Essen, Philharmonie Essen, Konzert - Romantische Arien - Maximilian Schmitt, IOCO Kritik, 11.01.2015
WDR Sinfonieorchester Köln und Patrick Lange
Preziosen von Weber, Schubert, Nicolai, Mendelssohn, Wagner......
Es herrschte am Sonntagnachmittag eine Wunschkonzert-Atmosphäre im Saal der Essener Philharmonie. Es war wie vor langer Zeit beim Sonntagskonzert des WDR, auf das man sich freute, oder wenn Herr Sanders, alias Franz Marszalek, seinen Plattenschrank öffnete. Die Vorfreude war groß. Man wartete auf die populären Arien und Orchesterstücke.
So war es jetzt auch in Essen. Das WDR-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Patrick Lange spielte romantische Ohrwürmer und Preziosen von Weber, Schubert, Nicolai, Mendelssohn, Wagner, Marschner und Flotow. Der Solist war der junge Tenor Maximilian Schmitt, gebürtiger Regensburger und ehemaliger “Domspatz“.
Das prächtig disponierte Orchester unter der zupackenden Leitung von Patrick Lange eröffnete das populäre Programm mit einer fulminant musizierten Oberon-Ouvertüre von Carl-Maria von Weber. Das war schon Stimulanz für alles Weitere. Nun war man auf den hier noch wenig bekannten Tenor gespannt. Er sang zu nächst Rezitativ und Arie des Fierrabras aus Schuberts gleichnamiger Oper, seinem Schmerzenskind, das er 1823 komponierte, welches aber erst 1897 posthum uraufgeführt wurde. Die Arie hält viel lyrische Emphase bereit, die dem jungen Tenor besonders zu liegen scheint, was man im weiteren Verlauf des Abends hören konnte.
Ziemlich knallig geriet die Orchester-Einleitung zum Lied des Steuermanns aus Wagners Der fliegende Holländer, das Schmitt danach sang. Das Orchester versöhnte dann mit der wunderbar gespielten Ouvertüre zu Die lustigen Weiber von Windsor von Otto Nicolai. Es ist ein geniales Stück Musik, das der Komponist der Nachwelt hinterließ.
Nicht so bekannt wie seine Oper Der Freischütz (1821/ Berlin), ist Webers “Euryanthe“, die 1823 am Wiener Kärntnertor-Theater uraufgeführt wurde.
Ein Ritterstück mit ebensoviel Spuk wie im Freischütz. Daraus sang Maximilian Schmitt die Romanze des schwärmerischen Adolar Unter blühenden Mandelbäumen gefühlvoll und ausdrucksstark.
Der erste Teil des Konzerts endete mit der großen, virtuosen Arie des Max Nein, länger trag ich nicht die Qualen aus dem Freischütz. Dirigent und Orchester bauten eine große Spannung auf. Der junge Tenor schlug sich wacker, phrasierte glänzend, machte aber deutlich, dass diese Rolle noch eine Grenzpartie für ihn ist. Das technische Fundament ist da und das Volumen wird größer werden, er ist auf dem besten Weg dahin.
Felix Mendelssohn-Bartholdys Liebe zu Schottland und die Eindrücke seiner Reise dorthin, fanden Widerhall in seinen Kompositionen der 3. Sinfonie und der Konzertouvertüre Die Hebriden. Mit dieser effektvollen Ouvertüre, vom WDR-Orchester unter der kompetenten Leitung von Patrick Lange nervig und rhythmisch sehr präzise gespielt, begann der zweite Teil dieses schönen Konzerts.
Maximilian Schmitt sang nun die Arie des Edgar aus Heinrich Marschners Oper Der Vampyr, deren Inhalt auf einer Schauergeschichte des Autors William Polidori fußt. Marschner hat dazu eine melodienselige und vielfach dramatische Musik geschrieben. Schmitt sang die Arie mit schlichtem Ausdruck und auch mit dramatischem Impetus.
Seine lyrischen Qualitäten demonstrierte Schmitt danach mit der Hymne des Alessandro aus Friedrich von Flotows Künstler-Oper “Alessandro Stradella“. Sie war einst das Paradestück von Rudolf Schock auf allen Radiokanälen.
Die beiden letzten Stücke des Programms gehörten Richard Wagner. Zunächst spielte das Kölner Orchester die Ouvertüre zur Oper Rienzi. Ein herrliches, schrecklich schönes Bravourstück, das in jedem Sonntagskonzert ob seiner Tschinderassabum-Rhythmik dem Publikum in die Beine geht. Dirigent und Orchester taten ihr Bestes, wenngleich häufig ein wenig laut.
Maximilian Schmitt beendete den Abend mit dem inbrünstigen Gebet des Cola Rienzi, Allmächt`ger Vater, blick herab. Er sang mit guter Diktion und tadelloser Phrasierung. Man möchte dem jungen Sänger noch etwas mehr Volumen wünschen. Eine schöne Stimme hat er und ein gutes technisches Fundament dazu. Was manchen der gesungenen Arien fehlte, war die Spannung, was sicher auch dem Umstand geschuldet war, dass Schmitt alles vom Blatt sang.
Zwei Zugaben erzwang sich das begeisterte Publikum im gut besuchten Saal.
IOCO / UGK / 11.01.2015
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