Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, TOSCA - Giacomo Puccini, IOCO

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, TOSCA - Giacomo Puccini, IOCO
Rheinoper, Düsseödprf, Foto:IOCO

Begeisternde Wiederaufnahme des klassischen Opern-Krimis.

Von Uli Rehwald 

Heute steht in der Deutschen Oper am Rhein die Wiederaufnahme der Tosca auf dem Programm, ein Stück von überragender Popularität. Sie hat sich über 2 Jahrzehnte als Dauerbrenner für das Düsseldorfer Publikum herausgestellt, und so steht sie nun 20 Jahre nach der Premiere wieder auf dem Programm.

Sowohl in Deutschland als auch international erreicht die Tosca knapp einen Platz unter den 10 beliebtesten und am häufigsten gespielten Opern. Das Werk muss dem Verismo zugeordnet werden, obwohl Puccini ja auch viel Belcanto komponiert hat.  Puccini ist es gelungen, dem unglaublich spannungsreichen Plot, der geradezu einen Krimi darstellt, noch zusätzlich eine enorme musikalische Spannung zu verleihen. Eine Oper fast ohne Längen, wo eine rasante Szene die nächste jagt. Wie es der Verismo verdient, wird die dramatische Wirklichkeit farbenprächtig und ausdrucksstark dargestellt. Auch als reines Schauspiel hätte die Handlung sicher gute Chancen, das Düsseldorfer Schauspielhaus zu füllen. Ganz ohne Puccinis Musik.

Rheinoper, Tosca, Foto: Hans Jörg Michel

Die Inszenierung ist unverändert von Dietrich W. Hilsdorf. Vor über 20 Jahren galt Hilsdorf ja noch als progressiv, aber inzwischen wirkt seine Inszenierung fast normal-salonfähig. Da der Opern-Krimi ohnehin schon übervoll mit spannender Handlung ist, hat Hilsdorf es auch nicht erst versucht, zusätzliche, moderne Dinge hinein zu inszenieren. Seine Oper kommt fast naturalistisch daher, nur mit wenigen Ausnahmen. So singt z.B. der Scarpia, nachdem er eigentlich von Tosca ermordet worden ist, noch einmal recht lebendig weiter.

Wenn in dieser Oper noch die 3 Hauptfiguren gut besetzt ist, steht einem rasanten Opernabend nichts im Wege. Diese 3 Hauptfiguren sind heute Abend international besetzt (Ukraine, Südkorea, Russland). Ekaterina Sannikova singt die Titelrolle der Tosca und gab letzte Saison ihr Hausdebüt in Düsseldorf. Und an diesem Abend steht Young Woo Kim in der Rolle des Cavaradossi erstmals auf der Düsseldorfer Opernbühne. Nur Boris Statsenko als Scarpia ist für das Düsseldorfer ein guter Bekannter, der schon vor 20 Jahren in dieser Rolle gefeiert worden ist.

Rheinoper, Tosca, Foto: Hans Jörg Michel

Ekaterina Sannikova gelingt es, uns alle in den beklemmenden Sog der Gewalt hineinzuziehen, der sie ausgesetzt ist. Man glaubt es wirklich, dass sie am Ende der Oper nur noch sterben kann. Sie hat heute überragend gesungen und gespielt. Young Woo Kim gelingt es mit seiner mächtigen, geschmeidigen Stimme, seine großen Arien so vorzutragen, dass er völlig zu Recht Szenenapplaus erhält. Scarpia ist einer der ganz prominenten Bösewichte in der Operngeschichte. Er will einfach nur erpressen, nötigen, morden, seine abgrundtiefe Bösartigkeit ausleben, mit Gewalt nehmen und genießt das auch noch offensichtlich. Er ist sogar so böse, dass die eigentlich engelsgleiche Tosca ihn ermorden muss.  Statsenko wird diesem Anspruch mehr als gerecht. Enorm wirkungsstark ist seine „böse“ Bühnenpräsenz mit vielen Posen und kleinen Mini-Aktionen. Beispielhaft soll nur erwähnt werden, wie er sich am Ende des 1. Aktes vor den Vorhang stellt und beherrschend mitten ins Publikum hineinschaut: So, jetzt ziehe ich an den Fäden des bösen Spiels.

Rheinoper, Tosca, Foto: Hans Jörg Michel

Am Ende der Oper sind sowohl das Liebespaar als auch Scarpia tot, nur die Nebenfiguren überleben. Ein wirklich tödliches Dreieck, musikalisch mitreißend und auf Top-Niveau begleitet von den Düsseldorfer Symphonikern unter der Leitung von Péter Halász.  

Wenn der Vorhang am Ende der Oper fällt, beweist sich die Tosca auch an diesem Abend erneut als große Publikumsoper. Das Düsseldorfer Publikum feiert ihre Stars vor fast ausverkauftem Haus mit begeistertem Applaus, Bravorufen und mehreren Vorhängen. Ganz sicher ist es eine gute Idee, die Inszenierung auch im nächsten Jahr noch auf dem Spielplan zu lassen. Oder besser noch, sie möglichst bald in dieser Saison anzusehen.

Rheinoper, Tosca, Foto: Hans Jörg Michel

Weitere Aufführungen sind in Düsseldorf und Duisburg noch bis April zu sehen.