Essen, Aalto Theater Essen, La Straniera - Vincenzo Bellini, IOCO Kritik, 02.03.2014
Vincenzo Bellini “La Straniera“ (Die Fremde) Premiere am 02.03.2014
Nach “Macbeth“ zur Spielzeiteröffnung und “Werther“ gab es nun an der Essener Oper mit “La Straniera“ von Bellini ein Belcanto-Fest.
Bellini wurde 1801 im sizilianischen Catania geboren. Er war gerade mal 24 Jahre jung, als sein Erstling “Adelson e Salvini“ 1825 in Neapel uraufgeführt wurde. Es folgten “Bianca e Fernando“ 1826, “Il Pirata“ 1827 und danach 1829 “La Straniera“. Fünf weitere Opern (alle von Erfolg gekrönt) folgten bis zu seinem frühen Tod 1835. Er wurde während seiner kurzen Lebensspanne zum beliebtesten Opernkomponisten Italiens.
“La Straniera“ wurde ein Riesenerfolg. Nach der triumphalen Uraufführung an der Scala di Milano erlebte es allein dort 26 Reprisen. Bis 1865 hielt der Erfolg an, dann verschwand das Werk in der Versenkung.
Nach dem 2. Weltkrieg wagte Palermo 1968 eine Wiederbelebung des Werkes mit Renata Scotto in der Titelpartie.
Nun nahm sich die Essener Oper des Werkes an. Für die Regie verpflichtete man Christoph Loy. Für den gebürtigen Essener war es die erste Arbeit an diesem Haus.
Die Handlung der Oper basiert auf einem historischen Fall aus dem Jahre 1200.
Es geht natürlich um Liebe, um Verzicht, Bigamie, Suizid und ein gelöstes Rätsel. Die “Straniera“ ist die Königin von Frankreich. Es würde den Rahmen sprengen, hier die doch ziemlich verworrene Handlung detailliert zu schildern.
Christoph Loy gelingt es recht gut, durch szenische Durchsichtigkeit, die Geschichte aufzuhellen.
Große Unterstützung erfuhr er durch das noble Bühnenbild, das mit edlen Hölzern aufwartete. Kompliment für die Bühnenbildnerin Annette Kurz. Hochelegant waren die Kostüme, die Ursula Renzenbrink kreiert hatte.
Musikalisch wurde es eine Sternstunde. Bellinis melodienselige, rhythmisch prägnante und raffiniert instrumentierte Musik ist ein Labsal für die Ohren. Das es ein Labsal wurde, war den glänzend aufgelegten und bestens disponierten Essener Philharmonikern und ihrem temperamentvollen Dirigenten Josep Caballè Domenech zu danken. Domenech war auch den Sängern ein höchst aufmerksamer Begleiter.
Hervorragend waren auch die Solisten.
Für die Sängerin der Titelpartie wurde es ein Riesenerfolg. Marlis Petersen ist, nach ihrem Studium an der Musikhochschule Stuttgart bei Sylvia Geszty und den Anfängen in Nürnberg und Düsseldorf, nun an die Spitze gekommen. Sie singt an allen wichtigen Bühnen der Welt und wurde 2006 für ihre Leistung als Lulu, von der Zeitschrift “Opernwelt“, zur Sängerin des Jahres gekürt.
Sie faszinierte an diesem Abend in der immens schwierigen Partie der “Straniera“ nicht nur durch makellose Top-Noten, sondern auch durch ihre hochmusikalische Gestaltung und die darstellerische Präsenz.
Volltönend, warm und markant klang der Bariton von Luca Grassi in der Partie des Valdeburgo. Der junge Russe Alexey Sayapin (Ensemblemitglied in Essen) sang die Rolle des Arturo mit dramatischem Impetus und gut platzierten Spitzentönen. Ein fabelhaftes Rollenporträt zeigte Ieva Prudnikovaite als unglückliche Isoletta.
Auch Benjamin Bernheim (Osburgo), Tijl Faveyts (Montolino) und Baurzahn Anderzhanov konnten ebenso gefallen wie auch der prächtig singende Opernchor.
Das Publikum im nahezu vollbesetzten Haus spendete frenetischen Beifall für alle Mitwirkenden.
IOCO / UGK / 02.03.2014
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