Düsseldorf, Schauspielhaus, IGOR LEVIT - ganz persönlich, IOCO Aktuell

Düsseldorfer reden - Eine Veranstaltungsreihe vom Düsseldorfer Schauspielhaus und der Rheinischen Post - Igor Levit und Armin Laschet: Sonntag 2.2.2025

Düsseldorf, Schauspielhaus, IGOR LEVIT - ganz persönlich, IOCO Aktuell
Düsseldorfer Schauspielhaus @ Architekt Ingenhoven

Düsseldorfer reden - Eine Veranstaltungsreihe vom Düsseldorfer Schauspielhaus und der Rheinischen Post - Igor Levit und Armin Laschet: Sonntag 2.2.2025

 von Rainer Maass

 IGOR LEVIT - hier nicht als Pianist sondern als Mensch im Dialog mit ARMIN LASCHET

von Rainer Maaß

Die „Düsseldorfer Reden“ finden seit 2017 im Schauspielhaus statt. Dabei werden relevante gesellschaftliche Themen aus unterschiedlichsten Perspektiven behandelt, mit Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft oder Politik.

Intendant Wilfried Schulz @ Thomas Rabsch

Wie der Intendant Wilfried Schulz bei der Einleitung sagt, in Anbetracht der diversen Krisen der aktuellen Zeit ist der Dialog und die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen heute wichtiger denn je.

Dieses Mal war Igor Levit, der weltweit erfolgreiche Pianist, zu Gast. Er hatte sich als Gesprächspartner Arnim Laschet, den ehemaligen Ministerpräsidenten von NRW, gewünscht. Die beiden sind schon länger befreundet und Igor Levit wollte lieber einen Dialog als eine einstündige Rede zu halten. Dies vor dem Hintergrund, dass er sich momentan fast sprachlos fühlt angesichts des Terroraktes der Hamas im Oktober 2023, der aktuellen Weltlage, der zunehmenden Aggressivität dieser Zeit und damit einer gewissen Ratlosigkeit.

Igor Levit betonte seine Verbundenheit mit Deutschland. Er ist mit 8 Jahren aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Seine Kindheit war geprägt durch die Ambition, sich schnell und gut zu integrieren. So wurde Deutschland und vor allem Dortmund der Ort, an dem er sich zu Hause fühlte. Bis heute sei er Fan von Borussia Dortmund. Hier gab es spontan Beifall aus dem Publikum.

Er erwähnt explizit, wie sich seine Einstellung nach dem Terrorakt der Hamas und den Folgen geändert hat. Dies hat in ihm als Jude eine Verbundenheit mit Israel hervorgebracht, die er vorher nicht so wahrgenommen hatte. Dazu kommt, dass die Politik keine wirklichen Antworten auf den zunehmenden Antisemitismus hat. Neben konkreten Lösungen für die anderen aktuellen Herausforderungen, die es momentan in Deutschland gibt.

Dann gab es die Kulmination im Bundestag in der vorangegangenen Woche, als die CDU erstmalig mit der AFD über einen Antrag zum sog. Zustrombegrenzungsgesetz abstimmte. Er fragte sich, „was muss Margot Friedländer empfunden haben, wenn sie dies im Fernsehen gesehen hat“.

Dadurch ist sein persönliches Vertrauen so geschwächt, dass er in Betracht zog, sein Bundesverdienstkreuz zurückzugeben. Allein eine besonders berührende Begegnung mit den Menschen bei einer Caritas Veranstaltung hat zu der Überlegung geführt, diesen Gedanken erstmal wieder zu verwerfen. Denn das Bundesverdienstkreuz steht auch für die Menschen in diesem Land und nicht nur für den Bundestag.

Levits Fazit:Es fehlt der Plan für die Zukunft.“

Dies vor dem Hintergrund der Herausforderungen in Deutschland in der heutigen Zeit.

Armin Laschet als sein Dialogpartner hatte anfangs beim Publikum keinen leichten Stand, da er in der vorangegangenen Woche ebenfalls mit Ja gestimmt hatte. Er erläuterte sein Dilemma und meinte, er würde diese „bedrückende“ Woche gerne ungeschehen machen.

Im Dialog mit Igor Levit nimmt er Bezug darauf, wie sich der Antisemitismus in Deutschland seit 1945 und speziell in den letzten Jahren entwickelt hat, sowie auf die Entwicklung der AFD von 10% vor ca. drei Jahren bis aktuell 20%. Darauf gibt es für ihn keine einfachen Antworten, aber im Fazit stimmt er Igor Levit absolut zu. Nach der Wahl müssten die demokratischen Parteien positiv und konstruktiv zusammenarbeiten, ansonsten sieht er einen drastischen Regierungswechsel in 4 Jahren. Und was das bedeutet, sei wohl jedem klar.

Das Gespräch endet mit einem Stück von Beethoven, auf besonderen Wunsch von Armin Laschet. So kann das Publikum alle Seiten von Igor Levit, auch als außergewöhnlichen Pianisten erleben, dessen Stimme im öffentlichen Leben weit über die Musik hinaus Bedeutung hat.