Essen, Philharmonie Essen, London Philharmonic Orchestra, Yannick Nezet-Seguin , IOCO Kritik, 22.11.2014

Essen, Philharmonie Essen, London Philharmonic Orchestra, Yannick Nezet-Seguin , IOCO Kritik, 22.11.2014
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Philharmonie Essen

Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz
Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz

London Philharmonic Orchestra  und  Yannick Nézet-Séguin Lars Vogt am  Piano

Es war wirklich ein überwältigendes Konzert, das am vergangenen 22.11.2014 Heerscharen von Besuchern in die Philharmonie Essen lockte. Schlicht und einfach, der Saal mit seinen 1900 Plätzen war so gut wie ausverkauft. Lag es am Programm? Das trug sicherlich dazu bei. Oder lag es an dem einzigartigen Orchester und dem fabelhaften Solisten? Sicherlich auch!

Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz
Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz

Doch der größte Teil des Publikums wollte wohl den außerordentlichen Shootingstar am Pult erleben. Der Name Yannick Nézet-Séguin ist binnen kürzester Zeit zu einer Marke geworden. Der charismatische kanadische Dirigent weiß die Massen zu fesseln und zu faszinieren.

Er kam in Montreal zur Welt, studierte dort und später bei dem italienischen Maestro Carlo Maria Giulini Dirigieren. Eine steile Karriere bahnte sich an. Heute ist der Enddreißiger Music-Director des Philadelphia Orchestra und in gleicher Position beim Rotterdam Philharmonic Orchestra.

Auch war er einige Zeit erster Gastdirigent bei den Londoner Philharmonikern und tritt auch weiterhin mit diesem Orchester auf, wie jetzt in Essen und am Tag zuvor in Dortmund. Man kann es wirklich nicht anders ausdrücken, der junge Dirigent ist ein Tausendsassa am Pult. Und das hat sich herumgesprochen. Somit wäre die Frage nach dem gewaltigen Publikumszuspruch hinreichend beantwortet.

Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz
Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz

Bei dem zentralen Stück trafen zwei Berserker aufeinander. Der fast gleichaltrige Pianist Lars Vogt spielte überwältigend gut das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms, kongenial von Nézet-Séguin und den exzellenten Londoner Philharmonikern begleitet. Allein schon der Anfang des ersten Satzes mit den wunderbaren Horn-Soli im Dialog mit dem Klavier bleibt unauslöschlich haften.

Das Klavier ist hier ein gleichberechtigtes Orchestermitglied. Solo und Tutti bilden weniger ein Gegen- oder Nebeneinander, vielmehr ein Mit- und Ineinander. Lars Vogt und der Dirigent demonstrierten das sehr eindringlich und überzeugend. Grandios wie Solist, Dirigent und Orchester den Finalsatz gestalteten. Funkelnde Eleganz pur war da zu hören bis zum lebendig-schwungvollen Abschluss. Das Publikum war begeistert und Lars Vogt bedankte sich mit einem innig gespielten Nocturne von Chopin.

Nach der Pause zeigten der Dirigent und das englische Orchester, dass bei Franz Schuberts “Unvollendeter“ noch nicht alles gesagt ist.

Nézet-Séguin lässt mit einer phänomenalen Durchsichtigkeit musizieren, die es möglich machte, Nebenstimmen und instrumentale kurze Momente, die sonst untergehen, hörbar werden zu lassen. Und das alles bei zügigem Tempo. Sehr gut sind die Stimmungsschwankungen heraus modelliert. Schöner und ergreifender kann man das nicht bringen.

Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz
Philharmonie Essen / London Philharmonic Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lars Vogt, Piano © Sven Lorenz

Furios und rasant geriet das letzte Musikstück an diesem Abend, die Tondichtung “Don Juan“ von Richard Strauss, die der Komponist auf eine Versdichtung von Nikolaus Lenau 1888 komponiert hatte.

Das Stück wurde von Strauss selber im November 1889 in Weimar uraufgeführt und es ist ein ganz großer Wurf. Hinreißender, jugendlich ungestümer Elan befeuert diese Musik. Yannick Nézet-Séguin und das prächtige Orchester ließen dies kühn konzipierte Werk des jungen Strauss facettenreich funkeln.

Der Beifall für den jungen, temperamentgeladenen Maestro und das fabelhafte Orchester wollte nicht enden. Verständlich bei dieser Sternstunde.

IOCO / UGK / 22.11.2014

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