Modest Mussorgsky Bilder einer Ausstellung (Orchesterfassung von Maurice Ravel)
Neue Herangehensweise an Klassiker der Musikgeschichte: Mit seinem Orchester Anima Eterna Brügge hat der belgische Pianist, Cembalist und Dirigent Jos van Immerseel Pionierarbeit für die historische Aufführungspraxis geleistet. Ausgehend von der Barockmusik hat das 1987 gegründete Orchester unter seiner Leitung mittlerweile sich und dem Publikum nicht nur das 19. Jahrhundert erschlossen, sondern ist mit seinen epochengetreuen Aufführungen bekannten Repertoires in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angekommen.
Musik aus dem späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert steht auch auf dem Programm, wenn das Orchester Anima Eterna am Sonntag, 2. Februar 2014, von 19.00 Uhr an im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt zu Gast ist. Für ihr Konzert in Frankfurt haben die Musiker populäre Werke der Zeit ausgewählt, die durch den Filter gründlicher musikhistorischer und aufführungspraktischer Studien gegangen sind und sich danach in neuem Klangbild zeigen.
In Camille Saint-Saëns’ Karneval der Tiere, in Maurice Ravels Suite Ma mère l’oye und seinem Boléro wie auch zum Schluss in Modest Mussorgskys Zyklus Bilder einer Ausstellung (in Ravels Orchesterfassung) geben das Orchester und sein Gründer einen Einblick in die Klangkultur französischer Orchestermusik um die Jahrhundertwende. Prägend dabei sind das Spiel der Streicher auf Darmsaiten, aber auch die Verwendung spezifischer Blasinstrumente wie französische Klarinetten, Hörner und Fagotte aus Ravels Zeit, die ihre Charakteristika vor allem in den extremen Lagen ausspielen. Ebenfalls aus Ravels Zeit stammen die beiden Tasteninstrumente, die für Saint-Saëns’ Karneval der Tiere gefordert sind: Gleich mit zwei Pianoforte der Zeit aus dem Hause Erard reisen die Musiker nach Frankfurt. Die Solopartien am Klavier übernehmen die französische Pianistin Claire Chevallier sowie Jos van Immerseel selbst.
Was die Musizierhaltung betrifft, hat Jos van Immerseel für sich und sein Orchester die vorgegebenen Aufgaben und den Handlungsspielraum klar definiert: „Immer mehr Menschen verstehen, dass man einem Komponisten keinen größeren Respekt zollen kann, als indem man seine Musik ernst nimmt, und zwar durch eine Ausführung, in der Pflicht und Freiheit Hand in Hand gehen. Unter Pflicht verstehe ich: korrekte Ausführung des Notentextes, Gebrauch des vorgeschriebenen Instrumentariums, Anwendung historischer Gegebenheiten, als da wären Stimmtonhöhe, Spieltechnik, Gleichgewicht innerhalb des Orchesters sowie das vom Komponisten geforderte Tempo. Aber es gibt auch Freiheit; das Recht nämlich, hier und jetzt zu leben, mit dem uns eigenen Wissen und Gefühl, und mit der Möglichkeit, alle uns zur Verfügung stehenden Mittel wohldosiert einzusetzen.”