Wiederaufnahme 30. 1. 2014, Weitere Vorstellungen: 1., 9. Februar; 20. März 2014
Für Pjotr Iljitsch Tschaikowski war 1877 ein Schicksalsjahr. Einerseits fiel seine Eheschließung mit ihren biographisch katastrophalen Folgen hinein. Andererseits erlebte sein Ballett Schwanensee die Uraufführung, zudem schuf er mit der Vierten in f-Moll die erste der drei großen Sinfonien, die seinen Ruhm im Konzertsaal zementierten. Und er begann nach zwei wenig erfolgreichen Versuchen im Genre der Oper die Arbeit an Eugen Onegin, lyrischen Szenen nach dem gleichnamigen Versdrama von Alexander Puschkin, dessen Ironie und feiner Spott allerdings im Opernlibretto kaum noch wahrnehmbar sind. Erstaunlicherweise hielt der Komponist dieses Opus für völlig chancenlos auf der Bühne, wo damals historisierende Monumentalschinken von vaterländischer Erhabenheit reüssierten, sondern sah die Zukunft des Werks in der Verbreitung des Klavierauszugs und darauf basierender hausmusikalischer Ergötzung. Es kam ganz anders. Von der Uraufführung 1879 im Moskauer Maly-Theater ab gewann Eugen Onegin immer breitere Bewunderung, erschien bereits 1881 am Moskauer Bolschoitheater, 1884 auf Befehl Zar Alexanders III. am Bolschoitheater der Hauptstadt St. Petersburg.
Für Deutschland wurde die Oper 1892 in Hamburg von Gustav Mahler durchgesetzt. Die eher lose Szenenfolge und die Situierung der Handlung in unmittelbarer Vergangenheit nahmen dabei formal vieles von der jüngeren Entwicklung der Oper vorweg. Wesentlicher für den dauerhaften Erfolg des Eugen Onegin ist allerdings die unermessliche Gefühlstiefe und emotionale Wahrhaftigkeit der Musik, von denen sogar die Ballszenen mit Walzer und Polonaise durchdrungen sind. Keimzelle des Werkes jedoch war auch schon bei Tschaikowskis Schaffensprozess die Briefszene der Tatjana, in der sie gegen alle Konvention Onegin gegenüber ihre Liebe erklärt. Von Puschkin noch durchaus distanziert beschrieben („Ihr Russisch konnte wenig gelten,/ Journale las sie auch nur selten“), verwandelt sich Tatjana durch die Musik in eine der großen Liebenden der Opernliteratur.
Musikalische Leitung Srboljub Dinic
Inszenierung Michael Sturminger
Bühne und Kostüme Renate Martin, Andreas Donhauser