Düsseldorf, Schauspielhaus, Der Diener zweier Herren - Carlo Goldoni, IOCO Kritik, 30.05.2022
Der Diener zweier Herren - Carlo Goldoni
Open Air - wie auf einem lebensfrohem Marktplatz
von Rainer Maass
Signore Carlo Goldoni (200 Komödien, Lustspiele, 1707 Venedig -1793 Paris) hätte es wohl gefreut zu sehen, unter welchen Bedingungen sein Diener zweier Herren hier in Düsseldorf arbeiten durfte. Die Sonne tauchte das runderneuerte Schauspielhaus in mildes Licht. Die herrliche Fassade aus Hainbuchenhecken gegenüber verschönte seinen Arbeitsplatz ebenso wie der neue Springbrunnen auf dem Gustaf-Gründgens-Platz, der am Ende sogar mitspielen durfte. Ideale Bedingungen für Goldonis turbulente Komödie, mit der das Düsseldorfer Schauspielhaus die Open Air Saison 2022 eröffnete.
Die 1746 geschaffene Komödie Der Diener zweier Herren des Venezianers Carlo Goldoni wird seit 277 Jahren oft und gerne gespielt. Hauptperson ist ein Diener namens Truffaldino, dem es aus Not, mit Raffinesse und durch Zufall gelingt für zwei Herren gleichzeitig zu arbeiten. Die Folge sind Verwechselungen, Liebesfreud und Liebeskummer, heilige Schwüre und böse Verwünschungen. Kurz: alle Zutaten, die Menschen zu allen Zeiten zum Lachen und/oder Weinen bringen. Truffaldino versteht es durch einen Mix aus Schlauheit und Naivität alle auftauchenden Probleme zu vergrößern. Worauf sie am Ende zu aller Zufriedenheit gelöst werden. Jeder Wunsch wird erfüllt. Alle sind am Ende glücklich. Man ahnte es.
Wichtiger als die Story ist jedoch die Frische und Freude mit der dieser Stoff auf die Bühne kommt. Auf eine Bretterbühne, die dem Open Air Publikum das Gefühl vermittelt, die Vorstellung auf einem Markplatz in Italien zu erleben. In ihrer Inszenierung greifen der Regisseur Robert Gerloff und sein Team Elemente der Commedia dell’arte auf, um daraus eine ganz eigene Form zu entwickeln. Auch die Kostümideen von Cátia Palminha und die von der Choreografin Zoe Knights erarbeitete Bewegungsweise der Spieler*innen folgen dieser Ästhetik. Eindeutig aus dem Heute stammt die Musik von Imre Lichtenberger Bozoki, die das Stück phasenweise zum Musical werden lässt.
Es ist eine Freude das vortreffliche Ensemble spielen zu sehen. Zumal man als Zuschauer vermuten darf, auch die Akteure haben ihren Spaß gehabt. Die Dialoge sind witzig, die Gesangsstücke originell. Als kleine Anregung für das kreative Vorstellungsvermögen des Publikums, werden einige Handlungen nur pantomimisch dargestellt. Ganz gleich was passiert: Langeweile kommt nicht auf. Es gibt viel zu lachen. Über die Sprache von Pantalone (Andreas Grothgar) und seine eigentümliche Art zu gehen oder das stolze Gehabe des übermäßig selbstbewussten Silvio Lombardi (Valentin Stückl), der als zeitweise verschmähter Bräutigam zwischendurch im nahen Eiscafe schmollen darf.
Kurzum: Das große Darsteller*innen Team hat den Zuschauern eine großartige Premiere geboten. Allen voran natürlich der Diener Truffaldino (Kilian Ponert). Er spielt, singt und tanzt wie aufgezogen über die lange Bühne. Nachdem am Ende alle glücklich sind, darf auch er sein Glück finden. Truffaldino bekommt seine geliebte Smeraldina (Gesa Schermuly).
Und damit das Happy End noch schöner wird, mischen sich jetzt unter die Glückstränen der Liebenden die Fontänen des neuen Springbrunnens vor dem Theater. Schöner geht’s nicht.
Das Publikum bedankt sich für mit viel Applaus
---| IOCO Kritik Düsseldorfer Schauspielhaus |---