Düsseldorf, Schauspielhaus, ZORN - Regie Ute Plate, IOCO

Singe den Zorn, o Göttin! Laut Duden handelt es sich beim Zorn „um heftigen, leidenschaftlichen Unwillen über etwas als Unrecht Empfundenes, dem eigenen Willen Zuwiderlaufendes.“ Oder laut Google: „Eine bewusste Gefühlsäußerung, die sich ...... Weshalb man auch vom ‚gerechten‘ oder gar ..

Düsseldorf, Schauspielhaus, ZORN - Regie Ute Plate, IOCO
Düsseldorfer Schauspielhaus © ingenhoven architects / HGEsch

ZORN - Eine generationskonfrontative Inszenierung - Stadt:Kolletiv – Regie Ute Plate - Premiere 6.4.2024 im Unterhaus

von Rainer Maaß

Singe den Zorn, o Göttin!

Laut Duden handelt es sich beim Zorn um heftigen, leidenschaftlichen Unwillen über etwas als Unrecht Empfundenes, dem eigenen Willen Zuwiderlaufendes.“

Oder laut Google: „Eine bewusste Gefühlsäußerung, die sich gegen die Verletzung eines höheren Wertes richtet. Weshalb man auch vom ‚gerechten‘ oder gar vom ‚heiligen‘ Zorn spricht.“

FAUST - generationskonfrontativ - hier das Ensemble Foto: Melanie Zanin

Wer mehr über das Phänomen Zorn wissen möchte, muss seinen Weg ins Düsseldorfer Schauspielhaus im Unterhaus finden. Hier, tief im Bauch des Gebäudes, spielt das Stadt:Kollektiv des Düsseldorfer Schauspielhauses. Passionierte Laien, die nicht nur als Darsteller auf der Bühne stehen wollen, sondern auch mitgestalten. In diesem Fall sind es elf begabte Menschen im Alter von 10 bis 70 Jahren (geschätzt). Ihre Regisseurin Uta Plate nennt sie respektvoll ‚Expert:innen des Alltags‘. Gemeinsam hat das Team eine gut einstündige Show entwickelt, die aufzeigt, welche Rolle der Zorn in ihrem und in unser aller Leben spielt. Und nicht nur das. Denn der Zorn ist fast so alt wie die Menschheit.

„Singe den Zorn, o Göttin“, so beginnt das älteste schriftlich festgehaltene Werk Europas: die „Ilias“ von Homer. Heute geht es um sehr irdische Gründe, zornig zu sein. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Das beginnt, so zeigen es die Akteure sehr anschaulich auf der Bühne, bereits im Alltag. Da beschimpfen die Großeltern ihre Enkel, sie seien faul und undankbar. Die jungen Menschen werfen den Alten vor, Raubbau an der Natur betrieben zu haben und ihnen einen Schuldenberg zu hinterlassen. Die meisten der vielen Vorwürfe, die sich die Generationen hier an die Köpfe werfen, dürften die Zuschauer aus eigenem Erleben kennen. Aber die Generationen begegnen sich nicht nur mit Vorwürfen.

ZORN hier Anne Straßmann, Susanne Staets, Tom Eichhorn @ Melanie Zanin

Sie gehen aufeinander zu. Sie fragen sich auch, was sie zornig macht. Da ist zum Beispiel die alte Dame, die sich oft übersehen fühlt. Oder das gleichgeschlechtliche Paaren, dessen Liebe nicht respektiert wird.

„Zorn ist die Frage, wieso es nicht anders geht.“ So steht es im Programmheft.

Das gilt ganz klar für das Miteinander in der Gesellschaft und mehr noch für die Ohnmacht, die man heute bei den Kriegsbildern in den Nachrichten empfindet.

In einer Szene der Inszenierung wünscht sich die zehnjährige ukrainische Spielerin Veronika, dass endlich die antike Friedensgöttin gefreit wird. Und meint damit, bald wieder zurück in ihre Heimat zu können. Dies bringt die Seniorin Anne dazu, von ihren Erfahrungen aus der Nachkriegszeit und der Friedensbewegung während des kalten Krieges zu erzählen. Die beiden finden Anknüpfungspunkte in ihren sehr unterschiedlichen Leben.

„Wir können uns, unabhängig von unserem Alter, miteinander verbinden,“ sagt Regisseurin Ute Plate „in unserem Zorn und unseren Fragen an die Zukunft.“

Die Spielfreude der Darsteller und Darstellerinnen war beeindruckend. Ihr persönliches Involvement war in jeder Szene zu spüren. Der langanhaltende Beifall galt dem ganzen Team, aber insbesondere den Laiendastellern: Tom Eichhorn, Lea Fembacher, Emily Hohnrath, Ralf Pracht, Ella Pröbstel, Veronika Regent, Lio Spieker, Susanne Staets, Anne Straßmann, Jul Vienken und Maximilian Wrieden

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