Genf, Grand Théâtre de Genève, LA CLEMENZA DI TITO - W.A. Mozart, IOCO

THEATER GENF- La CLEMENZA DI TITO: Zwischen Wolfgang Amadeus Mozarts letzter Oper und seinem Publikum gibt es so viele Missverständnisse! Erstens war es eine verärgerte Hoheit, die Kaiserin Maria Louisa , die das Pech hatte, am Tag der Premiere von La Clemenza di Tito

Genf, Grand Théâtre de Genève, LA CLEMENZA DI TITO - W.A. Mozart, IOCO
Grand Théâtre de Genève c Fabien Bergerat

Wolfgang Amadeus Mozart: LA CLEMENZA DI TITO, KV. 621 (1791), Opera seria in zwei Akten. Libretto von Caterino Mazzolà nach Pietro Metastasio und Cinna von Pierre Corneille.

Wolfgang Amadeus Mozart in Wien @ IOCO

DIE GNADE LAUT MOZART…

Ma che giorno è mai questo?

Al punto istesso che assolvo un reo,

ne scopro un altro?

E quando troverò, giusti numi,

un’anima fedel?

Congiuran gli astri, cred’io,

per obligarmi a mio dispetto

a diventar crudel.

No: non avranno questo trionfo,

A sostener la gara,

già m’impegnò la mia virtù.

Vediamo, se più costante sia

l’altrui perfidia,

o la clemenza mia:

Olà: Sesto si sciolga:

abbian di nuovo Lentulo e suoi seguaci

e la vita, e libertà:

sia nota a Roma,

ch’io son l’istesso, e ch’io

tutto so, tutti assolvo,

e tutto oblio. (N° 25 Rezitativ und Arie des Tito /2. Akt

Zwischen “deutscher Schweinerei“ und „wahrer Oper“…

Zwischen Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) letzter Oper und seinem Publikum gibt es so viele Missverständnisse! Erstens war es eine verärgerte Hoheit, die Kaiserin Maria Louisa (1745-1792), die das Pech hatte, am Tag der Premiere von La Clemenza di Tito am 6. September 1791 folgendes zu schreiben: „Und Abends gibt es im Theater nicht viel von der großen Oper und die Musik ist auch sehr schlecht, so dass wir fast alle dort geschlafen haben [sic] in der Sprache von François-Marie Arouet, genannt Voltaire (1694-1778)]“. Dann auch noch der berühmte amerikanische Musikwissenschaftler Charles Rosen (1927-2012), der erklärte in seinem Werk Le Style classique (1978): La Clemenza di Tito ist eine außerordentlich leicht vergessliche Oper“. Diese so entschiedenen Meinungen haben fast  zwei Jahrhunderte später dem Ruf des Werks noch immer geschadet, dessen Legende darüber hinaus behauptet, dass es von seiner ersten bis zu seiner letzten Aufführung mehr als vollständig gewesen wäre.

La Clemenza di Titus youtube Grand Théâtre de Genève

Doch genau das Gegenteil geschah in Prag im Nostiz-Theater (das heutige Stavovské divadlo oder Ständetheater)! Wie Mozart im Oktober 1791 in einem seiner Briefe festhielt: „An dem Abend, an dem Die Zauberflöte, KV. 620 (1791) mit so großem Erfolg aufgeführt wurde, wurde La Clemenza di Tito am selben Abend zum letzten Mal mit ebenso außerordentlichem Erfolg aufgeführt. Alle Arien erhielten großen Beifall! Domenico Bedini ( 1745-1795) (Sesto) sang besser als je zuvor. Das kleine Duett der jungen Mädchen (Annio, Servilia) wurde gerne wiederholt, wenn wir nicht auf die Maria Marchetti Fantozzi (1761-1800) verzichten wollten. Anton Paul Stadler (1753-1812) – O Mirakel dieser Bohemien – er erhielt sehr viel Applaus vom Publikum und sogar von den Orchester-Plätzen“.

Die wahren Bedingungen der Uraufführung…

Für die Nachwelt litt diese Opera seria darunter, denn sie war schon ein sogenanntes eingefrorenes Genre, das bereits Ende 18. Jahrhunderts nicht mehr verwendet wurde und dazu war sie gleichzeitig mit dem so sehr beliebten Singspiel Die Zauberflöte geboren worden. Das ihrerseits schon mit allen Musik-Verzierungen der Moderne versehen war! Ganz zu schweigen von dem beklagenswerten Einfluss, den Amadeus (1984), der Film von Milos Forman (1932-2018) weiterhin hatte. Auch wenn diese schwarze Legende an sich ein beeindruckendes romantisches Objekt ist, stellt sie dennoch eine historische Lüge dar. Mozart hat nicht La Clemenza di Tito geschrieben, weil er unbedingt dringend Geld brauchte! Nein im Gegenteil: Er, der als angesehenster Komponist seiner Zeit galt, erhielt für diesen offiziellen Auftrag ein beträchtliches Honorar – zweihundert Gold-Dukaten und zusätzlich fünfzig für die Reise-Spesen –, ein Beweis für die hohe Wertschätzung, die seine Zeitgenossen ihm entgegenbrachten. Da Mozart nicht in einem Massengrab begraben wurde, brauchte er nicht nur achtzehn Tage, um La Clemenza di Tito zu komponieren. Der offizielle Auftrag wurde  wahrscheinlich bereits im April 1789 an Mozart gegeben und zwar von dem Direktor des damaligen Nostiz-Theater, Domenico Guardasoni (1731-1806). Der Komponist begann umgehend das neue Werk zu komponieren! Dieser zahlte ihm auch die Summe im Jahre der Uraufführung 1791 nach Vertragserfüllung aus.

Szenenphoto mi Bernard Richter (Tito), Maria Kataeva (Sesto), Chor und Statiste © Magali Dougados

 Eine ernsthaft modernisierte Opera seria…

La Clemenza di Tito bleibt ein Werk gewissermaßen „ohne Boden“ nach den brillanten Streifzügen in die Opéra seria wie z. B., Lucio Silla, KV. 135 (1772) oder Idomeneo, re di Creta, KV. 366 (1781), die die vorherigen Jahre repräsentierten und natürlich auch mit den gewaltigen Höhepunkten der Lorenzo da Ponte (1749-1838) -Trilogie als sogenannte „überirdische und unantastbare Werke“. Sicherlich sind seine politischen Aussagen und seine dramatisch verschlossenen Dialoge nach der philosophischen Magie des Singspiels Die Zauberflöte beunruhigend. Aber La Clemenza di Tito ist ein Auftragswerk, passt somit perfekt in das Zeremoniell des „alten Regimes“ für eine königliche sakrale Feier. Die erste Fassung des Libretto entstand 1734 von Pietro Metastasio (1698-1782) nach der Tragödie Cinna (1641)  von Pierre Corneille (1606-1684) und war für  den Wiener Hof und Karl VI. (1685-1740), dem Großvater von Leopold II. (1747-1792) bestimmt. Dieses Libretto blieb ein Favorit des 18. Jahrhunderts und wurde unter anderen von Antonio Caldera (1670-1736), Baldassare Galuppi (1706-1785) und Christoph Willibald von Gluck (1714-1787) vertont. Er hält dem Souverän einen Spiegel der Tugend und des guten Benehmens gegenüber seiner Untertanen vor, den er in die Tat umsetzen will oder was wahrscheinlicher ist, während eines Abends in der Oper den Monarchen gewissermaßen dazu zwingt:  Darüber zu meditieren! Mozart modernisiert dagegen das Werk mit der Hilfe des Dresdner Hofpoeten Caterino Mazzola (1745-1806) deutlich. Letzterer konzentriert die Handlung auf zwei Akte und reduziert die Zahl der Arien von fünfundzwanzig auf elf. Wir sind bei der Opéra seria angelangt, wie sie etwa Antonio Vivaldi (1678-1741) oder Johann Adolf Hasse (1699-1783) konzipiert haben. Die Handlung erschöpft sich nicht in langen Entwicklungen, sondern bevorzugt schnelle Wendungen, Ensembles und Chöre, wie Mozart es auch in seinem beeindruckenden Idomeneo getan hatte.

Ein freimaurerisches Gerüst…

Das mit dem Singspiel Die Zauberflöte zeitgenössische Werk trägt jedoch die gleichen Werte: Vergebung, Toleranz, Gelassenheit und Geduld angesichts des Todes. Der Einfluss der Freimaurer ist schon in der Ouvertüre mit ihren drei Wirbeln zu hören, die den drei Akkorden am Anfang des Singspiels  Die Zauberflöte ähneln und durch die sich die Versammlung der Eingeweihten an den Fernen Osten wendet und zur Erneuerung aufruft. Die Musikwissenschaftlerin Florence Badol-Bertrand (*1961) betont außerdem, dass der Auftrag von La Clemenza di Tito von den Grafen Johann Ernst von Thun (1718-1799), Franz Joseph von Pachta (1710-1799) und Joseph Emmanuel von Canal (1745-1826), alle drei Mitglieder der Loge, in der Mozart in Prag verkehrte, tatkräftig unterstützt wurde. Wahrheit und Einheit mit drei gekrönten Säulen. Weitere freimaurerische Symbole prägen die Partitur, die Mozart mit außergewöhnlichen Momenten von Intensität schmückt, insbesondere die beiden Arien von Sesto und Vitellia. „Parto, parto“ und „Non piu di fiori“ mit Begleitung von Klarinette und Bassetthorn. Diese Instrumente repräsentierten Zukunft und Modernität schlechthin. Mozart sublimierte sie in seinem Konzert für Klarinette und Orchester in A-Dur, KV. 622 (1794)  und im Quintett für Klarinette in A-Dur, KV. 581  (1789). Jean-Philippe Rameau (1683-1764) hatte ihnen eine ähnliche Verwendung z. B. in Zoroastre (1749) vorbehalten, dann auch in Les Boréades (1762), typische Krypto-freimaurische Werke falls es welche gibt.

La Clemenza di Tito -Szenenphoto © Magali Dougados

 Die große Geschichte ist im Libretto…

Wenn Die Zauberflöte eine Utopie im Bau ist und von einer erneuerten Menschheit geträumt wird, ist La Clemenza di Tito wiederum die Chronik einer Monarchie in der Krise, in der der Gedanke an dem Königsmord allgegenwärtig ist.

Seit 1789 ist die Französische Revolution ausgebrochen und die Idee von der sogenannten absoluten Macht ist total in ihren Grundfesten erschüttert worden. Die europäischen Monarchen sind entsetzt über den Schlag, den das französische Königshaus erlitten hat. Im Juni 1791 wurden König Louis XVI. (1754-1793) und die Königin Marie-Antoinette (1755-1793) mit ihren Kindern bei einem Fluchtversuch in Varennes verhaftet worden. Die Auswirkungen der Ereignisse waren in ganz Europa beträchtlich: Hat man  nicht gerade an einem Souverän mit göttlichem Recht die Hände gebunden? Der Bourbonen-König wird wegen Hochverrats verurteilt! Der Weg zur Gründung einer Republik ist nun weit offen.

La Clemenza di Tito -Szenenphoto- Bernard Richter (Tito), Giuseppina Bridelli (Annio), Serena Farnocchia (Vitellia), Mark Kurmanbayev (Publio),Chor, Statisten © Magali Dougados

Der Wiener Hof schien von dieser Angelegenheit in erster Linie betroffen zu sein. Marie-Antoinette ist tatsächlich die Schwester von Kaiser Leopold II. (1747-1792), der 1790 nach dem Tode seines Bruders Kaiser Joseph II. (1741-1790) den Thron bestieg. Hier ist der turbulente Kontext, in dem die Entstehung von La Clemenza di Tito stattfindet. Neben dem Drumherum der Opéra seria ist das Werk von allen diesen politischen Fragen durchzogen, die sowohl im Libretto als auch in der Partitur implizit zum Ausdruck kommen. Sie kontrastiert somit den Einsatz von Pauken und Trompeten, diesen Symbolen der monarchischen Welt, die den Einzug von Kaiser Tito markieren und den ersten Akt dominieren, mit dem Einsatz von Rohrblatt-Instrumenten, die im zweiten Akt sehr verbreitet sind. Sie sind ihrerseits Träger dieser leidenschaftlichen nach Freiheit suchender Menschheit, deren Farben Georg Friedrich Händel (1685-1759) zu seiner Zeit der Oboe in seinen vollendeten Arien zuschrieb: Insbesondere Teseo (1713) und Amadigi (1715). Die Struktur der Arie verändert sich auch! Die sehr kodierte Form Allegro-Lento-Allegro wird durch eine Gegenkonstruktion ersetzt: Lento-Agitato-Lento. Anstelle einer Kraftdemonstration des Star-Sängers, bevorzugt Mozart den Ausdruck des Intimen, des Makels, des Menschlichen. In La Clemenza di Tito streben Könige nicht mehr danach sich der Domäne der Götter anzuschließen. Im Gegenteil, es ist eine einfühlsame Menschlichkeit, die die Aktion fördert, indem Rezitative  auf das unbedingt Notwendige reduziert werden.

Szenenphoto mit Yuliia Zasimova (Servilia) und Chor© Magali Dougados

Die Gnade von Sarastro oder die von Tito…?

In Metastasios Libretto, das von Mazzola gekonnt neu verwebt wurde, sind Liebe und Macht auf fatale Weise miteinander verflochten. Man kann es in folgenden Haupt-Zeilen zusammenfassen: Die Patrizierin Vitellia ist in Kaiser Tito verliebt, der sie aber vertrieben hat. Dann manipuliert sie aus Rache  einen jungen Mann namens Sesto, er ist der Freund von Tito und selbst der verliebte Verehrer von derselben Vitellia. Sein Verbrechen besteht darin, das Kapitol niederzubrennen, aber es wird nicht Vollbracht, weil der Kaiser diesem geplanten Tod entgeht. Aber Sesto wird verhaftet! Der junge Liebhaber, der Vitellia nicht anprangern will, nimmt die ganze Schuld auf sich. Der Kaiser kann sich aber nicht mit durch Gewalt und Terror zur Herrschaft durchdringen. Er ändert seine Meinung und vergibt seinem lieben Freund Sesto. Nachdem Vitellia das Opfer erkannt hat, zu dem ihr Verehrer bereit war, gesteht sie die Verschwörung und verzichtet auf Liebe und Macht. Die kaiserliche Gnade erstreckt sich darauf für alle Verschwörer. Durch den Einfluss der lyrischen Kunst etablierte sich der antike Tito somit als politisches Vorbild für alle regierenden Herrscher.

Hier finden wir ein Thema, das den Idealen der Aufklärung am Herzen liegt. Tito ist in seiner Großzügigkeit und seinem Wohlwollen ein humanistischer Bruder des Sarastros aus dem Singspiel Die Zauberflöte. Und Vitellia ist ein hervorragendes Porträt einer eifersüchtigen Frau, die ihre Bekehrung von der Dunkelheit zum Licht in der Manier einer Königin der Nacht durchführt. Während die in Prag entstandene Oper bei den gekrönten Häuptern, die sicherlich erschüttert durch die politischen Umstände waren, einen kalten Empfang fand, ist äußerst verständlich. Doch erscheint sie uns heute als eine Insel der Utopie! La Clemenza di Tito von Mozart läutet eine Ära ein, die von einem gewaltigen politischen Erdbeben heimgesucht wird. Das leider zum Terror und Brutalität und zur gewaltsamen  Absetzung der absoluten Monarchie führte. Dann aber durch das nachfolgende napoleonische Regime weiter geführt wurde…

La Clemenza di Tito - Szenenphoto - Maria Kataeva (Sesto), Chor, Statisten © Magali Dougados

LA CLEMENZA DI TITO - Wiederaufnahme - Grand Théâtre de Genève - 23. Oktober 2024

Wirklich ein atemberaubendes Spektakel…

Verstörend und faszinierend zugleich! Wir sagen es Ihnen… Zu Beginn spricht ein Vertreter des Theaterpersonals im Gewerkschaftsstil am Mikrofon und kündigt einen Streik an. Unaufgefordert beginnt er uns aus seinem Privatleben zu erzählen, bis ihm fiktive Charaktere das Herz herausreißen. Das so gewonnene blutige Organ wird den ganzen Abend über von Hand zu Hand, von einem Charakter zum anderen weitergegeben, wie eine heisse Kartoffel. Dann beginnt die Oper… aber am Ende! Wir hören zuerst die letzte Arie von Tito und seiner Gnade, in der er Sesto verzeiht, dass er gegen ihn einen Mordanschlag geplant hatte.

Zwei Schauplätze wechseln sich ab: Der eine zeigt ein elendes Ghetto, in dem die Polizei Menschen verprügelt und eine Mozart-Statue zerstört wird, der andere zeigt ein Museum, in dem die Bürger die Gemälde bewundern, die das Elend des Ghettos darstellen. In all dem wird Tito vom römischen Kaiser zu einem desillusionierten Maler, der das Unglück anderer malt, ohne aber auf sie einzugehen. „KUNST IST MACHT“ proklamiert ein Banner! Der schweizerische Regisseur Milo Rau setzt hier seine Arbeit als soziologischer Aktivist fort! Am Ende des 1. Akts tötet Sesto Kaiser Tito. Ein Stich und Tito ist am Boden!   2. Akt: Nachdem ein Einwanderer am Mikrofon erzählt, dass der Krieg ihn aus seinem Land vertrieben hat, wird die Oper fortgesetzt. Und da stellen wir uns die Qual des Regisseurs vor: „Verdammt, ich habe Tito im 1. Akt getötet, aber er hat immer noch Arien zu singen! Lasst ihn uns schnell wiederbeleben!“ Dann ruft er einen Hexen-Schamanen herbei, der Tito wieder zum Leben erweckt. Puh, die Aufführung ist gerettet! Die Oper kann weiter gehen… aber nicht bis zum Ende, denn das Ende war ja schon am Anfang zu hören! Am Ende wird Rau anstelle von Mozarts  Musik die Vögel zwitschern lassen. Vielleicht ist dies die Zukunft der Welt, jenseits der Menschheit…

La Clemenza di Tito - Szenenphoto © Magali Dougados

 Die enorme Kraft dieser Produktion lässt sich nicht leugnen. Es handelt sich um ein neue Veranstaltungsart, das Oper, Theater, Kino und Fernsehen vereint. Wir sehen Gewaltszenen und sogar eine besonders realistische Erhängung. Wir sehen zwei wunderschöne lebende Gemälde: La Liberté guidant le peuple (1830) von Eugène Delacroix (1798-1863) und Le Radeau de La Méduse (1818/19) von  Théodore Géricault (1791-1824) reproduziert mit Flüchtlingen und armen Leuten. Wir sehen eine Leinwand, auf der Filmsequenzen laufen und… Kommentare des Regisseurs zu Mozarts Oper! Wir sehen auch Berichte über… das Privatleben der Protagonisten der Aufführung während ihres Auftritts auf der Bühne: Ihr Familienleben, ihre Hobbys, ihre Arbeit, ihre Gemütsverfassung, ihre Krankheiten usw.!

 

Und während diese Biopics Life oder auf der Leinwand laufen, singen die Sänger. Und sie singen gut! Wie bereits schon erwähnt, zeichnet sich besonders die russische Mezzo-Sopranistin Maria Kataeva in der Rolle des Sesto durch ihre runde musikalische und ausgewogene Stimme aus. Der aus Genf stammende  Tenor Bernard Richter macht in seiner Rolle als schmieriger Kaiser Tito eine äußerst gute Figur, mit kräftiger, gut projizierter Stimme, wenn auch etwas zerrissen in den extrem hohen Tönen. Die italienische Sopranistin Serena Farnocchia in der Rolle der Vitellia hat Charakter, eine sonore scharfe Stimme, manchmal etwas zu gezwungen. Wir mögen den Ton der italienischen Mezzo-Sopranistin Giuseppina Bridelli als Annio und schätzen auch besonders das Debüt von Yuliia Zasimova, der jungen ukrainischen Sopranistin als Servilia. Desgleichen der serbische Bass Mark Kurmanbayev als Publio hatte einen kurzen aber markanten Auftritt. Trotz dieser gewaltigen optischen und szenischen Umwälzungen seitens des Regisseurs, die seiner Oper zugefügt wurde,  wehrte sich jedoch Mozart mit viel Erfolg. Seine Musik erscheint schöner denn je, serviert und interpretiert  von äußerst mutigen und kampffreudigen Sängern! Brava… Bravo…

Der Chor des Grand Théâtre de Genève und das Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung des tschechischen Dirigenten Tomáš Netopil verdienen großes Lob. Dank ihnen kehrt Mozart in all seiner Pracht auf das Podest zurück, das Milo Rau ohne Gnade zertrümmert hat… (PMP/27.10.2024)

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