„Ich schreibe nur selten Stücke, von denen ich sagen kann, gut, das ist fertig.“ Das Geständnis, das Pierre Boulez einst äußerte, könnte ebenfalls über dem Schaffen Anton Bruckners stehen. Mit Werken dieser beiden Komponisten, die den endgültigen Abschluss oft scheuten, setzen sich am Montag, 4. November 2013, von 20.00 Uhr an im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt die Berliner Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Sir Simon Rattle auseinander.
Bislang fünf seiner insgesamt zwölf kurzen, unter dem Titel „Douze Notations“ veröffentlichten Klavierstücke aus dem Jahr 1945 hat Pierre Boulez bislang für Orchester umgearbeitet – und dabei nicht nur dem komprimierten Klaviersatz ein üppiges Klangbild verpasst, sondern auch das strenge Muster von je nur zwölf Takten pro Notation aufgebrochen. Als Bearbeitungen will Boulez seine Orchesterfassungen nicht verstanden wissen – er sieht sie vielmehr als Neukompositionen, für die sich der „Originaltext zu einer Art Geistererscheinung wandelt, die in dieser neu entstandenen Welt nur mehr spukhaftes Dasein besitzt“.
Auf die Notations I bis IV und VII folgt Anton Bruckners siebte Sinfonie, die den Durchbruch des Komponisten als Sinfoniker markiert. Der überraschende durchschlagende Erfolg, den das Werk bereits bei seiner Uraufführung in Leipzig erfuhr, muss Bruckner bestärkt haben: Gegen seine Gewohnheit hinterließ er die Sinfonie in nur einer einzigen Fassung, überzeugt davon, dass es dem Geschriebenen nichts hinzuzufügen gab.
Mit ihrem Konzert in der Alten Oper Frankfurt knüpfen die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Sir Simon Rattle an eine kleine Tradition an: Seit einigen Jahren stellen die Philharmoniker im Herbst in der Alten Oper ihren Rang als eines der international führenden Orchester unter Beweis.
Hinweis: Pierre Boulez’ Notations stehen auch am folgenden Tag (5. November 2013) von 20.00 Uhr an im Mozart Saal im Zentrum eines Konzerts mit dem Ensemble Modern. Die Musiker führen Boulez’ Klavierzyklus in einer Ensemblefassung auf, die Johannes Schöllhorn vor zwei Jahren anlässlich des 85. Geburtstags des französischen Komponisten verfasste.