Essen, Philharmonie Essen, Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra - Kazushi Ono - Vadim Repin, IOCO Kritik, 21.11.2015

Essen, Philharmonie Essen, Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra - Kazushi Ono - Vadim Repin, IOCO Kritik, 21.11.2015
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Philharmonie Essen

Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra und  Kazushi Ono

Vadim Repin - Violine

Philharmonie Essen / Ono Kasushi © Miyoshi Eisuke
Philharmonie Essen / Ono Kasushi © Miyoshi Eisuke

Im Rahmen einer ausgedehnten Europa-Tournee gastierte das japanische Orchester am letzten Sonnabend auch in Essen. Es wurde 1965 gegründet und nimmt in Japan eine Spitzenposition ein. Chefdirigenten waren Gary Bertini, Kazumase Watanabe und der längere Zeit in Düsseldorf verpflichtete Hiroshi Wagasuki.

Seit diesem Jahr steht der in Lyon und Barcelona tätige Kazushi Ono auch dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra als Chefdirigent vor.

Philharmonie Essen / Repin Vadim © Hoffmann Harald
Philharmonie Essen / Repin Vadim © Hoffmann Harald

Der Solist bei dieser Tournee und somit auch in Essen, ist der russische, in Sibirien geborene Geiger Vadim Repin. Über ihn sagte der große Yehudi Menuhin “Er ist der beste und perfekteste Violinist, den ich jemals hören durfte“ (Quelle:Spielzeitbroschüre). Das war ein wunderbares, aber auch ein verpflichtendes Kompliment.

Repin spielte das großartige, klangsatte “2. Violinkonzert in G-Moll, op. 63“ von Sergej Prokofjew. Es entstand 1935 und wurde im Dezember des gleichen Jahres in Madrid uraufgeführt. Es zeigt weder im Aufbau, noch im Charakter, Ähnlichkeit mit dem rund 20 Jahre zuvor entstandenen 1. Violinkonzert. Unter anderen Merkmalen dominiert bei diesem 2. Violinkonzert die überaus eingängige Melodik des Werkes.

Repin spielte beeindruckend innig die Einleitung zum 1. Satz und wusste das volksliedhafte russische Thema ins beste Licht zu rücken.

Wunderschön gelang es ihm und dem Orchester den serenadenhaften Ton des Mittelsatzes “Andante“ wiederzugeben. Die Pizzikati waren präzise, hätten aber etwas mehr Schärfe vertragen. Virtuos gestalteten alle den zunächst bizarr anmutenden Finalsatz, der besonders durch seine tänzerischen Momente und den brüsken Schluss gefällt.

Es gab viel Beifall und Repin bedankte sich, unterstützt von einigen Streichern, mit einem hübschen Nonsens - Variationen über „Mein Hut der hat drei Ecken“.

Vorangegangen war an diesem Konzertabend die “Rhapsodie espagnole“ von Maurice Ravel. Es ist ein sehr farbiges und rhythmisch ausdrucksvolles Musikstück. das aber an diesem Abend nicht recht begeistern wollte. Das präzise aufspielende Orchester unter Onos suggestiv anfeuernder Leitung war einfach in den Ballungen zu laut.

Nach der Pause ging es schmissig und kraftvoll weiter mit Tchaikowskys4. Sinfonie in F-moll, op. 36“. Larmoyanz und überhitztes Gefühlsklima sind wohl Kazushi Onos Sache nicht. Hier regierten Schärfe wie Tempo und kein einlullender Schmusesound á la Karajan. Die Zügigkeit, mit der Ono sein Orchester durch die Partitur trieb, war enorm, wie auch die Spannung, die anhielt, hin bis zum rasant wirbelnden Finale.

Das Publikum zeigte sich angetan und erklatschte sich eine Zugabe, natürlich auch von Tschaikowsky. Erwähnen muss man noch den Smalltalk der Einführung. Dirigent und Solist erzählten Unbekanntes und Bekanntes in gediegenem Deutsch über Prokofjew und sein Violinkonzert. Ein paar musikalische Beispiele gab es auch.

IOCO / UGK / 21.11.2015

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