte er 1903 am Stadttheater Salzburg mit der Operette Schön Lorchen als Komponist und war von 1907 bis 1917 musikalischer Leiter am Theater an der Wien. Während des Zweiten Weltkriegs emigrierte Stolz in die USA. Seine weiterhin erfolgreiche Tätigkeit als Komponist brachte ihm zwei Oscar-Nominierungen ein. 1946 kehrte Stolz nach Wien zurück und setzte seine Tätigkeit als Komponist und Dirigent fort. Robert Stolz verstarb am 27. Juni 1975 in Berlin und wurde am 4. Juli 1975 in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

VENUS IN SEIDE - Oper Graz - youtube theatertube

Seine Operette Venus in Seide wurde am 10. Dezember 1932 im Stadttheater Zürich uraufgeführt. Robert Stolz‘ Operette über Liebe, Habgier und der Sehnsucht aus dem bürgerlichen Leben auszubrechen, um ein wilderes Leben zu führen, handelt von der Fürstin und Witwe Jadja Milewska-Palotay, die aus ihrer Heimat Polen nach Ungarn kam und den alten Fürsten Polotay heiratete. Nach dessen Tod ist sie nun die Erbin seines Besitzes, die rechtliche Gültigkeit der Erbschaft wird jedoch vor Gericht angefochten. Der ursprüngliche Eigentümer von Schloss Szegedvár, der alte Fürst Johannes Teleky, musste seinerzeit aus politischen Gründen emigrieren. Seine Güter hatte er zuvor seinem Freund Palotay zur Verwaltung übergeben. Nun wird dem Anspruch von dessen Sohn Stephan auf den Besitz stattgegeben. Doch dieser hat sich bereits unsterblich in seine Prozessgegnerin verliebt, von der er bisher nur ein Bild, gemalt von Hans Makart, gesehen hat, in dem sie als Venus in Seide dargestellt ist. Nachdem er Jadja vor Gericht beschuldigt hat, sich das Erbe auf Grund ihrer Schönheit erschlichen zu haben, sind seine Chancen von der Kontrahentin erhört zu werden schlecht. Zudem steht sie kurz vor der Ehe mit Jozsy Oroszy, den Sohn des einflussreichen Obergespans Baron Vilmos Oroszy. Stephan Teleky kidnappt den Ehemann in spe der Fürstin und schleicht sich als geheimnisvoller Fremder bei einer Feier im Schloss Szegedvár ein, während die versammelte Festgesellschaft vergeblich auf das Erscheinen des Bräutigams wartet. Teleky nährt den Verdacht, er wäre der berüchtigte Räuberhauptmann Rózsa Sándor. Die gelangweilte Fürstin geht begeistert auf das Angebot ein, in eine Alternativwelt voller Abenteuer einzutauchen. Das Chaos wird perfekt, als nun der echte Räuberhauptmann den Saal betritt und behauptet Fürst Teleky zu sein.

VENUS IN SEIDE - hier das Ensemble @ Werner Kmetitsch

Dirk Schmeding inszeniert das Stück als große Revue mit viel Humor, ohne eine gewisse Ernsthaftigkeit aus den Augen zu verlieren. Der Großteil der Kulisse wirkt wie eine Skizze. So erkennt man an einem schmiedeeisernen Gerüst das Schloss Szegedvár (Bühne: Martina Segna, Licht: Sebastian Alphons). Ergänzt wird das Bühnenbild durch beeindruckende Projektionen (Video: Christian Weißenberger). Passend dazu die Kostüme von Frank Lichtenberg. Vom Frack über Uniformen bis hin zu den schrillen Wrestler-Kostümen der Räuberbande im dritten Akt.

Auch musikalisch bleiben bei dieser Produktion keine Wünsche offen. In der Rolle der Fürstin Jadja Milewska-Palotay glänzt Corina Koller mit höhensicherem klarem Sopran, der durch Leichtigkeit und Flexibilität besticht. Ihre dramatische Ausdruckskraft und tiefe emotionale Bandbreite werden bereits in ihrem Auftrittslied „Fern im schönen Polenland … Spiel auf deiner Geige“ hörbar. Neben ihrem beeindruckenden Volumen und ihrer makellosen Technik überzeugt sie auch durch ihre charismatische Bühnenpräsenz und Ausstrahlung, die sie zur idealen Besetzung dieser Partie macht.

VENUS IN SEIDE - hier das Ensemble @ Werner Kmetitsch

Hervorragend auch Matthias Koziorowski in der Partie des Fürsten Stephan Teleky. Mit strahlendem Tenor und einer schönen breiten Mittellage besticht er auch durch seine Höhensicherheit, die er mit beeindruckender Leichtigkeit und Kraft erreicht und scheut auch nicht den geschickten Einsatz des Falsetts. Hohe stimmliche Qualität und musikalische Sensibilität prägen seine Darstellung des Fürsten Teleky. Seine Ausdruckstärke und Darstellungskraft machen ihn zu einem weiteren Höhepunkt dieser Aufführung.

Auch das Buffo-Paar kann mit einer herausragenden Leistung überzeugen. Ildikó Raimondi begeistert als temperamentvolle Komtesse Mizzi Pottenstein-Oroszy. Stimmlich und darstellerisch auf höchstem Niveau beeindruckt sie das Publikum auch mit ihren Tanzeinlagen. Ivan Oreščanin brilliert als Dragonerleutnant Ladislaus von Köröshazy mit seinem exzellenten Bariton und der notwendigen Portion Humor für diese Partie. Mit viel Witz beeindruckt Ferry Öllinger in der Sprechrolle des Baron Vilmos Oroszy. Auch Sandy Lopičić verfügt über den notwendigen Humor für die Partie des echten Räuberhauptmanns Rósza Sándor. Ebenfalls großartig besetzt die restlichen Rollen: János Mischuretz (Pfarrer/Bambuschek), István Szécsi (Vörös-bácsi) und András Kurta (Mihály).

VENUS IN SEIDE @ Werner Kmetitsch

Ein großes Lob auch an die Tanztruppe (Rita Correia, Aloysia Astari, Diego Federico, Nicolas Köhler, Matthew Levick, Dorit Oitzinger, Jaime Lee Rodney und Emma Louise Thomsen), dem ausgezeichneten Geiger Alexander Stock sowie dem Chor der Oper Graz (Einstudierung: Johannes Köhler).

Zwischen Walzer, Foxtrott und Czárdás laufen die Grazer Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung von Stefan Birnhuber zur Höchstform.

Gleicherweise begeistert zeigte sich das Publikum und dankte den Künstlern mit entsprechendem Jubel, wohl auch dankbar, dass das Genre Operette in Graz noch lebt.

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