Düsseldorf, Schauspielhaus, DER GEIZIGE -Komödie von Molière, IOCO
DÜSSELDORF: Molières (sein bürgerlicher Name - Jean Baptiste Poquelin) Bühnenstück ist mehr als 355 Jahre alt! Uraufgeführt vor Adligen mit gepuderten Perücken am Hofe von Ludwig XIV.! Bekommt man da nicht fast automatisch einen Hustenanfall vom Staub
Premiere vom 2.11.24 - Regie: Bernadette Sonnenbichler
von Rainer Maaß
Geiz ist geil
Molières (sein bürgerlicher Name - Jean Baptiste Poquelin) Bühnenstück ist mehr als 355 Jahre alt! Uraufgeführt vor Adligen mit gepuderten Perücken am Hofe von Ludwig XIV.! Bekommt man da nicht fast automatisch einen Hustenanfall vom Staub, der sich dort voraussichtlich angesammelt hat? Keine Bange. Dank der Regie von Bernadette Sonnenbichler und ihren Akteuren auf und hinter der Bühne kann man hier getrost Entwarnung geben. Abgesehen von den Namen der Bühnenfiguren und den originellen Kostüm-Anklängen an vergangene Zeiten passt die Inszenierung voll in die Jetztzeit.
Als sich der Vorhang öffnet, könnte man glauben, ein Musical beginnt.
Singende Menschen tanzen und turnen durch ein Gewirr von Treppen. In deren Mitte regiert der geizige Harpagon (Thomas Wittmann) wie die Spinne im Netz. Er ruft seinen wie aufgezogene Puppen agierenden Lakaien Kommandos zu und ermahnt sie zur Sparsamkeit. Die während der ganzen Vorstellung emsige Putzfrau hält er wiederholt an, weniger Wasser zu verbrauchen. Köstlich!
Ein Mann, der nur Geld im Kopf hat, wird zur komischen Figur. Es gibt viel zu lachen in dieser turbulenten Inszenierung. Auch wenn einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Trotz seines Reichtums ist Harpagon kein glücklicher Mensch. Er ist zerfressen von Misstrauen und der Angst sein Geld zu verlieren. Seine Tochter Élise (Tabea Bettin) darf ihre Liebe Valère (Alexander Wanat) nicht ehelichen. Mit seinem Sohn Cléante (Jonas Friedrich Leonadi), so stellt sich heraus, buhlt er um dasselbe Mädchen. Der junge Mann liebt die hübsche Mariane (Jule Schuck). Der geizige Greis ist scharf auf sie, weil sie angeblich so genügsam ist. Daß er als reicher Gockel dabei seine Attraktivität als Mann deutlich überschätzt, gehört auch zu den zeitlosen Wahrheiten dieser Molière Komödie. Geschickt nutzt die durchtriebene Heiratsvermittlerin Frosine (Friederike Wagner) die Eitelkeit des brunftigen Geldsacks. Aber auch für deren Dienste rückt Harpagon keinen Pfennig raus. Verglichen mit ihm ist Dagobert Duck spendierfreudig.
Gegen Ende wird die Komödie dann zum Drama. Der geliebte Goldschatz verschwindet. Gestohlen! Alle geraten unter Verdacht. Auch das Publikum wird von Harpagon des Diebstals bezichtigt. Der reiche Geizhals ist am Boden zerstört. Doch bevor man ihm den Ruin von ganzen Herzen gönnen kann, wendet sich alles zum Guten. Zur Schadenfreude bleibt wenig Zeit.
Nach der Moliére Methode darf die Welt nicht aus den Fugen geraten.
Ein überraschender Besucher erscheint: Ein lang vermisster Mann des Hochadels. Ein superreicher noch dazu. Er erkennt in Valérie und Mariane seine Kinder, die bei einem Schiffsuntergang von ihm getrennt wurden. Die Wiedersehensfreude ist groß. Jetzt steht der Vermählung der Liebenden nichts mehr im Wege. Zumal auch die Kiste mit dem Schatz wieder auftaucht. Der Geizige kann also weiter schön geizig sein. Alle sind glücklich.
Auch die Zuschauer, die sich nach knapp zwei turbulenten, unterhaltsamen Stunden bei den Akteuren für einen schönen Abend mit viel Beifall bedanken können. Zu Recht!
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