Eisenach, Landestheater Eisenach, Premiere Tschaikowskys SCHWANENSEE 02.04.2011
Ballett Eisenach zeigt Tschaikowskys SCHWANENSEE
Premiere der neuen Choreografiearbeit von Andris Plucis am 2. April Tschaikowskys "Schwanensee" ist eines der zauberhaftesten Ballette, die je geschrieben wurden. Bis heute hat das Märchen von dem Prinzen und seiner Liebe zu dem Schwanenmädchen Generationen von Ballettfreunden weltweit begeistert; für viele ist es das Synonym für das Ballett überhaupt. Nun bringt das Ballett Eisenach Tschaikowskys "Schwanensee" in einer Choreografie seines Ballettchefs Andris Plucis auf die Bühne des Landestheaters. Premiere ist am Samstag, 2. April, 19.30 Uhr.
Das romantische Märchen über den jungen Prinzen Siegfried, der sich in die Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie vom bösen Zauber des Herzogs Rotbarts befreien will, ist eine Geschichte über die Macht der wahren Liebe, eine Geschichte von Gut und Böse, von Schwarz und Weiß. Die Eisenacher Choreografie erzählt das Märchen aus der Sicht Siegfrieds, der sich, unter dem Zwang, heiraten zu müssen, der Realität entzieht und mehr und mehr in seinen Phantasien lebt: "Schwanensee" als Traum eines jungen Prinzen, der dem Druck gesellschaftlicher Konvention nicht standhält und sich in eine Welt der Illusionen flüchtet.
Am Vorabend seines Geburtstags zur Volljährigkeit ereilt den jungen Prinzen eine Vision, eine Vorahnung dessen, was ihm bevorsteht: Er sieht Rotbart, den Magier, der ihm unheimlich ist und doch - zu Siegfrieds großer Verwunderung - zugleich auch seelenverwandt, und Odette, das wunderschöne Schwanenmädchen, das er fortan nicht mehr vergessen kann.
Auf dem Geburtstagfest, das die Mutter am nächsten Tag für ihn ausrichtet, ist Siegfried geistig abwesend: immerzu muss er an das Schwanenmädchen denken. Versuche der Freunde, ihn aufzuheitern, scheitern; Siegfried sucht schließlich am Ufer des Schwanensees Ruhe und Besinnung. Im Mondlicht aus dem Wasser tretend erscheint dort plötzlich Odette, der weiße Schwan seiner Träume, im Gefolge weiterer Schwäne vor ihm. Siegfried verliebt sich unsterblich in das Mädchen. Als ihm Odette bedeutet, dass nur der Schwur bedingungsloser treuer Liebe sie aus ihrer Schwanengestalt retten könne, schwört Siegfried ewige Liebe. Dem Magier Rotbart, der sich ihm in den Weg stellen will, reißt Siegfried in einem Akt höchster Erregung den Bart aus.
Siegfrieds Mutter hat zu einem neuen Fest geladen. Die schönsten Prinzessinnen des Landes sind gekommen, gilt es doch, dass der Prinz nunmehr eine Braut wählen soll. Während Siegfried, in Gedanken bei Odette, pflichtbewusst seine Tänze mit den Schönen absolviert, erscheint Rotbart mit Odile, dem verführerischem, negativen Ebenbild Odettes, plötzlich im Ballsaal. Verblendet glaubt Siegfried seine geliebte Odette zu erkennen. Der bösen Faszination des schwarzen Schwans schnell erlegen, hält er um Odiles Hand an - um im selben Augenblick zu erkennen, dass er einer Täuschung aufgesessen ist. Verzweifelt läuft Siegfried zum See.
Hier begegnet er Rotbart wieder. Siegfried erkennt sich als ein Teil von ihm. Dem Schwanenmädchen beteuert er noch einmal seine Liebe; Odette, die ihm verzeiht, stirbt in seinen Armen, und mit ihr stirbt der Magier. Nach dem Grundsatz "Stirb und werde" wird Siegfried von nun an seine Liebe zu Odette als einen Anteil seines Ich, aber auch das Böse Rotbarts als anderen in sich tragen. Nachdem die Uraufführung von "Schwanensee" im Jahre 1877 am Moskauer Bolschoi-Theater zu einem Desaster geriet, was allerdings nicht an Tschaikowskys phänomenaler Musik, sondern an der Unfähigkeit des Choreografen Julius Wenzel Reisinger lag, der schlicht keinen Zugang zu der Musik fand - Reisingers Name wird, obgleich man sonst nicht viel von ihm weiß, in der Ballettwelt für immer mit dieser katastrophalen Schwanensee-Choreographie verbunden sein -, geriet die spätere St. Petersburger Aufführung in der legendären Choreografie von Marius Petipa und Lew Iwanow im Jahre 1895 geradezu zu einem überwältigenden Triumph, und seither hält die Faszination an "Schwanensee" bis heute ungebrochen an.
Tschaikowskys Musik ist ein Rausch, und rauschhaft soll die neue Eisenacher Choreografie auch werden. Hierzu tragen schon Bühnenbild (Christian Rinke) und Kostüme (Danielle Jost) bei: Opulente Ausstattungen, im 1. Akt dominiert von einer grünen, im 3. von einer feuerroten Grundstimmung, markieren Geburtstagsfest und Ballsaal; den 2. Akt beherrschen ebenso wie den 4. dunkle Farben, prächtig die nächtliche Stimmung am Schwanensee zeigend. Die Kostüme sind zumeist in schwarzweiß gehalten; nur hier und da - auf dem Ball etwa - brechen sich kräftige Farben den Weg.
Opulenz beherrscht aber auch die Choreografie selbst: große Bilder will Plucis zeigen, die Tänzerinnen und Tänzer bilden - im 1., dem Fest-Akt, geschlechtsunspezifisch allesamt in fast schon überdimensionierte Röcke gekleidet - eine einzige prächtige Farbfläche, die sich im nächsten großen Bild am Schwanensee fortsetzt. Ein Traum eben, der Traum des Prinzen Siegfried, der am Ende gewachsen und gereift aus demselben hervorgehen wird.
---| Pressemeldung Landestheater Eisenach |---