Essen, Philharmonie Essen - Klavierfestival 2014 - Martha Argerich und Lilya Zilberstein, IOCO Kritik, 11.07.2014
Martha Argerich + Lilya Zilberstein, Piano
Das diesjährige Klavierfestival hatte wieder, wie in den Jahren zuvor, viele Höhepunkte, die begeisterten. Doch der Konzertabend am letzten Freitag in der Essener Philharmonie war eine Sternstunde, die unvergesslich bleiben wird.
Über Martha Argerich, ihre Vita und Karriere zu berichten, hieße “Eulen nach Athen“ zu tragen. Die Argentinierin ist schon zu Lebzeiten eine Legende geworden. Beim Klavierfestival war sie schon zum 16. Mal zu erleben.
In den letzten Jahren spielte sie immer seltener allein, bevorzugte Duo-Abende und auch Abende mit mehr als einem Partner (Argerich and Friends). So auch an diesem Abend in Essen, wo gleich 5 Pianoschaffende zu hören waren.
Das Programm eröffneten Martha Argerich und Lilya Zilberstein. Letztere ist Russin, gebürtig in Moskau und sie lebt seit 1990 in Deutschland. 1987 gewann sie den Busoni-Wettbewerb in Bozen. Seit 10 Jahren ist sie auch Duo-Partnerin von Martha Argerich. Beim Klavierfestival ist die Künstlerin, die seit 2009 eine Professur an der Hamburger Musikhochschule hat, zum siebten Mal Gast.
Argerich und Zilberstein eröffneten das Konzert mit der “Sonate in D-Dur für Klavier zu 4 Händen, KV 381“ von Mozart. Es war faszinierend, ihrem Spiel zu zu sehen, die spielerische Leichtigkeit zu bewundern und sich einfach den Klängen hinzugeben.
Was nun kam, war Präzision pur. Lilya Zilberstein, die japanische Pianistin Akane Sakai, sowie die beiden Jung-Pianisten (und Brüder) Anton und Daniel Gerstenberg spielten die Busoni-Bearbeitung für zwei Klaviere zu acht Händen der “1. Sinfonie in C-Moll“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das war eine Staunen machende Begegnung. Und überhaupt eine unwahrscheinliche Leistung, den “Klang eines ganzen Orchesters auf zwei Klaviere zu übertragen“.
Nach der Pause spielten Lilya Zilberstein und die Gebrüder Gerstenberg (Zilbersteins Söhne) das “Rondeau Brillant für Klavier zu sechs Händen, op. 227“ von Carl Czerny. Musikalisch gesehen, ist dies eine hübsche kleine Nichtigkeit, die es aber in sich hat, was technische Fertigkeit anbelangt. Mit seinen Fingerübungen ist ein jeder Pianist schon in Berührung gekommen. Lilya Zilberstein und die Gebrüder Gerstenberg spielten das Stück ohne Schwierigkeiten (wenngleich es auf der Klavierbank ziemlich eng wurde) und sichtlich vergnügt.
1845 schrieb Robert Schumann die “Sechs kanonischen Studien für Pedalflügel, op.56“. Dieses Instrument, ist ein Flügel mit Fußtastatur, und “dient den Studien angehender Organisten, befriedigt aber keine höheren Ansprüche" (Herzfeld). Die Damen Argerich und Zilberstein spielten es in einer Transkription für zwei Klaviere von Claude Debussy. Und man kann sagen, dass sie es höchst befriedigend spielten.
Der offizielle Abend endete mit der “Suite Nr.1 für zwei Klaviere“, ein Jugendwerk Sergei Rachmaninows, sein Opus 5. Dieses hochvirtuose Stück, das auch über eine ausgeprägte Polyphonie verfügt, war bei den Damen Argerich und Zilberstein in den besten Händen.
Das Publikum feierte alle fünf Künstler frenetisch, aber insbesondere Martha Argerich und Lilya Zilberstein. Es gab einige wunderbare Zugaben, von denen Darius Milhauds Welterfolg “Scaramouche“, von den Damen Argerich und Zilberstein hinreißend gespielt, besonders in Erinnerung bleibt.
IOCO / UGK / 11.07.2014
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