Essen, Philharmonie Essen, Sir Antonio Pappano – Lisa Batiashvili - Orchestra di Santa Cecilia, IOCO Kritik, 06.03.2015

Essen, Philharmonie Essen, Sir Antonio Pappano – Lisa Batiashvili - Orchestra di Santa Cecilia, IOCO Kritik, 06.03.2015
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Philharmonie Essen

Orchestra Dell`Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Roma Sir Antonio Pappano – Lisa Batiashvili, Violine

Philharmonie Essen / Batiashvili Lisa und Pappano Antonio © Riccardo Musacchio und Flavio Ianniello / Philharmonie Essen
Philharmonie Essen / Batiashvili Lisa und Pappano Antonio © Riccardo Musacchio und Flavio Ianniello / Philharmonie Essen

Eines der traditionsreichsten Orchester Italiens, das Orchestra Nazionale di Accademia di Santa Cecilia di Roma, machte im Rahmen einer kleinen Europa-Tournee auch Halt in Essen. Unter seinem derzeitigen Chefdirigenten, dem Briten (mit italienischen Wurzeln) Sir Antonio Pappano, gastierten sie mit einem sehr feinen, ausgewogenen Programm in der Essener Philharmonie.

Das Orchester wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet. Seit dem Jahr 1908 wurde es über Italien hinaus in Europa bekannt. Immer wieder standen ihm prominente Dirigenten vor, wie Erich Kleiber, Willem Mengelberg, Richard Strauss, Arturo Toscanini und viele andere. In den 1950er und 1960er Jahren wurde das Orchester sehr bekannt durch die Opern-Aufnahmen der englischen DECCA, wie zum Beispiel Aida, La Bohéme, Otello, Mefistofele, Turandot, La Gioconda und vielen mehr.

In diesen Aufnahmen glänzten Stars wie Renata Tebaldi, Mario del Monaco, Ettore Bastianini, Hilde Güden und Cesare Siepi. Dirigent dieser Aufnahmen war meist Alberto Erede, der lange auch in Düsseldorf an der Deutschen Oper am Rhein gewirkt hat. Unter seinem derzeitigen Prinzipal, Sir Antonio Pappano, operiert das römische Orchester zunehmend international.

Der Konzertabend begann mit dem brillanten, immer wieder gern gehörten Scherzo “Der Zauberlehrling“ von Paul Dukas, nach einer Ballade von Goethe. Pappano und seine Musiker gingen sehr forsch zu Werke, voller Temperament und bei sehr zügigem Tempo. Die feinsinnige, burleske Musik vermittelte Pappano ohne billige Effekte und ohne übertriebene “Schmissigkeit“.

Danach folgte das “Konzert für Violine und Orchester in D-Moll, op. 47“ von Jean Sibelius. Es ist ein virtuoses Stück, mit eingängiger Musik, melodisch aber nicht unbedingt mitreißend. Aber es gibt viele Möglichkeiten für einen technisch perfekten, virtuosen Solisten. Den hatte man an diesem Abend in Gestalt der attraktiven georgischen (in München lebenden) Geigerin Lisa Batiashvili. Sie entlockte ihrer Guarneri-Geige “del Gesú“ himmlische, süsse Töne, die der strengen, schwerblütigen Musik von Sibelius die richtige Würze gaben.

Die Geigerin schoss hier dazu ein virtuoses, spielerisch glanzvolles Feuerwerk ab. Das klang alles wunderbar. Zumal Pappano auf Batiashvilis Konzept nobler Differenzierung und kontrollierter Expressivität einging und jeglicher Verdickung und Pathetisierung des Orchesterparts widerstand. Das Publikum zeigte sich begeistert. Die Solistin bedankte sich mit einer georgischen Volksweise, an der auch das Orchester beteiligt war.

Nach der Pause gab es dann mit Modest MussorgskisBilder einer Ausstellung“ in der Orchesterfassung von Maurice Ravel den orchestralen Höhepunkt.

Pappanos Interpretationskonzept war weniger den impressionistischen Glamour der Ravel-Partitur wiederzugeben, sondern bei bestechender Transparenz die Härte und Kantigkeit der originalen Klavierfassung von Mussorgski hörbar werden zu lassen. Das gelang in fabelhafter Weise.

Antonio Pappano entfesselte mit seinem Orchester einen Klangrausch, der einem fast den Atem nahm. Als die Klangwogen das “Große Tor von Kiew“ erreichten und verwehten, lehnte man sich erschöpft, aber höchst befriedigt zurück und der Puls beruhigte sich.

Frenetischen Beifall gab es auch nach diesem Stück. Der Dirigent und das formidable Orchester geizten nicht und gewährten zwei Zugaben. Zunächst ein elegisches Stück, das nach Sibelius klang und dann den zweiten Teil der “Wilhelm Tell“- Ouvertüre von Rossini. Höhepunkt dabei war der mimisch hochbegabte Pauker des Orchesters, der seine große Stunde hatte.

IOCO / UGK / 06.03.2015

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